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«Ein Gefühl von Freiheit»

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Das Schweizer Nationalgestüt (SNG) in Avenches ist nicht nur wegen der Pferde und Esel beliebt: Viele Besucherinnen und Besucher zieht es zu den Störchen auf das grosszügige Areal südlich des Murtensees. Die Kolonie in Avenches gehört mittlerweile zu den grössten ihrer Art in der Schweiz, und ihr Spektakel lässt so manchen Gast verweilen und staunen: Mit ihren langen roten Schnäbeln füttern die Eltern geschickt ihre Jungen, sie klauen Nestmaterial vom Nachbarn, sie machen sich fleissig auf Futtersuche in den umliegenden Feldern, und sie drücken mit ihrem Klappern ihren Ärger oder auch ihre Zufriedenheit aus. Wer gegen Abend auf einer Bank ruhig neben dem Brunnen des Gestüts sitzen bleibt und Glück hat, kann einen Storch aus der Nähe beobachten. Es ist ein schöner Anblick, wenn die gut drei Kilo schweren Vögel mit ihren langen roten Beinen an einem vorbeistolzieren und genüsslich Wasser aus dem Brunnen trinken. Und mit ihren zwei Metern Flügel-Spannweite sorgen sie beim Gast auch beim Abflug für Begeisterung.

Ein neuer «Storchenvater»

Derzeit befinden sich auf den Dächern der Stallungen, der Reithalle und in den Baumwipfeln 42 Brutpaare mit 78 Jungvögeln, wie der «Storchenvater» Robert Schoop vor Ort berichtet. Er lebt auf dem Twannberg, ist für die Gesellschaft Storch Schweiz für die Westschweiz zuständig und seit 36  Jahren um die Störche im Nationalgestüt besorgt. Per Ende Jahr gibt der 75-Jährige die Betreuung der Störche von Avenches an Hansruedi Zurkinden weiter. Dieser stammt ursprünglich aus Tafers, lebte lange in Murten und ist nun in Avenches wohnhaft. Er arbeitet seit 35 Jahren im Nationalgestüt im Bereich Pferdezucht und -haltung. Er hat Robert Schoop in den vergangenen Jahren stets unterstützt, dabei sein Wissen über Störche aufgebaut und bei Robert Schoop die Beringprüfung absolviert.

«Ich bin fasziniert vom Wesen und Verhalten der Störche.»

Hansruedi Zurkinden

Neuer «Storchenvater» in Avenches

«Die Beringung ist ein ‹Schoggijob›», sagt Robert Schoop und lacht. Dabei sei wichtig, keine Angst zu haben und das Wohl des Tieres zu respektieren. «Die alten Störche machen sich jeweils davon, und die jungen Vögel, die noch nicht fliegen können, stellen sich tot», erklärt der Experte. «Sie lassen sich mit offenen Augen auf die Seite fallen.» Die Totstellung sei ein Schutz gegen Greifvögel. «Nach etwa 50  Tagen ist damit aber Schluss und sie wehren sich.» Deshalb sei es wichtig, die Beringung im Alter von 35 bis 50 Tagen vorzunehmen. Dennoch könne es passieren, dass sich ein junger Storch wehrt. «Wir müssen ihn dann schnell am Schnabel packen und gut aufpassen, dass er uns nicht verletzt.»

Geschickt und schlau

«Ich bin fasziniert vom Wesen und Verhalten der Störche», sagt Hansruedi Zurkinden und blickt zu den Horsten hoch über dem Nationalgestüt. Die Störche seien sehr geschickt und schlau: «Sie bedienen sich an den offenen Strohballen der Stallungen für die Ausbesserung ihrer Horste», erzählt er schmunzelnd. An den Lärm im Gestüt hätten sich die grazilen Stelzvögel gewöhnt: «Normalerweise finden im Gestüt viele Veranstaltungen statt, und es kommen zahlreiche Besucherinnen und Besucher auf das Gelände», sagt Zurkinden, der sich auch für die Veranstaltung «Donnerstags im Gestüt» verantwortlich zeigt. Diesen Sommer können die Donnerstage der offenen Tür wegen Corona jedoch nicht stattfinden.

Keine Stromleitungen

Am besten gefällt es den Störchen in Horsten, die sich hoch über dem Boden befinden und eine Rundsicht anbieten, erklärt Robert Schoop. Wichtig sei auch, dass sich in ihrer Flugbahn keine Strom­leitungen befinden. Denn diese könnten bei den Störchen zu schlimmen Verletzungen führen.

Kampf um den besten Platz

Im Frühling könne es schon mal zu einem Gerangel kommen, erzählt Schoop. «Die höchsten Horste sind immer zuerst besetzt.» Es seien jeweils die Männchen, die Anfang Jahr zuerst aus dem Süden einträfen und die Horste ausbesserten. Es passiere, dass ein jüngeres Storchenmännchen einen der besten Horste in Beschlag nehme und anschliessend von einem Alteingesessenen verjagt werde. Falls die Störchin auch schon da war und sogar schon Eier gelegt hat, «hat sie Glück, wenn ihr der Neue die Eier lässt und sie nicht zerstört». Gerade kürzlich habe es einen solchen Fall gegeben in Bern, «die Jungen haben den Partnerwechsel nicht überlebt».

Für das Überleben der jungen Störche birgt aber oft das Wetter die grösste Gefahr. Der Regen und der Kälteeinbruch Anfang Juni dieses Jahres kostete einem guten Dutzend Küken das Leben (siehe Kasten). «Wenn sich das Wasser im Horst staut, kann das für die Jungen tödlich sein.» Immer wieder habe er sich um «Sorgenkinder» kümmern müssen. Oft helfe Zusatzfutter wie etwa Fisch, um aus dem Nest gefallenen Jungtieren wieder auf die Beine zu helfen. Er habe auch schon erlebt, dass Junge, die «leid zwäg» waren, alt geworden seien, erzählt Schoop. «Sein» ältester Storch habe das stolze Alter von 31 Jahren erreicht. Namen gebe er den Störchen keine, sagt der Storch-­Experte, der in all den Jahren Hunderte Jungstörche beringt und sie im Herbst Richtung Süden hat ziehen sehen.

«Je länger und intensiver ich mich mit diesen Vögeln beschäftigt habe, desto interessanter wurde es.»

Robert Schoop

Storch-Experte

«Je länger und intensiver ich mich mit diesen Vögeln beschäftigt habe, desto interessanter wurde es», so Schoop. Aus dem Ei, das etwa eineinhalb mal so gross sei wie ein Hühnerei, «schlüpft nach 32  Tagen ein Junges, und 75  Tage später ist es gleich gross wie die Eltern und kann fliegen».

Durstige Jungstörche

Um fünf Uhr morgens eine Hundertschaft segelnder Störche am Himmel zu sehen, sei ein grossartiges Erlebnis. «Es gibt mir ein Gefühl von Freiheit.» Und zusehen zu können, wie die Altstörche durstige Jungen mit Wasser versorgen, sei schlicht wunderbar. «Das zu erleben, für die Vögel einzustehen, die leuchtenden Augen von Kindern zu sehen, wenn ich von den Störchen erzähle, das fasziniert mich.»

Er sei froh, mit Hansruedi Zurkinden einen Nachfolger gefunden zu haben, sagt Schoop. Auch freue er sich über die Lösung, weil das Schweizer Nationalgestüt das Storchenprojekt finanziell unterstützt und sowohl die Reinigung der Dächer wie auch deren Unterhalt erledigt. Falls er dereinst Sehnsucht nach den grazilen Vögeln verspürt, werde er in die Broye kommen.

Zahlen und Fakten

Storchenkolonie wird stetig grösser

Vor 50 Jahren galten Weissstörche in der Schweiz als ausgestorben. 1970 war es ein Brutpaar, das sich im Schweizer Nationalgestüt niederliess. Das Paar hatte kein Küken. 1980 brüteten drei Brutpaare in Avenches, sie zogen vier Jungtiere auf. 2000 zogen fünf Brutpaare fünf Küken auf, 2015 waren es schon 28 Storchenpaare mit 53 Jungen. Bei der ersten Zählung 2020 wurden 43  Brutpaare mit 92 Küken registriert. Wegen des Regens Anfang Juni haben aber nicht alle überlebt. Aktuell sind es 78  Küken in Avenches.

emu

 

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