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Olympische Spiele sind eine Traumfabrik, mächtiger und rentabler als Hollywood

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Der Kreis schliesst sich. Vor 100 Jahren hat die Geschichte des modernen olympischen Sportes in Paris begonnen.

Ein Blick hundert Jahre zurück auf die Spiele von Paris 1924 hilft uns, die Entwicklung zu verstehen. Zwar werden die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit schon 1896 in Athen ausgetragen. Aber erst 1924 in Paris beginnt der olympische Sport, Dramen und Heldengeschichten mit weltweiter Ausstrahlung zu produzieren. Der Schwimmer Johnny Weissmüller (1924 und 1928 insgesamt fünfmal Gold) ist der erste Olympiasieger, der zum Hollywood-Star wird («Tarzan»).

In Paris 1924 beginnt die Entwicklung des olympischen Sportes, wie wir ihn heute kennen. Erstmals wird live gesendet: von den Reportern von «Radio Paris» aus einem Ballonkorb über dem Stadion von Colombes. Und Paris 1924 ist auch die Geburtsstunde des Schweizer Sportes: Zum ersten Mal wird nationale Begeisterung entfacht: Die Schweizer stürmen bis in den Final des olympischen Turniers, das damals als inoffizielle Fussball-Weltmeisterschaft gilt. Politiker fordern Fussball als Schulfach. Die Schweiz holt so viele Medaillen (24, davon 7 aus Gold) wie seither nie mehr.Olympia wird zur Gelddruckmaschine

Ab Paris 1924 werden die Spiele zu einer globalen Helden- und Geldfabrik, die verlässlich Dramen produziert und schliesslich ab dem ausgehenden 20. Jahrhundert riesige, heute kaum mehr kontrollier- und steuerbare Milliardensummen umsetzt. Im Unterschied zur Fussball-WM – der einzigen Sportveranstaltung mit einer ähnlichen globalen Ausstrahlung – gibt es bei Olympischen Spielen nicht nur einen Sieger, und die Anzahl der teilnehmenden Nationen ist nicht beschränkt.

Über 11 000 Gladiatorinnen und Gladiatoren werden in den nächsten zwei Wochen in 329 Entscheidungen Heldengeschichten für über 200 Länder schreiben. 1924 waren es etwas mehr als 4000 aus 44 Nationen für 129 Wettkämpfe. Weil Spiele – anders als der Fussball – in den USA einen magischen Stellenwert haben und ein TV-Milliarden-Business sind, muss das IOC die US-Behörden weit weniger fürchten als es die Fifa muss.

In Paris erstellen US-Reporter 1924 einen Medaillenspiegel, um die heraufziehende Vormachtstellung der USA zu dokumentieren, die 99 Medaillen abräumen. Das 20. Jahrhundert wird zum «Amerikanischen Jahrhundert». Sportlich, kulturell, wirtschaftlich, militärisch. Die Schweiz belegt im Medaillenspiegel hinter den USA, Finnland, Frankreich, Grossbritannien und Italien Rang 6. Deutschland ist noch nicht zugelassen, die Sowjets bleiben im Todesjahr von Lenin aussen vor. Wer will, kann den Spielen Beihilfe zum Nationalismus vorwerfen – bis heute.

Die Olympischen Spiele werden auch zu hochempfindlichen Seismographen, die heraufziehende politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen anzeigen. In den 1960er-Jahren gibt es noch keine japanischen Autos in Europa, Japan ist kein «Big Player» in der Weltwirtschaft.

Die Londoner «Times» wird die Spiele von 1964 in Tokyo, die ersten in Asien, als «Science-Fiction-Spiele» bezeichnen. Erstmals kommen Computer zum Einsatz, und Seiko verdrängt den Schweizer Uhrenhersteller Omega bei der offiziellen Zeitmessung. Tokyo 1964 lässt den Aufstieg von Japan zur Wirtschaftsweltmacht bereits erahnen.

München 1972 wird überschattet von der Geiselnahme der israelischen Athleten und Trainer durch die palästinensische Terrorzelle «Schwarzer September» und der gescheiterten Befreiungsaktion am Flughafen Fürstenfeldbruck. Alle elf israelischen Geiseln, fünf der acht Terroristen und ein Polizist verlieren ihr Leben. Inzwischen ist Terrorismus eine Geissel des 21. Jahrhunderts. Die grösste Sorge der Organisatoren in Paris ist in den nächsten Tagen die Sicherheit.Kanada nagt 30 Jahre an olympischen Schulden

In Montreal werden die Spiele 1976 erstmals zum kaum mehr kontrollierbaren Milliardenbusiness: Unfassbare 1,4 Milliarden kostet das Spektakel, und die kanadischen Steuerzahlenden werden die angehäuften Olympia-Schulden erst 2006 restlos abgetragen haben. 1988 fällt auch noch die letzte Bremse der olympischen Geldmaschine: Der Amateurstatus wird aufgehoben, und aus den TV-Rechten wird erst ein Millionen- und bald ein Milliardengeschäft.

Es sind die Olympischen Spiele, die eine neue Weltordnung vorwegnehmen: Asien als der wichtigste Markt der Welt. 1998 (Nagano), 2008 (Peking), 2016 (Pyeongchang), 2021 (Tokyo) und 2022 (Peking) gehen Winter- und Sommerspiele nach Asien. Die Winterspiele 2022 im schneelosen Peking sind wie noch nie dem Kommerz und der Weltmachtstellung des Gastgebers geschuldet.

Wer wollte, konnte 2004 in Athen bereits die Morgendämmerung der Eurokrise erkennen: 16 Milliarden Euro kostete das Spektakel, und die Staatsverschuldung der Griechen sollte zu einem der Treiber der Währungskrise von 2010 werden.

Unvergessen bleibt eine launische Bemerkung eines emeritierten griechischen Professors, der als freiwilliger Helfer im Medienzentrum arbeitete. Während einer der zahlreichen Kaffeepausen philosophierte er: «Wir haben jahrhundertelang die Osmanen betrogen – nun werden wir auch mit denen in Brüssel fertig …» Wie wir inzwischen wissen, ist die Rechnung nicht ganz aufgegangen.Steuerzahler lehnen Olympia immer öfter ab

Dort, wo die Steuerzahlenden eine Stimme haben und sich organisieren, können die Spiele nicht mehr durchgeführt werden. Mehrere europäische und glücklose helvetische Bewerbungen für Winter- oder Sommerspiele sind inzwischen an Volksbefragungen gescheitert.

Wohlweislich hat Paris darauf verzichtet, das Volk zu befragen. Es passt schon, dass Frankreich mit einer Obrigkeit, die in der Seele Versailles immer noch nähersteht als der Französischen Revolution, dem Volk die vorerst letzten Sommerspiele in Europa zumutet.

Die Frage ist berechtigt, warum eigentlich Sinn und Nutzen von Olympischen Spielen weltweit nicht viel stärker hinterfragt werden. Es gelingt zwar ab und zu, die Spiele in demokratischen westlichen Gesellschaften zu verhindern. Und vor der Eröffnung können sich kritische Stimmen durchaus Gehör verschaffen. Aber sobald die Wettkämpfe beginnen, erliegen fast alle der olympischen Faszination und der Illusion, die Welt sei dank der Spiele eine bessere geworden und halte den Atem an.

Olympische Dramen und Triumphe verdrängen weltweit die negativen Meldungen aus den Medien. Putin wartet nach der Schlussfeier von Peking 2022 vier Tage, bis er den Krieg gegen die Ukraine beginnt. Die Rechnung geht nur für das IOC auf

Die Olympischen Spiele sind im 21. Jahrhundert eine grosse Traum- und Illusionsmaschine geworden. Politisch mächtiger als Hollywood und Bollywood – und rentabler. Die Herrschenden der fünf Ringe brauchen ihre Hauptdarstellerinnen und -darsteller nicht zu bezahlen. Das besorgt die Werbeindustrie.

Und sie besitzen die Zauberformel zum Griff in die öffentlichen Kassen, indem sie den Politikerinnen und Politikern, die zu diesen Kassen Sorge tragen sollten, Ruhm und persönlichen Profit bescheren. Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren ist längst die wichtigste olympische Disziplin geworden. Nahezu alle Versprechungen und Berechnungen über den Nutzen, die Wertschöpfung und die Nachhaltigkeit der Spiele haben sich hinterher als reines Wunschdenken und Träumereien entpuppt: Traumfabrik Olympia. Das ist 2024 in Paris nicht anders.

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