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Was Selenskis jüngster Minister mit 88 Millionen Franken aus Bern macht

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Mykhailo Fedorov, 33, ist für den Kampf gegen Russlands Hacker-Armeen verantwortlich. Zeitgleich macht er aus der Verwaltung in Kiew die digitalste in Europa. Ein Treffen mit dem ukrainischen Vize-Premier und Digitalminister.

Verwanzte Hotelzimmer, Lauschangriffe und Cyberattacken in der ganzen Schweiz: Vor dem Friedensgipfel auf dem Bürgenstock schlagen Experten und Behörden Alarm. Sie fürchten, die Schweiz könnte zum Ziel von Wladimir Putins berüchtigter Cyberarmee werden – russische Hacker, die immer wieder mit staatlichem Auftrag Computersysteme weltweit angreifen.

In den Medien wird seit Wochen gewarnt. Das ist auch Mykhailo Fedorov nicht entgangen. Doch der wichtigste Cyberkopf der Ukraine bleibt entspannt. «Ja, sie könnten versuchen, Cyberangriffe zu starten und die Friedenskonferenz zu stören», sagt Wolodimir Selenskis Digitalminister im Gespräch mit CH Media. «Ich denke aber, dass die Schweizer Behörden die Sicherheit der Konferenz auch im Cyberbereich gewährleisten werden. Sie werden mit den möglichen Attacken fertig.»

Fedorov sitzt in einem Besprechungsraum in einem Nobelhotel am Zürcher Flughafen, mit Baseballcap auf dem Kopf und dem für ukrainische Minister obligatorischen Regierungs-T-Shirt. Während er spricht, tippt er auf seinem Handy. Ab und an hebt er den Kopf und lächelt – vor allem, wenn er gegen die Russen stichelt.

Von der Verwaltung an die Cyberfront

Vor fünf Jahren kam Fedorov ins Amt – als jüngster Minister in der ukrainischen Geschichte mit nur 28 Jahren. Zuvor war er IT-Unternehmer, gründete in Saporischschja eine eigene Nachrichtenagentur. 2019 orchestrierte er den digitalen Wahlkampf von Wolodimir Selenski, der diesen zum Präsidenten machte.

Fedorovs Job im Kabinett war es zunächst, die ukrainische Verwaltung zu digitalisieren. Mit Russlands brutaler Invasion am 24. Februar 2022 änderte sich sein Aufgabenbereich. Neu gehört auch die Cyberabwehr gegen Putins Hacker dazu.

Immer am Handy: Mykhailo Fedorov (rechts) während des Handschlags von Präsident Wolodimir Selenski (links) mit dem damaligen Schweizer Bundespräsidenten Ignazio Cassis im Oktober 2022.
Bild: Getty

Innerhalb kürzester Zeit hat Fedorov einen beeindruckenden Schutzwall errichtet: «Bislang haben wir keine Durchbrüche durch unsere Abwehr verzeichnen müssen», sagt er. Russland habe es auch nicht geschafft, die Arbeit der Regierungsorgane in Kiew zu stoppen. «Im privaten Sektor gab es Probleme», sagt er, «auf der Regierungsseite nicht».

Die Cyberstärke der Russen hält er ohnehin für überschätzt. Das sagt er schon seit Beginn der Invasion vor über zwei Jahren. Und daran habe sich bis heute nichts geändert. Die Schäden, die Russland am Friedensgipfel anrichten könne, hielten sich auch deswegen in Grenzen. «Sie könnten versuchen, die Internetverbindungen oder die Videoübertragungen zu stören oder elektronische Wegweiser etwa am Flughafen zu hacken, um Unordnung zu stiften», sagt Fedorov. Die Konferenz sei jedoch eine Offline-Veranstaltung, daher glaube er nicht, dass sie allzu grossen Schaden anrichten können.

Geld aus der Schweiz für Kiews Digitalisierung

In der Schweiz weilt Fedorov aber nicht in erster Linie wegen des Friedensgipfels, sondern wegen seines ursprünglichen Arbeitsfelds. Während im Osten der Ukraine der Krieg tobt, hat es der junge Minister nicht nur geschafft, die russischen Cyberattacken abzuwehren. Mit seinem Team junger IT-Experten hat er quasi nebenbei aus der ukrainischen Verwaltung eine der fortschrittlichsten in Europa gemacht.

In der Schweiz präsentierte er nun einen Zwischenstand. Dass er das ausgerechnet hier tut, hat einen einfachen Grund: «Unsere grössten Unterstützer sind die USA, die EU und die Schweiz – zu etwa gleich grossen Teilen.» Bei vielen Projekten sei das Geld aus der Schweiz sogar der wichtigste Faktor.

Laut dem Aussendepartement in Bern hat die Schweiz die Digitalisierung der öffentlichen Dienste in der Ukraine bisher mit insgesamt n29,5 Millionen Franken unterstützt. Und was Fedorov seinen Ansprechpartnern aus Bern nun berichtete, scheint überzeugend gewesen zu sein, denn just an diesem Freitag legte der Bund nach: Der Bundesrat entschied, dass die Schweiz bis zum Jahr 2028 weitere 58,7 Millionen Franken für die Digitalisierung von staatlichen Dienstleistungen und der Förderung der Transparenz in der ukrainischen Verwaltung zur Verfügung stellt.

Finanziert werden sollen insbesondere «Projekte in den direkt vom Krieg betroffenen Gebieten; und zwar in Bereichen, die für den künftigen Wiederaufbau wichtig sind», heisst es in einer Mitteilung des EDA.

Minister Fedorov sagt – angesichts der Summe von insgesamt rund n88 Millionen Franken nicht ganz zu Unrecht: «Die Schweiz ist die Mutter der ukrainischen Digitalisierung.»

Was er mit dem Geld anstellt? Fedorov zückt sein Handy, öffnet die Regierungsapp namens Diia (deutsch: «Aktion»), die seine Leute entwickelt haben, und wischt durch die Seiten: «Hier ist mein Ausweis, mein Führerschein, alles auf dem Smartphone.» Er besitze zwar noch eine physische ID, «aber ich weiss nicht, wo sie ist», sagt er.

Das Schweizer Geld fliesst in das Projekt «E-Governance for Accountability and Participation» – ein strategischer Partner des Diia-Projekts. Die App nutzen inzwischen über 20 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer. Darin machen sie ihre Steuererklärung, beantragen Dokumente oder Sozialleistungen und registrieren ihr Auto. Seit der Krieg tobt, wurden die Funktionen erweitert: Neu lassen sich unter anderem Schäden am eigenen Haus durch russischen Beschuss unbürokratisch melden und finanzielle Hilfe beantragen. Russische Kollaborateure werden ebenfalls via App gemeldet. Selbst für Heiratsdokumente gibt es eine eigene Rubrik.

Auch bei der Bekämpfung der Korruption, die in der Ukraine nach wie vor ein grosses Problem darstellt, soll die App helfen. Fedorov: «Wer heute ein Bauprojekt realisieren will, kommt gar nicht mehr in direkten Kontakt mit Behörden. Das geht nun alles online, transparent, es sind keine Menschen mehr involviert.»

Papier und Plastik in der Schweiz

Paradox scheint der Umstand, dass die Ukraine mit ihrer App fortschrittlicher dasteht als ihre Financiers. Wie geht so etwas inmitten einer Invasion? «Das Fundament haben wir bereits vor dem Krieg gelegt», sagt Fedorov. Er hebt den Kopf, lächelt und sagt: «Die Schweiz ist einer unserer wichtigsten Partner und Freunde – und wir würden uns schon wünschen, dass sie ein wenig digitalisierter wäre.» Zugleich könne die Ukraine von der Schweiz vieles im Bereich der digitalisierten Demokratie lernen: «Mit der Swiss ID ist der Schweiz ein grosser Durchbruch gelungen», sagt er.

Seine Entwicklung will Fedorov nun der ganzen Welt zugänglich machen. Der Code ist Open Source, jeder kann ihn verwenden. «Unsere App bieten wir anderen Ländern an, auch der Schweiz», sagt er. In Bern winkt man jedoch ab: Die Unterstützung der entsprechenden Direktion des Aussendepartments an der Digitalisierung der ukrainischen Verwaltung «sieht keine Umsetzung der verwendeten Technologie von Diia in der Schweiz vor», heisst es auf Nachfrage.

Bei Behördengängen wird man hierzulande also noch etwas länger auf Papier angewiesen sein.

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