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Mythos der Landstrasse

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Mit «The Bikeriders» hat der amerikanische Autorenfilmer Jeff Nichols eine formvollendete Hommage an die Biker-Kultur der 60er-Jahre geschaffen. Ein Film wie ein Roadtrip im Herzen der USA.

Im Schicksalsjahr 1968 veröffentlichte der Fotograf Danny Lyon seinen Bildband «The Bikeriders». Darin porträtiert er den Chicago Outlaw Motorcycle Club – ein Motorradclub, den Lyon vier Jahre begleitete. Das Buch ist ein Meisterstück des New Journalism und prägte den Mythos des Chopper-Fahrers auf den Landstrassen im Herzen Amerikas. Regisseur Jeff Nichols hat diesen Bildern nun das Laufen (oder besser: das Rasen) gelehrt und einen fulminanten Bikerfilm in der Tradition von «Easy Rider» und «The Wild One» geschaffen.

Die Story ist schnell umrissen: Die etwas naive Kathy (Shootingstar Jodie Comer mit extremem Unterschicht-Slang) verliebt sich in den geheimnisvollen Biker Benny (Austin «Elvis» Butler). Dieser ist Mitglied in der Motorradgang «Vandals», die vom charismatischen Gründer Johnny (Tom Hardy im Marlon-Brando-Modus) angeführt wird. Erzählt wird aus Kathys Perspektive, was dem sonst von Jeansjacken, Chrom und ultramaskulinen Muskelspielen geprägten Film eine weibliche, entlarvende Perspektive verleiht. Aus dem Freiheitstraum wird schnell ein Albtraum, als die kriminelle Energie der Bande überhand nimmt und ein «GoodFellas»-Vibe durch den Film weht. Die Handlung wirkt dabei teilweise ziellos und fragmentarisch. Aber raffinierte Plots allein haben noch selten filmische Meisterwerke hervorgebracht. Inszenatorische Klasse schon eher. Und davon hat dieser Film viel zu bieten.

«The Bikeriders» wurde auf 35-mm-Film gedreht, was den Bildern einen warmen, analogen Look und eine intensive Atmosphäre verleiht. Die Einstellungen von Nichols und Kameramann Adam Stone greifen zum Teil direkt Lyons Fotos auf und feiern die Biker-Ikonografie. Verwischte Aufnahmen fangen das Tempo der Chopper ein. Lagerfeuerromantik zwischen den Trips auf der Landstrasse. Verrauchte Kneipen im Gegenlicht. Überhaupt sind es die Bilder, die dem Film seine Qualität verleihen und zu einem der sinnlichsten Kinoereignisse des Jahres machen: Mal treibend, mal mäandernd fängt die Montage das Freiheitspathos und den selbstzerstörerischen Existenzialismus der Gegenkultur ein. Die detailverliebte Ausstattung sorgt für Szenenbilder, die einem Edward-Hopper-Gemälde entsprungen sein könnten. Das ist mehr als «Style over Substance»: Hier ist der Stil die Substanz.

Jeff Nichols gehört zu den spannendsten Autorenfilmern des US-Kinos. In seinem Oeuvre kartographiert er amerikanische Seelenlandschaften. Immer mit einer Vorliebe für das rurale Amerika. Sein Debüt «Shotgun Stories» zeichnet die Eskalation eines Familienstreits im ländlichen Arkansas nach. «Take Shelter» von 2011 porträtiert einen Prepper, der sich auf den Weltuntergang vorbereitet – eine düstere Vorahnung jener Amerikaner, die wenige Jahre später beim Sturm auf das Kapitol ins Licht der Weltöffentlichkeit traten. Aber Nichols kann auch Science-Fiction («Midnight Special» – eine Liebeserklärung an das Kino der 1980er-Jahre) und politisches Kino («Loving» – über ein Paar, das im Virginia der 60er-Jahre gegen die Rassentrennung kämpft).

Nun hat Nichols einen zentralen Mythos der amerikanischen Kultur erforscht. Er zeigt den Biker als Archetypen – dem einsamen Westernhelden nicht unähnlich. Ein Mythos, den sein Film gleichzeitig ironisch überzeichnet, nostalgisch affirmiert und dekonstruiert. «The Bikeriders» ist ein Bilderrausch, der sein Thema mehr umkreist als einfängt. Ein Kunstwerk mit Ecken und Kanten. Wie ein selbstgebauter Chopper, mit dem der Fahrer seine Persönlichkeit auf ganz eigene Weise zum Ausdruck gebracht hat.

4 von 5 Sternen

Louis Riedo ist freier Mitarbeiter der «Freiburger Nachrichten»

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