Die Mischung aus Spiel, Musik, Gesang, etwas Show, ein paar träfen Sprüchen und viel Sensler Geschichte ist gelungen: Das Musiktheater Taverna hat am Freitag Premiere.
Winterjacken, dicke Schals und wärmende Decken waren am Mittwochabend auf dem Dorfplatz von Tafers sehr präsent. Alles war bereit für die Vorpremiere des Musiktheaters Taverna, nur die Temperaturen, die man sich für solche Freilichtanlässe wünscht, liessen noch auf sich warten. Doch immerhin hatten die Mitwirkenden und das Publikum an diesem Abend mehr Glück als an der Hauptprobe tags zuvor, als es regnete und noch kälter war.
Jeder Zentimeter
Doch genug vom Wetter, das Projekt «Musiktheater Taverna» verdient es, das Geschehen auf dem Platz vor dem Museum in den Fokus zu rücken. Es ist erstaunlich, was auf diesem doch recht beschränkten Radius alles Platz gefunden hat: Ein gedecktes Podium für 40 Musikantinnen und Musikanten, eine Tribüne für 300 Leute und eine kleine Spielbühne als Ergänzung zur Treppe des Museums, auf der sich das schauspielerische Hauptgeschehen abspielt. Dahinter und daneben konnte noch die Infrastruktur für Verpflegung und Material platziert werden. Jeder Zentimeter ist optimal ausgenutzt, Chapeau an die Logistiker, die das ausgetüftelt haben.
Hohe Erwartungen
Der Aufwand hat sich definitiv gelohnt. Die kleine Truppe um das Erfolgsduo Mark Kessler (Regisseur und Autor der Theatertexte) und Christian Schmutz erfüllt die Erwartungen, die das Publikum mit innerhalb einer Woche ausverkauften zehn Vorstellungen an sie gestellt hat, voll und ganz. Die zehn Schauspielerinnen und Schauspieler, viele aus den Reihen des Theatervereins Hintercher, erzählen auf sehr unterhaltsame Weise, wie sich das Mobilitätsverhalten der Senslerinnen und Sensler zwischen 1900 und 1970 verändert hat.
Drehscheibe ist immer die Rezeption und die Gaststube des Hotels Taverna. Hier treffen Menschen zusammen, die sinnbildlich sind für die Hoffnungen und Erwartungen, aber auch für die Ängste und Vorbehalte gegenüber einer sich verändernden Welt. Etwa, als die Pläne für eine Eisenbahn von Düdingen über Tafers nach Plaffeien geschmiedet werden, als die ersten Automobile durchs Dorf fahren und es nach und nach ambitionierte Pläne gibt, erst in Menziswil, dann in Filistorf einen Flugplatz oder gar einen Flughafen zu bauen und als die Autobahn gebaut wird.
Starke Frauen
Zwei Frauenrollen stellen diese Gegenpole am besten dar: Anna (gespielt von Romina Brülhart), die Wirtstochter, die raus will aus ihrer kleinen Welt in Tafers, obwohl sie mit dem lokalen Garagisten angebändelt hat. Und Fini (Renja Schmutz), die zurückhaltende Pfarrhausköchin, die Neuerungen eher des Teufels einstuft und es lieber hätte, wenn die Sonntagspflicht mehr eingehalten würde. In den Szenen halten sich ernste Momente mit Themen wie Armut, Arbeitslosigkeit und Fremdplatzierung die Waage mit witzigen Dialogen, etwa zum Klischee des ewig jammernden Bauern oder der Frage, wer in einer Beziehung die Hosen anhat. Für freche Sprüchen sorgt vor allem auch das Dorforiginal Fùngs (Nicolas Blanchard).
Passend zum Jahrzehnt
Zu einem grossen Ganzen fügt sich die darstellerische Leistung aber erst in Kombination mit der Musik zusammen. Die kommt zuallererst von der Musikgesellschaft Tafers, die mit ihrem 125-Jahr-Jubiläum den Anstoss für das Musiktheater gab. Sie spielt die Kompositionen des 23-jährigen Sensler Komponisten Andres Piller, der selbst auch im Orchester mitwirkt. Er hat jeder Szene und damit jedem Jahrzehnt den passenden musikalischen Rahmen gegeben, mal tönt es nach Ragtime, mal nach Charleston, Jazz oder Rock ’n’ Roll. Seine Vorstellungen seien nicht immer leicht umzusetzen gewesen, sagt Dirigent Benedikt Hayoz, der die künstlerische Gesamtleitung innehat. «Es war nicht gerade die Art von Musik, die wir gewohnt sind zu spielen. Aber wir haben uns nach einigen Anpassungen gut gefunden.»
Emotionale Botschaft
Und dann ist da noch der Gesang. Denn im Hotel Taverna wird nicht nur gespielt, sondern auch gesungen. Es sind diese Lieder, allein, im Duett oder als Gesamtchor vorgetragen, die das Tüpfchen auf dem i des Gesamterlebnisses darstellen. Denn die Lieder mit Texten von Christian Schmutz und der Musik von Pascale Etter tragen die Geschichte und verstärken ihre Botschaft auf der emotionalen Ebene. Von «As giit obsi», das von den Chancen des Fortschritts handelt, über das Liebeslied «Müllervogù-Tanz» bis zur eigentlichen Hommage an das Dorfleben «S’blybt d Chüucha im Doorf». Eine besondere Herausforderung war es, die guten Einzelstimmen mit dem Orchester zu kombinieren, damit beide zur Geltung kommen.
Alles in allem ist das Musiktheater Taverna eine sehr gelungene Mischung, die Lust auf mehr macht. Eine nicht allzu ernst nehmende Erkenntnis des Abends kommt nicht überraschend ebenfalls aus der musikalischen Ecke: «A Techù isch d Löösig fùr jedes Problem».
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