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Mandelbärli und Nati-Match: Wie Alain Berset sich einen europäischen Spitzenjob schnappte

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Alain Berset wird mit 114 Stimmen zum Generalsekretär des Europarats gewählt. Hinter dem Erfolg steht viel Lobby-Arbeit.

Am Ende sind es 114 Stimmen von 306 möglichen. Klingt nach wenig, aber eine Rolle spielt das nicht: Alain Berset wird in Strassburg zum neuen Generalsekretär des Europarats gewählt. Als erster Schweizer steht er dieser Institution vor. Dahinter steckt Charme, gutes Teamwork – und perfektes Timing.

Angefangen hat nämlich alles mit grosser Hast. Am Mittwoch, 10. Januar, tagt der Bundesrat zum ersten Mal seit den Gesamterneuerungswahlen in neuer Besetzung. Zu reden gibt eine aussergewöhnliche Personalie: Alain Berset, der diesem Gremium eben noch angehört hat, will Generalsekretär des Europarats werden.

Obwohl Berset sich schon lange Gedanken gemacht haben dürfte, ist es eine Last-minute-Aktion. Als amtierender Bundesrat hätte er die Kandidatur nicht ankündigen können. Weil aber die Frist für Kandidaten an jenem Mittwochabend endet, bleiben der Schweiz nur sechs Stunden, um Bersets Bewerbungsmappe zuhanden des Ministerkomitees einzureichen. Das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten verschickt am selben Abend eine Medienmitteilung, dass es diese Kandidatur unterstütze.

20’000 Franken Reisespesen

Dann beginnt das grosse Reisen. 26 Mitgliedsstaaten besucht Berset persönlich. Die Reisespesen übernimmt das EDA, 20’000 Franken sind es bis wenige Tage vor der Wahl. Früh nimmt er ausserdem Kontakt zur Schweizer Delegation im Europarat auf, besucht diese auch im Rahmen einer Session. Sie sollen in ihren Fraktionen die Schweizer Kandidatur bewerben. Deren Geschlossenheit ist ein wichtiger Faktor, wie sich herausstellen wird.

Bersets Kandidatur überrumpelt auch Europas Sozialisten. Diese hatten sich eigentlich auf einen anderen Kandidaten geeinigt: Indrak Saar aus Estland. Er soll dem Liberalen Didier Reynders aus Belgien die Stirn bieten, der es bereits 2019 versucht hat, damals allerdings der Kroatin Marija Pejčinović Burić unterlag. Aber Berset weibelt. Ihm zur Seite steht Claude Wild, seit März 2023 ständiger Vertreter der Schweiz beim Europarat.

Am 25. März 2024 gibt der Ministerrat das offizielle Wahlticket bekannt. Drei Namen stehen darauf: Saar, Reynders und Berset. Es ist nicht zuletzt das Verdienst des erfahrenen Diplomaten Wild, dass Berset die meisten Stimmen der Minister holte.

Die Schweizer Mitglieder des Europarats versuchen nun, Berset ihren Fraktionskollegen beliebt zu machen. «Wir haben jede Gelegenheit wahrgenommen, etwa während einer Reise in der Aufgabe als Wahlbeobachterinnen und Wahlbeobachter», sagt Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan.

Besonders stark tritt das an den Tagen vor der Wahl zutage. Am Sonntag veranstaltet das Schweizer Konsulat in Strassburg ein Public Viewing: Berset lädt Abgeordnete dazu ein, das Europameisterschafts-Duell der Schweiz gegen Deutschland zu verfolgen. Etwa drei Dutzend Abgeordnete folgen der Einladung.

Mandelbärli und Fussball-Match

Vielleicht hat sich Alain Berset von den aktuellen SP-Bundesräten inspirieren lassen. Justizminister Beat Jans griff vor seiner Wahl bekanntlich auf Basler Läckerli zurück, Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider punktete mit ihrer Nähe zu Schwarznasenschafen. Berset fusionierte diese beiden Strategien und verteilte Berner Mandelbärli an die Abgeordneten.

Tags darauf finden die Hearings in den Fraktionen statt. Bersets Trumpfkarte sind seine Sprachkenntnisse. Geschickt platzieren die Schweizer Delegierten Fragen bei französisch-, deutsch- und englischsprachigen Kolleginnen und Kollegen. Das sei ein empfindlicher Treffer gegen die Kandidatur des Belgiers Reynders gewesen, sollen sie später erzählen. Reynders habe lediglich auf Deutsch und Englisch parieren können.

Mit Bundesratswahlen hat diese Wahl einiges gemeinsam: das mehrstufige Lobbyieren, die Hearings, das Taktieren. Und dennoch läuft vieles an diesem Dienstag in Strasbourg wesentlich unspektakulärer als eine Wahl in den Wandelhallen von Bern.

Es sind vor allem Schweizer Journalisten angereist, dazu ein estnisches Fernsehteam und ein belgischer Reporter. Aber auch als der Präsident der Parlamentarischen Versammlung, Theodoros Rousopoulos, zur Mittagszeit im Plenarsaal die Resultate des ersten Wahlgangs verkündet, ist dieser gerade mal zu einem Fünftel gefüllt. Keine spektakuläre Bühne für den Mann der grossen Auftritte.

«La Suisse m’emmerde»

92 Stimmen holt Berset, sein Vorsprung auf die Verfolger Saar (78) und Reynders (70) ist aber gering. Es sei ein gutes Resultat, kommentiert SVP-Nationalrat Fredy Heer, «aber gelaufen ist das Rennen noch nicht». Rasch schart Berset die Schweizer Delegation um sich. Telefoniert, vertieft sich in Gespräche. Nur mit Medien spricht er nicht.

Wieder weibeln die Schweizer Delegierten. SVP-Ständerat Hannes Germann spricht mit zwei Ukrainerinnen: «Thank you for your summit, it was so powerful», bedanken sie sich für die kürzlich stattgefundene Bürgenstock-Konferenz. Nur ein paar Meter weiter ist eine französischsprachige Abgeordnete kaum zu überhören: «La Suisse m’emmerde», schimpft sie.

Eine breite Fensterfront, gelbe und braune Streifen an der Wand und viele grüne Sessel vor rotbraunen Holztischen. In diesem Saal treffen sich die Mitglieder der Allianz der Liberalen und Demokraten. Die Schweiz ist hier stark vertreten. In der Fraktionssitzung wollen sie darauf hinwirken, dass der Liberale Reynders im zweiten Wahlgang nicht zurückgezogen wird. Es droht eine unheilige Allianz zugunsten von Indrak Saar. Oder doch Reynders? Es ist die Zeit, in der Geheimpläne herumgeboten werden – immerhin auch das bietet diese Wahl.

Kurz vor 19 Uhr steht Bersets Sieg fest. In einer kurzen Ansprache dankt er seiner Familie, seiner Vorgängerin – und der Schweiz. Bereits im September wird er sein Amt antreten. Ständerat, Bundesrat, Generalsekretär. Alain Berset, der Unbeirrte, aber vor allem: Alain Berset, der Pausenlose.

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