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Verlorene Heimat

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Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Südtirol zu Österreich. 1919 wurde es dann zur nördlichsten Provinz von Italien. Neunzig Prozent der Bevölkerung war jedoch deutschsprachig, sie wurde quasi über Nacht italienisiert und somit ihrer Identität beraubt. In der Öffentlichkeit durfte nicht mehr Deutsch gesprochen werden, die Amtssprache war plötzlich Italienisch, was die wenigsten Einheimischen beherrschten.

Ereignisse überschlagen sich

Kaum hat Trina ihr deutsches Lehrerdiplom in der Tasche, verliert sie es auch sogleich wieder, da die faschistische Regierung deutschsprachigen Unterricht verbietet. Die Einheimischen wehren sich dagegen, weshalb die Kinder fortan mithilfe der Kirche im Untergrund unterrichtet werden. Ein gefährliches Unterfangen, das mit Gefängnis oder Verbannung in den Süden Italiens bestraft wird, wenn die Schergen Mussolinis die geheimen Schulzimmer aufstöbern. Trina kommt mit einem blauen Auge davon, doch in ihrem Freundeskreis gibt es Deportationen und erschütternde Schicksale.

Hitler und Mussolini handeln einen Pakt aus, der die deutschsprachigen Südtiroler während des Zweiten Weltkriegs zwingt, entweder in das Deutsche Reich und somit in eine ungewisse Zukunft auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in ihrer angestammten Heimat zu bleiben. Trinas Familie entscheidet sich fürs Bleiben, für sie und ihren Mann kommt ein Weggehen nicht infrage. Ihr Sohn jedoch wehrt sich dagegen, für ihn scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die Nazis Südtirol «erretten». Zu allem Elend wird die kleine Tochter Marica von Verwandten nach Deutschland entführt, was die Eltern hart trifft.

Ein Leben in steter Bedrängnis

Die Ereignisse überschlagen sich, als der Familienvater vom Militär eingezogen wird. Trina schreibt sich in Worten an die verschwundene Marica ihr Leid von der Seele. In dunklen Kriegsjahren wird das Leben unerträglich, und sie flieht mit ihrem kriegsversehrten Mann vor den Nazis in die Berge. Von Hunger und schrecklichen Erlebnissen gezeichnet, kehren sie nach Kriegsende in das Dorf zurück, wo sie hoffen, ihr Leben endlich in friedlichen Bahnen zu führen. Doch dem Kampf ums Überleben in Kriegszeiten folgt ein noch viel erbitterter Kampf gegen den Bau eines Energieprojekts, welches das ganze Tal bedroht.

Historische Begebenheiten

Balzano äusserte sich kürzlich in einem Interview zu seinem Roman folgendermassen: «Literatur ist da, Zeugnis zu hinterlassen». Dieser Roman gibt Zeugnis der wechselvollen Politik in einer gebeutelten Gegend, die als Spielball zwischen den Nationen diente. Und nicht zuletzt setzt er das Zeichen einer höchst traumatischen Geschichte, «… in der ein blindwütiger, sinnloser Fortschritt eine Landschaft, eine Gemeinschaft, eine Welt zerstört». Das Leben der einfachen Leute im Südtiroler Vinschgau, wie der Autor es Trina in seinem Buch nachvollziehbar erzählen lässt, macht tief betroffen. Ein ausführlich recherchierter, aufwühlender Roman, der zugleich beste Unterhaltung bietet.

Marco Balzano, geboren 1978 in Mailand, ist zurzeit einer der erfolgreichsten italienischen Autoren. Er schreibt Gedichte und Essays, Erzählungen und Romane.

Marco Balzano: «Ich bleibe hier». Aus dem Italienischen von Maja Pflug. Roman, 282 Seiten. Diogenes, Zürich 2020.

Giovanna Riolo ist freie Rezensentin.

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