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«Ich suche nicht das Abenteuer»

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Als die FN Anfang 2014 über Thierry Aebischer berichteten, war der damals 27-jährige Heitenrieder kurz davor, zum dritten Mal in die Zentralafrikanische Republik zu reisen. Im Niemandsland im Osten der Republik untersuchte der Biologe Tiere und Pflanzen für das sogenannte Chinko Project. Es gibt dort keine Siedlungen, keine Strassen, nur einen Mix aus Savanne und Regenwäldern. «Wir haben schnell gemerkt, dass das Gebiet reich an Arten ist, aber auch sehr unter Druck steht», erinnert sich Thierry Aebischer, der gerade auf Heimaturlaub in Heitenried ist. Es gab Wilderei, und aus dem nördlichen Nachbarland Sudan zogen in der Trockenzeit Hirten mit riesigen Rinderherden in das Gebiet. Gleichzeitig wütete in der Zentralafrikanischen Republik ein Bürgerkrieg – nicht unbedingt eine einfache Ausgangslage für den Aufbau eines Naturschutzgebiets.

Zusammenarbeit mit Regierung

Seither hat sich viel getan. Das Chinko Project, benannt nach dem Fluss Chinko in der Region, gehört seit sechs Jahren zur NGO African Parks. Diese NGO betreibt unter anderem im Auftrag von Regierungen Naturschutzgebiete auf dem ganzen Kontinent. Der nun 34-jährige Thierry Aebischer hat seine Doktorarbeit abgeschlossen und ist seit zwei Jahren bei African Parks angestellt. Er verbringt nun einen Grossteil des Jahres in Afrika. Dort lebt er nicht mehr in Zelten, wie in der Anfangszeit, im Park gibt es nun ein Hauptquartier mit Häusern und sogar einem Flugzeughangar.

Die Zentralafrikanische Republik gehört noch immer zu den ärmsten Ländern der Welt. Aber die politische Lage hat sich etwas stabilisiert. «Man merkt, dass die Leute vorwärts schauen und den Konflikt hinter sich lassen wollen», so Aebischer. Im Süden des Landes hat sich eine Regierung etabliert. Mit dieser arbeitet er eng zusammen. «Die Regierung hat keine Kapazität, sich um das riesige, unbewohnte Gebiet im Osten des Landes zu kümmern. Bis vor kurzem hatte sie nicht einmal ein eigenes Flugzeug», erklärt er. «Deshalb hat sie uns das Management des Naturschutzgebiets übertragen. Langfristig ist natürlich das Ziel, dass die Zentralafrikaner das Ruder übernehmen.»

Kürzlich hat die Regierung das Mandat sogar erweitert: Zum ursprünglich rund 20 000 Quadratkilometer grossen Naturreservat kommt ein weiteres Gebiet hinzu, zu dem das Einzugsgebiet des Flusses Chinko gehört. Für dieses riesige Gebiet, das rund zweimal so gross ist wie die Schweiz, erarbeitet Thierry Aebischer derzeit einen nachhaltigen Nutzungsplan. Das hat nicht mehr viel zu tun mit dem Aufstellen von Kamerafallen für Wildtiere wie in der Anfangszeit.

Austausch mit Bevölkerung

Vielmehr steht er in konstantem Austausch mit den Behörden, aber auch der Bevölkerung, die am Rand des Gebiets lebt – und auch mit Hirten aus dem Sudan. «Wir können schon ein Naturschutzgebiet schaffen, Mauern rundherum aufziehen und es mit einer Armee verteidigen. Aber das ist nicht nachhaltig», so Aebischer. Viel besser sei es, die lokale Bevölkerung einzubeziehen, damit diese ebenfalls vom Naturschutz profitieren könne. «Wir sind nicht grundsätzlich gegen Jagd und Weidewirtschaft. Aber es muss auf ein Ausmass begrenzt werden, das das Ökosystem nicht schädigt.» Sonst gehe die Lebensgrundlage der Menschen kaputt. Sein Ziel sei zwar der Naturschutz, doch dieser lasse sich nicht isoliert betrachten, sondern müsse die ganze Komplexität des Gebiets berücksichtigen.

Es ist harte Arbeit in einem schwierigen Umfeld, die wenig mit Abenteuerromantik zu tun hat, sondern viel Koordination und Arbeit am Computer umfasst. «Meine Motivation ist nicht das Abenteuer», sagt Thierry Aebischer denn auch. «Ich hatte das unglaubliche Glück, in der Schweiz aufzuwachsen und eine gute Ausbildung machen zu können. Jetzt sehe ich es als meine Pflicht an, mein Wissen der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen und dort zu helfen, wo ich es kann.» Thierry Aebischer schmunzelt und sagt dann: «Ich passe in dieses chaotische Zentralfrika. Ich bin selbst ein bisschen chaotisch und lasse mich nicht stressen, wenn etwas schiefgeht, sondern bleibe optimistisch.»

Bevor Thierry Aebischer Ende September wieder in die Zentralafrikanische Republik reist, hält er zwei Vorträge: Gasthof St. Michael, Heitenried, Sa., 19. September, 20 Uhr und Restaurant Sternen, Tentlingen, Fr., 25. September, 20 Uhr. An den Vorträgen gilt eine Maskenpflicht. Reservationen unter 079 242 21 19 oder chinko@sensemail.ch

Zahlen und Fakten

Zentralafrikanische Republik

Die Zentralafrikanische Republik liegt im Zentrum des Kontinents Afrika und grenzt im Norden an Tschad und den Sudan, im Osten an den Süd-sudan, im Süden an die Demo-kratische Republik Kongo sowie die Republik Kongo und im Westen an Kamerun. Die Hauptstadt ist Bangui. Rund 4,6 Millionen Einwohner leben auf 623 000 Quadratkilometern. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind Kinder, wie es auf der Homepage der Schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit heisst. Das Land ist eines der wichtigsten Einsatzgebiete für die humanitäre Hilfe der Schweiz.

nas

Corona

Nach der Ankunft ins Quarantäne-Zelt

Das Coronavirus ist auch in der Zentralafrikanischen Republik, wo Thierry Aebischer als Forscher tätig ist, ein Thema. Aber weniger als in der Schweiz, wie Aebischer erklärt. Covid-19 sei in der Zentralafrikanischen Republik eine von vielen Krankheiten. Zudem gebe es weniger Menschen, die zu Risikogruppen gehörten. Die Lebenserwartung der Männer beträgt rund 48 Jahre, jene der Frauen rund 51 Jahre.

«Es gibt jetzt die seltsame Situation, dass sich Afrika gegen Europa abschotten muss», so Aebischer. Beim Naturschutzprojekt Chinko, bei dem neben vielen lokalen Mitarbeitenden auch Europäer mithelfen, habe man sich sehr strenge Vorschriften gegeben. «Wir wollen verhindern, dass wir das Virus in die Region bringen. Das würde bei der Bevölkerung sehr schlecht ankommen und unsere ganze Arbeit sehr erschweren.» Wenn also eine Person von auswärts ins Hauptquartier kommt, muss sie zunächst in ein Quarantänezelt. Auch Thierry Aebischer hat das mehrmals gemacht. «Es ist nicht angenehm, aber wenn man sich darauf einstellt, geht das schon.» Aebischer hofft, dass er Ende September ohne Probleme wieder aus der Schweiz in das Land einreisen darf.

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