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Herbstlied

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Erinnern Sie sich noch an die wunderschöne Geschichte von «Frederick die Maus»? Ich bin ihr vor Tagen beim Lesen einer Kolumne zufällig wieder begegnet. Die Geschichte geht ungefähr so: Es ist Herbst, alle Feldmäuse sammeln fleissig Vorräte für den kommenden Winter. Alle bis auf Frederick. Der sitzt entspannt, sehr zum Missfallen seiner fleissigen Mäusefamilie, auf einem warmen, moosbedeckten Stein, hört den Liedern der Vögel zu, geniesst die letzten warmen Sonnenstrahlen und lauscht den Geschichten, die der Wind erzählt. Auf die Frage der andern Mäuse, warum er beim Sammeln nicht mithelfe und nur faul herumliege, antwortete Frederick: «Ich sammle sehr wohl: Sonnenstrahlen und Farben für die kalten und grauen Wintertage, Lieder, um uns in der Einsamkeit aufzuheitern und Mut zu machen, und Geschichten, die unser Herz erwärmen und uns den Hunger vergessen lassen, wenn die Vorräte sich zu Ende neigen.» Und so kam es, dass, als die Vorräte knapp wurden, der Winter aber immer noch keine Anstalten machte, sich von den gefrorenen Feldern und Wiesen zurückzuziehen, Frederick vor seine Freunde trat. Er sprach von den warmen Sonnenstrahlen, den leuchtenden Farben des Sommers, sang mit ihnen die Lieder der Vögel und erzählte die Geschichten des Windes. Und die ganze Mäuseschar lauschte seinen Worten, seinen Liedern, seinen Geschichten. Da wurde ihnen so warm ums Herz, sie vergassen die Kälte, den Hunger, waren voller Hoffnung und glaubten ganz fest an den neuen Frühling.

Es ist Herbst, wir schreiben das Jahr 2020. Nach einem (fast) unbeschwerten Sommer, hat uns die Seuche wieder im Griff und bestimmt unerbittlich unser Handeln, unser Verhalten und zunehmend unser Denken. Hatten wir im Frühjahr noch von einem Ausnahmezustand gesprochen und gehofft, es sei wirklich nur eine Ausnahme, ist es nun so, dass die Ausnahme zur realen Normalität geworden ist und die gewohnte Normalität die Ausnahme ist. Kein Tag vergeht ohne neue Schreckensmeldungen, und immer, wenn ich glaube, das Schlimmste sei überstanden, wird es noch schlimmer.

Das gezielt reduzierte und zentralisierte Gesundheitssystem stösst an seine Grenzen. Das schreckliche Wort Triage nimmt Gestalt an. Ein Ausdruck, der in den Kriegen Napoleons formuliert worden sei: Die schwer Verwundeten mit minimen Überlebenschancen liess man liegen und kümmerte sich vor allem um diejenigen, bei denen gute Aussichten bestanden, dass sie bald wieder in den Kampf ziehen konnten. So wurden unter anderem die ausgeklügelten Strategien, aber auch das Budget der glorreichen Armee nicht unnötig durch «hoffnungslose Fälle» belastet.

So drastisch ist es bei uns sicher nicht. Und doch: «Wer bekommt das letzte Bett auf der Intensivstation? Welches sind die Kriterien? Das Alter, die Vorerkrankungen, die Herkunft, die Nationalität, die Beziehungen, das Vermögen?

Manchmal habe ich schlicht und einfach Angst.

Und jetzt kommt Frederick und seine Geschichte voller Vertrauen, Zuversicht und Liebe ins Spiel: Ob all der Sorgen und durchaus realen Ängsten vergessen wir die Sonnenstrahlen nicht – die erworbenen und geschenkten – und vergessen nicht die unzähligen Lieder und Melodien, denen wir gelauscht oder die wir selber gesungen haben. Und was ist mit den vielen Geschichten, die wir selber geschrieben oder die uns erzählt worden sind? Und gerade jetzt ist es doch so wichtig, unsere Lieder zu singen, unsere Geschichten zu erzählen, unser Herz an den gesammelten Sonnenstrahlen zu erwärmen, damit wir diese kalte, dunkle Zeit überstehen und bereit werden für einen neuen Frühling.

«Es ist besser, ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen», sagte schon Konfuzius.

PS: «Frederick die Maus» von Leo Lionni (ein Weihnachtsgeschenk?).

Das Lied zum Text: «Kleines Herbstlied» von Konstantin Wecker.

 

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