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Die stille Arbeiterin verabschiedet sich leise

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Inès Granvorka, Sie haben sich entschieden, die Power Cats zu verlassen. Was sind Ihre Beweggründe?

Wenn alles gut läuft, beende ich im Sommer an der Uni Freiburg meinen Bachelor in Sozialwissenschaften. Ich bin jetzt 28  Jahre alt und habe ausser im Volleyball noch keine Erfahrungen im Berufsalltag gemacht. Ich möchte deshalb ein Jahr lang ein Stage absolvieren, und ich strebe einen Masterabschluss an. Den plane ich an der Uni Lausanne zu machen.

Wann haben Sie sich zu diesem Schritt entschieden?

Der Entscheid war absehbar, eben weil mein Studium im Sommer endet. Ich hatte vier schöne Jahre in Düdingen bei einem sportlich ambitionierten Team und guten Freunden. Im letzten Sommer hat es einen ziemlichen Umbruch gegeben, es sind einige neue Spielerinnen ins Team gekommen, und ich konnte neue Lebenserfahrungen machen. Darum fällt es mir nicht leicht, Düdingen zu verlassen. Ich spüre aber, dass mit meinem Studium auch ein Lebensabschnitt zu Ende geht. Wenn ich gehen will, dann ist jetzt der Moment.

Mit 28 Jahren sind Sie im besten Volleyballalter …

Das stimmt, zwischen 27 und 30 sei der Mix zwischen körperlicher Fitness und Erfahrung am besten, sagt man (lacht). Ich höre ja nicht auf mit Volleyball. Mir wurde diese Saison bewusst, dass ich weiterhin auf gutem Niveau spielen will. Ich habe auch über einen Gang ins Ausland und eine Karriere als Vollprofi nachgedacht, um andere Erfahrungen machen zu können. Ein konkretes Angebot habe ich aber nicht erhalten, mein Profil als defensive Spielerin ist nicht so gefragt. Ehrlich gesagt, habe ich mich auch nicht wahnsinnig darum bemüht. Ich sehe meine Zukunft in der NLA, hier möchte ich noch ein paar Jahre spielen, durchaus mit sportlichen Ambitionen, aber Spass und Freude stehen an erster Stelle.

Wissen Sie schon, zu welchem Verein Sie wechseln?

Es zieht mich zurück in die Romandie, ich möchte künftig näher bei meiner Familie sein (Granvorka ist in Morges aufgewachsen, Red). Wo ich spielen werde, steht noch nicht fest. Ich bin mit verschiedenen Vereinen im Gespräch, aber es ist noch nichts spruchreif.

Sie spielten die letzten vier Saisons für Düdingen, davor sechs Jahre bei Volero Zürich. Eine solche Clubtreue ist in der heutigen Sportwelt eher ungewöhnlich. Haben Sie auch sonst gerne Kontinuität in Ihrem Leben?

Ich denke schon. Ich bin gegenüber unbekannten Leuten und in neuen Situationen eher reserviert und schüchtern. Bis ich aus mir herauskommen kann, brauche ich immer einige Zeit. Insofern habe ich gerne eine gewisse Beständigkeit. Anderseits probiere ich auch gerne neue Sachen aus. Als ich mit 18 vom beschaulichen Cheseaux nach Zürich zu Volero gegangen bin, war das ein grosser Schritt. Auch der Wechsel zu Düdingen, wo ich eine andere Rolle mit viel mehr Verantwortung bekommen habe, war eine Herausforderung. Wenn sich solche Gelegenheiten ergeben, dann nutze ich sie, auch wenn ich dafür meine traute Umgebung verlassen muss.

Sie haben bei Düdingen immer die Trikotnummer 13 getragen. Warum diese Zahl?

Schon als Kind habe ich immer das Leibchen mit der 13 getragen. Ich hatte es damals ausgewählt, weil ich am 13. August geboren wurde. Und da ich nicht abergläubisch bin, im Gegensatz zu vielen anderen Spielerinnen, die ich kennengelernt habe, habe ich die 13 behalten (lacht).

Nach dem Rücktritt von Kristel Marbach waren Sie diese Saison Captain der Power Cats. Was nehmen Sie von dieser Leaderrolle mit ins Privatleben?

Anfangs habe ich mich in meiner Rolle als Captain nicht so wohl gefühlt. Ich stehe nicht so gerne vor andere Leute hin und ergreife das Wort. Als Captain muss man das aber. Auf die Spielerinnen zuzugehen, mit ihnen zu diskutieren, ihre Anliegen zu verstehen und diese dann gegen aussen zu vertreten – daran musste ich mich erst gewöhnen. Ich denke, dass ich diese Herausforderung nach einigen Anlaufschwierigkeiten gut gemeistert habe. Das hilft mir sicher später im Privat- und im Berufsleben.

Sie haben in den zehn Jahren bei Volero und Düdingen viele Mitspielerinnen kommen und gehen sehen. Da entstehen viele Freundschaften, und viele fallen wieder auseinander. Wie gehen Sie damit um?

Es ist schon sehr speziell. Man verbringt sehr viel Zeit mit dem Team, man ist unter der Woche in den Trainings zusammen und am Wochenende bei den Matchs. Das verbindet, das Team ist wie eine Familie. Ende Saison heisst es dann oft Abschied nehmen – insbesondere die Ausländerinnen sieht man dann kaum mehr. Während die meisten Leute einen fixen Freundeskreis haben, wechselt der bei uns Volleyballerinnen immer etwas. Ich bin aber niemand, der krampfhaft versucht, mit allen möglichst lange in Kontakt zu bleiben. Ich versuche, den Moment zu geniessen. Ich habe das Glück, meinen Sport als Beruf leben zu dürfen und dadurch viele Leute kennenzulernen. Dieses Privileg haben nicht viele.

Was war der schönste Moment, den Sie in den vier Jahren mit den Power Cats erlebt haben?

Es gab so viele schöne Momente. Zum Beispiel als wir 2018 das Playoff-Duell gegen Kanti Schaffhausen gewonnen haben und Dritte wurden. Es war das erste Mal, dass der Verein so gut klassiert war. Und ich erinnere mich noch gut an das Gefühl, als ich in meiner ersten Saison bei Düdingen erstmals ein enges und hart umkämpftes Spiel gewonnen habe. Davor bei Volero waren Siege immer eine Selbstverständlichkeit gewesen, mit Düdingen haben wir den Erfolg hart erarbeitet und erzittert. Das war ein tolles Gefühl.

Normalerweise zählen Volleyballerinnen bei der Frage nach den schönsten Momenten die Europacupspiele auf …

(lacht) Die Europacuppartien sind sicherlich jene Spiele, die am meisten Beachtung finden, an denen am meisten Zuschauer dabei sind und die Stimmung am besten ist. Für den Club, für sein Image und seine Vermarktung, sind Europacupauftritte super. Aber es waren nicht die Spiele, die mich emotional berührt haben. Sportlich war es nur wenig prickelnd, entweder haben wir locker gewonnen, oder der Gegner war zu stark. Spannend verliefen die Matchs selten.

Welchen Moment würden Sie am liebsten aus Ihrer Erinnerung streichen?

Das ist eindeutig die Cup-Halbfinalniederlage gegen Sm’Aesch-Pfeffingen von diesem Jahr. Das hat wehgetan. Dass der Final nun nicht stattfindet, hilft bei der Frustbewältigung ein bisschen. (lacht)

Sie waren bei Düdingen immer die stille Arbeiterin im Hintergrund und standen immer etwas im Schatten ihrer Mitspielerinnen. Hätten Sie sich mehr Aufmerksamkeit gewünscht?

Bei Volero hatte ich mir oft gewünscht, 1,90 m gross zu sein anstatt nur 1,80 m. Ich war immer die Kleinste im Team und habe gespürt, dass ich aufgrund meiner Grösse Limiten hatte. Ich musste lernen, das zu akzeptieren. Heute kann ich mich so nehmen, wie ich bin. Deshalb hatte ich auch kein Problem damit, dass ich in Düdingen aufgrund meines Spielerprofils eine defensive Aufgabe innehatte und somit nicht so im Fokus stand wie die Angreiferinnen, die die Punkte machen. Es gibt in jeder Sportart diese verschiedenen Rollen. Wie sehr jemand im Fokus steht, sagt nichts über die Wichtigkeit seiner Rolle aus. Ich wusste immer um die Bedeutung meiner Rolle.

Ihre letzte Saison mit den Power Cats ist wegen des Coronavirus abrupt zu Ende gegangen. Wie haben Sie das erlebt?

Es war bizarr. Nach dem zwischenzeitlichen Meisterschaftsunterbruch konnte ich mich im Prinzip schon darauf einstellen, dass es nicht weitergehen würde. Beim Eishockey wurde alles abgebrochen, und es war abzusehen, dass es auch im Volleyball so sein würde. Dennoch war es eine grosse Enttäuschung. Am Freitagabend hatten wir noch unser letztes Training und planten für die nächsten Tage ein gemeinsames Abschiedsessen. Doch plötzlich war auch das nicht mehr erlaubt. Ich konnte mich von meinen Mitspielerinnen nicht persönlich verabschieden, auch bei den vielen Helfern und den Zuschauern hätte ich mich gerne bedankt.

Wie trainieren Sie momentan?

Die ersten zwei Wochen nach Saisonende habe ich Pause gemacht. Inzwischen habe ich wieder angefangen zu joggen, und ich mache zu Hause viel Yoga. An der Technik zu arbeiten, ist hingegen schwierig. Wenn das noch mehrere Monate so bleiben sollte, wird es für mich ein böses Erwachen geben, wenn es wieder losgeht.

Eine hypothetische Frage zum Schluss: Was wäre für Volley Düdingen in dieser Saison nach der Playoff-Halbfinalqualifikation noch möglich gewesen?

Es war eine komplizierte Saison: erst die lange Verletzung von Elena (Steinemann) und dann der Ausfall von Ralina (Doshkova). Da glaubte ich nicht mehr daran, dass wir die Top 4 würden erreichen können. Die Erleichterung und die Freude über den doch geschafften Halbfinaleinzug haben dann neue Energien freigesetzt. Wir wären weiterhin nicht der Favorit gewesen, aber wir hätten ohne Druck antreten können. Wenn man nichts zu verlieren hat und frei aufspielen kann, dann ist man immer gefährlich. Erst recht, wenn man so wie wir in dieser Saison zweimal den Titelverteidiger Neuenburg und auch Aesch-Pfeffingen bezwungen hat.

Volley Düdingen

«Wir verlieren einen tollen Menschen und ein Vorbild»

Inès Granvorka ist die einzige Spielerin der Po­wer Cats, die in den letzten vier Saisons durchgehend das Trikot des TS Volley Düdingen getragen hat. «Als ich im Mai 2017 den Trainerposten in Düdingen übernommen habe», war Inès schon da», erinnert sich Headcoach Dario Bettello. «Für mich hat sie immer zum Team gehört, und ich bedauere sehr, dass sie uns nun verlässt. Wir verlieren mit Inès nicht nur eine gute Spielerin, sondern auch einen tollen und liebenswerten Menschen.»

«Ein wichtiger defensiver Pfeiler»

Als Spielerin habe sie nach den sechs Jahren bei Volero Zürich sehr viel Erfahrung ins Team gebracht, sagt Bettello über den Lockenkopf mit der Trikotnummer 13. «In der Verteidigung und in der Annahme war Inès ein wichtiger Pfeiler in unserem System und hat dafür gesorgt, dass das Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive funktioniert hat.» Zudem sei Inès ein perfektes Vorbild gewesen. «Sie ist eine sehr seriöse Arbeiterin. In jedem Training und in jedem Match hat sie ihr Bestes gegeben.» Sie sei immer sehr positiv eingestellt gewesen, auch wenn es mal nicht wie gewünscht gelaufen sei. «Ich habe Inès’ optimistische, etwas zurückhaltende, stets freundliche und hilfsbereite Art sehr geschätzt», sagt Bettello. ms

 

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