Vor gut fünf Jahren ist der Lyrikband «Federglück» von Brigitta Wider erschienen. Diesen hat sie den kleinen Momenten des Glücks gewidmet. «In diesen Zeiten erhält Glück ein ganz anderes Gewicht. Der Fokus wird mehr auf kleine Sachen gerichtet, die vielleicht im Moment nicht möglich sind», sagt sie im Telefongespräch mit den FN. Die 64-Jährige gehört auch zur Risikogruppe. Zu Hause bleiben zu müssen, störe sie aber nicht, sagt sie. «Ich bin gerne in meinem Daheim und kann es gut aushalten.» In der heutigen digitalen Zeit sei man durch die modernen Kommunikationsmittel ja auch nicht mehr so isoliert wie früher; mit Whatsapp und Skype könne sie mit ihren Lieben in Kontakt bleiben. Und ab und zu gehe sie für einen Spaziergang raus, um «Kopf und Herz durchzulüften».
Schreibend verarbeiten
In kurzen Worten und wenigen Zeilen beschreibt die Heitenriederin in ihrem Gedicht «Dennoch», dass es auch in dunklen Zeiten Hoffnung gibt. Sie habe in der letzten Zeit mehr geschrieben als auch schon. «Das erstaunt nicht, denn ich schreibe, um meine Gedanken auf diese Weise zu verarbeiten», erklärt sie. Je mehr sie erlebe und je mehr sie beschäftige, desto mehr habe sie das Bedürfnis, zum Stift zu greifen und dieses «in ein Wortbild abzulegen», wie sie es beschreibt. «Andere malen Bilder, um sich auszudrücken, ich habe die Poesie.» Sie wünsche jedem Menschen, dass er eine solche oder ähnliche Ausdrucksmöglichkeit finde. Das Gute sei, dass man auf diese Weise vieles, was einen gerade belaste, ablegen könne: Angst, Kummer, Sorgen. «Und davon gibt es ja in dieser Zeit genug.»
Eine andere Welt
Diese weltweite Bedrohung habe innerhalb von wenigen Tagen plötzlich alles verändert. «Nichts ist mehr, wie es war. Damit müssen wir erst lernen umzugehen.» Mit ihrem Gedicht will sie anderen Menschen Trost spenden. Sie hoffe, dass die Menschheit die Krise einigermassen überstehe und die Normalität irgendwann einmal wieder einkehre. Sie sei aber nicht sicher, ob die Welt je wieder sein werde wie vorher. «Finden wir unsere Leichtigkeit und Unbeschwertheit wieder?», fragt sie. Die grosse Bedrohung durch das winzige Virus habe gezeigt, wie klein der Mensch sei. Nicht nur Glück habe dadurch ein anderes Gewicht erhalten, sondern auch die Gesundheit. «Vielleicht gehen wir in Zukunft mit diesem wertvollen Gut ganz anders um.»
Brigitta Wider rezitiert ihr Gedicht «Dennoch»: www.freiburger-nachrichten.ch/videos
die Sorge trübt
der Sonne Glanz
Milchgesichtig
ihre Strahlen fallen
in den Rücken
meiner
unbeschwerten Leichtigkeit
Die Eile aufgelöst ist
und meine Spuren
vom Sturm verweht
Dann
werde ich
Pfade suchen
die neu
begehbar sind
Zur Person
Poesie des Herzens
Brigitta Wider hat zeit ihres Lebens Texte geschrieben. Vor einigen Jahren gab sie verschiedene Lyrikbände heraus: «Herzfunken», «Lichtblicke», «Der Hauch des Schmetterlings» und «Federglück». Im Prosaband «Späte Rosen» setzt sie sich zudem mit dem Älterwerden auseinander.
«Finden wir unsere Leichtigkeit und Unbeschwertheit wieder?»
Brigitta Wider
Poetin
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