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Tote Männer wegen der Violinspinne – alles nur halb so schlimm?

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Schweizer Medien und die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichten, dass Bisse der Violinspinne innerhalb weniger Wochen zu zwei Todesfällen geführt haben. Der Berner Uni-Professor Wolfgang Nentwig kennt diese Spinnenart genau und sagt, was Sache ist.

Die Violinspinne macht Schlagzeilen. Gemeldet wird in diversen Medien, dass diese Spinne namens Loxosceles rufescens in Italien einen 23-jährigen Mann mit einem Biss getötet habe. Gemäss der italienischen Nachrichtenagentur Ansa soll der Mann am Samstag in einem Spital in Bari an einem septischen Schock und Organversagen gestorben sein. Er war vor mehr als einem Monat von der Violinspinne ins Bein gebissen worden. Laut der Ansa sei das bereits das zweite Opfer, im Juli soll ein 25-jähriger Polizist auf Sizilien wegen eines Bisses auf dieselbe Art gestorben sein.

Wolfgang Nentwig ist Professor am Institute of Ecology and Evolution der Universität Bern. Er hat sich vor sieben Jahren in einer Publikation im Fachmagazin «National Library of Medicine» mit einem früheren angeblichen Todesfall durch diese Spinnenart und ihrer medizinischen Auswirkung auf den Menschen auseinandergesetzt. Er bestätigt, dass die Violinspinne theoretisch einen Menschen töten könnte. «Das Gift der Spinne enthält ein Enzym, das beim Menschen schwere Gewebezerstörungen auslösen kann», sagt Nentwig. «Zudem kommt es in sehr seltenen Fällen zu unkontrollierten Immunreaktionen, die schnell zum Tod führen können.»

In der Schweiz ist sie nicht etabliert

Die Violinspinne ist eine mediterrane Spinnenart. In der Schweiz kommt sie nicht vor. Die Website araneae.nmbe.ch zeigt das europäische Verbreitungsgebiet. Dort ist ersichtlich, dass diese Spinnenart in unseren Nachbarländern Frankreich und Italien präsent ist. Da sie sich leicht mit Transportgütern verbreiten lässt, ist sie inzwischen auf fast allen anderen Kontinenten und vielen Inseln eine gebietsfremde und invasive Art. So besiedelt sie Länder in Südeuropa, aber auch von Nordafrika bis Iran und Afghanistan. Auch in den USA kommt sie vor sowie in Mexico, Peru, Makaronesien, Südafrika, Indien, China, Japan, Korea, Laos, Thailand, Philippinen, Australien und Hawaii.

«Sie lebt in trockenen Habitaten, unter Steinen, in Felsspalten. Auch in und um Häuser und anderen Gebäuden kommt sie vor», sagt Nentwig. Sie ist eine 7 bis 8 Millimeter grosse, unscheinbare Spinne, die nachtaktiv ist. Sie geht nachts nicht über den Bereich ihres Gespinstes hinaus, in dem sie auf Insekten als Beute lauert. «Diese Spinne wurde immer als scheu bezeichnet, die sich bei geringster Bedrohung, also bei Erschütterung und Schatten, zurückzieht. Normalerweise kommen Menschen nicht mit Loxosceles rufescens in Berührung.»

Kein bewiesener Todesfall durch die europäische Violinspinne

So gibt es gemäss dem Spinnenexperten bei der europäischen Loxosceles rufescens bis heute weltweit keinen eindeutig nachweisbaren Todesfall. Bei nord- und südamerikanischen verwandten Arten kämen Todesfälle gelegentlich vor. Das vermutlich in einer niedrigen einstelligen Zahl pro Jahr.

Deshalb gibt der Spinnenexperte zu bedenken, dass bei den jetzt berichteten zwei Fällen aus Italien wie auch bei einem weiteren aus Griechenland in keinem Fall eine Spinne gesichtet worden sei – und auch nicht als Todesursache identifiziert wurde. Als Todesursache wurde meist eine Sepsis genannt. Sepsis ist auch in der Schweiz eine häufige Erkrankung, die schnell zum Tod führen kann. «Sie hat aber in der Regel eine bakterielle Infektion als Ursache. Ich bedauere, dass diese drei aktuellen Fälle in den Medien hochgekocht werden und immer auf Loxosceles als Ursache verwiesen wird. Fake News, sagt man heute dazu», sagt der Professor der Universität Bern.

In seiner Studie aus dem Jahr 2017 hat Nentwig elf Fälle von Violin-Spinnenbissen untersucht. Dabei zeigten sich in neun Fällen Gewebezerstörungen (Nekrosen), vier Fälle erforderten eine chirurgische Entfernung von beschädigtem Gewebe. Alle Fälle heilten innerhalb weniger Wochen ohne Komplikationen ab. Loxosceles rufescens sei eine Spinnenart, die durch menschliche Aktivitäten weltweit verbreitet wird, den Menschen nur selten beisst, wobei die Bisse weniger schädlich seien als oft beschrieben. «Es ist kein tödliches Problem bekannt», schreibt Nentwig im Fazit seiner Studie.

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