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Warum dürfen die Schwinger die Spitzensport-RS machen?

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Obwohl das Schwingen keine olympische Sportart ist, können Schwinger in der Armee die Spitzensport-RS absolvieren. Es ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Die einen können ihr Image aufbessern, die anderen ihre Schwünge. Aber profitiert auch der Schwingsport?

Die Spitzensport-Rekrutenschule in der heutigen Form gibt es seit 2004. Seit Herbst 2012 können auch Schwinger die Spitzensport-RS absolvieren. Kilian Wenger und Christoph Erb waren die ersten gewesen, die in Magglingen zur Rekrutenschule eingerückt sind. Aber warum können Schwinger überhaupt von der militärischen Sportförderung profitieren? Denn auf der Homepage des Bundes wird Sinn und Zweck der Spitzensport-Rekrutenschule wie folgt formuliert: «Mithilfe der Spitzensport-RS sollen der sportliche Aufbau, der Schritt zu internationalem Niveau auf Elite-Stufe und der Start einer Profi-Karriere unterstützt werden.» Das Problem: Bei den Schwingern steht von vorneherein fest, dass sie zwei der drei Punkte nicht werden erfüllen können. Es gibt kein internationales Niveau, an das die Schwinger herangeführt werden können, weil der Schweizer Nationalsport nur hierzulande ausgeübt wird. Und Profis sind im Schwingsport verpönt.

«Sport von nationaler Bedeutung»

Warum dürfen Schwinger dennoch die Spitzensport-RS besuchen? «Es gibt grundsätzlich drei Kategorien von Sportarten, die zur Spitzensport-RS zugelassen sind», erklärt Urs Walther, Chef Fachbereich Spitzensportförderung der Armee. «Zum einen olympische Sportarten, zum anderen nicht olympische Sportarten, in denen die Schweiz zur internationalen Elite gehört, so wie zum Beispiel Orientierungslauf. Und die dritte Kategorie sind Sportarten von nationaler Bedeutung, dazu gehört auch das Schwingen.»

Das Schwingen gehört zu den Sportarten mit nationaler Bedeutung.
Bild Keystone

Wie alle Athletinnen und Athleten von zugelassenen Sportarten müssen auch Schwinger vordefinierte Leistungskriterien erfüllen, wenn sie ihren Militärdienst in Magglingen tun wollen. Ein eidgenössischer Kranzgewinn oder ein Festsieg bei einem kantonalen Schwingfest werden vorausgesetzt. Einige Millionen Franken lässt sich die Schweizer Armee den Spitzensport jährlich kosten. Das ist im riesigen Militärbudget von über fünf Milliarden Franken zwar nur ein Klacks, aber wie jede Investition soll auch diese irgendwo einen positiven Effekt bewirken. «Sportler sind Botschafter unseres Landes, im Idealfall gewinnen sie dank unserer Förderung bei internationalen Wettkämpfen Medaillen und Titel gewinnen und bescheren unserem Land Visibilität», sagt Urs Walther. Ob Skifahrer Marco Odermatt, Mountainbikerin Jolana Neff, Langläufer Dario Cologna oder Sportschützin Nina Christen – sie alle waren Absolventen der Spitzensport-RS, haben später Olympiamedaillen und Weltmeistertitel gewonnen und verleihen der Sportschweiz Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus. Natürlich werden nicht alle Athletinnen und Athleten, die jährlich ihren Dienst in Magglingen tun, später in ihren Sportarten internationale Topstars. Aber auf die eine oder andere Art repräsentieren sie fast alle die Schweiz im Ausland.

Ein Geben und Nehmen

Und die Schwinger? «Der Schwingsport erlebt seit Jahren einen grossen Aufschwung und ist sehr populär. Deshalb sind auch Schwinger sehr gute Botschafter innerhalb unseres Landes», sagt Walther. «Wenn Schwinger in Interviews die positive Unterstützung durch die Armee erwähnen oder Einsätze wie beispielsweise Referate oder Autogrammstunden zugunsten der Armee leisten, hat dies einen positiven Effekt.»

Acht Schwinger haben bisher die Spitzensport-RS in Magglingen absolviert, von einem Spitzensport-WK haben in diesem jahr 30 Schwinger profitiert.
Bild Keystone

Das Militär, das vom guten Ruf des Schwingsports profitiert – ist das Ansehen der Schweizer Armee so ramponiert, dass es einer Imagepflege bedarf? «Darum geht es nicht», versichert Urs Walther. «Die Schweizer Armee hat den politischen Auftrag, den Spitzensport zu fördern, und versucht diesen so breit wie möglich zu erfüllen. Dass man schaut, wie man allenfalls etwas zurückbekommen kann, ist legitim.»

Nostalgie versus Realität

Schwinger in der Spitzensport-RS, das kommt in Schwingerkreisen nicht überall gut an. Da wird seit jeher die Fahne des Amateursports hochgehalten, da werden die Mythen vom Bauern, der vom Feld heimkehrt und in den Schwingkeller steigt, oder vom Zimmermann, der nach getaner Arbeit die Zwilchhose überstreift, gehegt und gepflegt. «Das sind zwar schöne Geschichten, aber es gab schon vor Jahrzehnten Bauernsöhne, die nicht mehr 100 Prozent gearbeitet haben, damit sie ins Schwingtraining konnten. Stattdessen haben Knechte ihren Vätern bei der Arbeit geholfen», sagt Rolf Gasser, Leiter der Geschäftsstelle des Eidgenössischen Schwingerverband ESV. «Das Schwingen ist nicht mehr bloss das urtypische Schweizer Spiel, als das ihn einige Traditionalisten noch gerne sehen würden. Es hat sich nach den Grundsätzen des Spitzensports weiterentwickelt.» Und das sei gut so. Allein dieses Jahr habe der nationale Verband einen zehnprozentigen Zuwachs bei den Nachwuchsschwingern verzeichnet, sagt Gasser. «Dass Schwinger die Chance erhalten, die Spitzensport-RS zu machen, ist die logische Weiterführung unserer Entwicklung.»

Es sollen mehr werden

Drei Schwinger werden im Herbst die Spitzensport-RS in Angriff nehmen, darunter auch der Freiburger Romain Collaud als erster Schwinger der Südwestschweiz. Insgesamt absolvieren jährlich rund 140 Athletinnen und Athleten die Rekrutenschule in Magglingen. «Bisher konnten alle drei Jahre zwei Schwinger teilnehmen, neu sind es drei Schwinger alle zwei Jahre», erklärt Urs Walther. Dass im Gegensatz zu anderen Sportarten nicht jedes Jahr Schwinger zur Spitzensport-RS zugelassen werden, habe damit zu tun, dass der Nationalsport nicht olympisch sei. «Wir müssen da immer etwas die Relationen zu anderen Sportarten wahren.»

Der aktuelle Schwingerkönig Joel Wicki hat 2017 die Spitzensport-RS gemacht.
Archivbild: Keystone

Acht Schwinger sind bisher in den Genuss der militärischen Förderung gekommen. Geht es nach dem Willen des Eidgenössischen Schwingerverbands, soll sich dies bald ändern. «Der ESV setzt sich dafür ein, dass unsere Athleten jedes Jahr nach Magglingen können», sagt Rolf Gasser.

Nur die Schwinger profitieren

Bereits jetzt dürfen jene Schwinger jedes Jahr nach Magglingen, die ihre militärischen Wiederholungskurse als Spitzensport-WK absolvieren. Die sind neben der Spitzensport-RS ein weiteres Fördergefäss des Bundesamts für Sport (Baspo) und sollen im Prinzip für die spezifische Vorbereitung auf internationale Wettkämpfe wie Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften genutzt werden. 30 WK-Tage und 100 zusätzliche freiwillige Diensttage können Athletinnen und Athleten pro Jahr einsetzen für Trainingslager, Wettkämpfe, Reha oder ähnliches. Und so haben im 2024 bisher 30 Schwinger während 758 Tagen von der Förderung der Armee profitiert. Darunter klingende Namen wie Matthias Aeschbacher, Nick Alpiger, Marcel Bieri, Florian Gnägi, Remo Käser, Lario Kramer, Damian Ott, Martin Roth, Werner Schlegel, Fabian Staudenmann, Adrian Walther, Joel Wicki – allesamt Eidgenossen und WK-Soldaten.

Nur: Die eigentliche Idee der mit Steuergeldern finanzierten Spitzensport-WKs ist es, dass sich Sportlerinnen und Sportler spezifisch auf internationale Wettkämpfe vorbereiten können. Sie sollen anschliessend die Schweiz bei Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften möglichst erfolgreich repräsentieren. Die Schwinger können das nicht, und so sind sie unter dem Strich die einzigen, die von den Spitzensport-WKs profitieren.

Kritik und Wertschätzung

Einen Vorwurf kann man ihnen deshalb nicht machen. Die Förderangebote der Armee existieren, sie zu nutzen ist legitim. Doch das tun nicht alle Bösen: Samuel Giger oder auch Pirmin Reichmuth boykottieren die Spitzensportförderung aus persönlicher Überzeugung. So vertritt etwa der dreifache Eidgenosse und diesjährige Stoss-Sieger Giger die Meinung, dass es nicht im Sinne des familiären Schwingsports sei, wenn sich die Besten Schwinger auf Kosten der Armee noch zusätzlich verbessern können.

Hält nicht viel von der Förderung durch die Armee: Samuel Giger.
Bild Keystone

«Es ist ein Riesenprivileg, das wir geniessen», ist sich denn auch der Freiburger Lario Kramer bewusst. «In Magglingen habe ich eine Top-Infrastruktur zur Verfügung, kann gegen die besten Schwinger kämpfen – selbst der Schlechteste ist ein Eidgenosse – und ich profitiere von knallharten Trainings.» Für ihn seien die WKs wie ein perfektes, bezahltes Trainingslager.

Jeweils im Winter nutzt der 26-jährige Galmizer das WK-Gefäss, um sich während sechs Wochen in Magglingen auf die Saison vorzubereiten. In einer Militärwoche stehen siebenmal Kraft und fünfmal Schwingen auf der Agenda. Das sind fünf bis sechs Einheiten mehr als üblich. Darüber hinaus fällt die Arbeitsbelastung gänzlich weg. «Anders als zu Hause kann man sich in Magglingen voll aufs Schwingen fokussieren und professionell trainieren», sagt Kramer. Die Kraft- und Athletiktrainings absolvieren er und seine Armeekollegen in Eigenregie anhand ihrer individuellen Trainingspläne. Die gemeinsamen Trainings im Sägemehl werden von Matthias Glarner geleitet. Der Schwingerkönig von 2016 ist als Spitzensporttrainer im Auftrag des ESV für die Lehrgänge der Rekrutenschule und der Wiederholungskurse der Schwinger zuständig.«Da arbeiten wir viel an der Schwingtechnik.»

Auch der Freiburger Schwinger Lario Kramer profitiert von den Spitzensport-WKs.
Bild Keystone

Droht die Zweiklassengesellschaft?

Die Spitzensport-WKs sind auch für Schwinger offen, die eine normale Rekrutenschule gemacht haben. Zugelassen werden aber auch hier nur die Besten – schliesslich sind sie auch Sparringspartner für die Absolventen der Spitzensport-RS. Und so stellt sich die Frage, ob Fördergefässe wie die Spitzensport-RS und der Spitzensport-WK dem Schwingsport dienen oder ob sich dadurch die Leistungsschere zwischen den privilegierten Sportsoldaten und den Amateurschwingern weiter öffnet? «Das Leistungsgefälle gibt es schon länger, und es wird sich so oder so vergrössern, weil es vermehrt Schwinger gibt, die nur noch 60 oder 40 Prozent arbeiten», sagt Rolf Gasser vom Eidgenössischen Schwingerverband. Einigen Schwingtraditionalisten möge diese Entwicklung nicht gefallen, er finde sie positiv. Eine Leistungsschere gebe es in jeder Sportart, die sich in Richtung Spitzensport entwickele. «Sport ist das beste Beispiel dafür, wie das darwinistische Prinzip funktioniert: Die Lebewesen, die sich am besten anpassen können, die im Kopf am fittesten und flexibelsten sind, die sich am meisten anstrengen, werden sich durchsetzen. Die anderen bleiben auf der Strecke.»

Vorteil Sportsoldat

Dass die Schwinger mit Armeeunterstützung bei diesem Kampf ums Überleben bevorteilt sein könnten, das glauben die wenigsten der Direktbetroffenen. Lieber werden die Beispiele von Samuel Giger oder Pirmin Reichmuth angeführt, die auch ohne Militärhilfe sehr erfolgreich seien. «Wenn ich nicht nach Magglingen könnte, würde ich in der Zeit anderswo ein Trainingslager machen», sagt der Freiburger Schwinger Lario Kramer, der jedes Jahr nach Teneriffa zum Trainieren fliegt. Und Rolf Gasser vom ESV ergänzt: «In dieser Saison hat es schon einige Überraschungssieger gegeben. Viele Schwinger können ein Fest gewinnen, auch ohne Unterstützung durch das Militär.»

Tatsächlich hat es bei den bisherigen 29 Kranzfesten dieser Saison schon 19 verschiedene Sieger gegeben. 14 der 29 Kranzfeste wurden von Schwingern gewonnen, die noch nie einen Spitzensport-WK absolviert haben. Anders fällt die Bilanz aus, wenn man nur die Bergkranzfeste (3) und Teilverbandsfeste (4) betrachtet. Da konnte sich einzig Giger einmal (Stoos, 9. Juni) durchsetzen, ansonsten hat bei den grossen Festen immer ein Sportsoldat gewonnen.

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