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Männer oben ohne – muss das sein?

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wenn die Temperaturen steigen, scheinen einige Männer ihren Oberkörper allen zeigen zu wollen. Unsere Autorin schreibt, was ihr durch den Kopf geht, wenn sie solchen Joggern begegnet. Von Samantha Zaugg.

Es ist heiss. Und immer, wenn es heiss ist, habe ich oft unfreiwillige Begegnungen mit nackten männlichen Oberkörpern. Beispielsweise sehe ich häufig Männer, die oben ohne durch die Stadt rennen. Das finde ich genauso seltsam wie unangenehm, aus mehreren Gründen.

Nacktheit ist grundsätzlich in Ordnung. Aber nur in einem bestimmten Kontext. Als Faustregel schlage ich vor: Man schaut, was um einen herum so passiert. Und wenn man die einzige Person ist, die sehr viel weniger anhat als alle anderen, ist das meistens ein Zeichen dafür, dass etwas nicht passt. Wenn also die Leute rundherum Bundfaltenhose, Hemd und Bluse tragen, man selbst aber mit Shorts und oben ohne unterwegs ist und im Slalom schwitzend durch die angezogenen Menschen rennt, dann ist das eher nicht der richtige Kontext.

Raum lesen oder ignorant sein

Ich frage mich, ob manchen tatsächlich die Fähigkeit fehlt, den Raum zu lesen, oder ob es ihnen einfach egal ist. Und ich weiss nicht, welche der beiden Optionen unangenehmer ist. Denn ich finde dieses Rennen oben ohne einschüchternd. Es ist für mich eine Geste der Dominanz. Es führt mir vor Augen, wie Körper von Männern und Frauen unterschiedlich bewertet werden. Würde ich ohne Shirt rennen, hätte ich keine ruhige Minute.

Auch wenn ich angezogen bin, muss ich mir allerhand gefallen lassen: Sprüche, Anhupen, Nachpfeifen, Anschreien und anzügliche Geräusche. Männer rennen mir ein Stück weit nach, springen mir in den Weg, fahren mit dem Auto ganz langsam neben mir her oder lassen ihre Motoren aufheulen. Einmal hat mich einer mit dem Fahrrad gejagt, ein anderer fuhr mit dem Auto aufs Trottoir, um mir den Weg abzuschneiden. Ein paar Mal haben mir sogar Männer Dinge aus dem Auto heraus zugeworfen, PET-Flaschen zum Beispiel.

Laufen unter ständiger Bedrohung

Ich bin seit vielen Jahren Läuferin. Ich bin auf dem Land gerannt, in der Stadt, im Wald, auf Sportplätzen, auf Rundbahnen, in der Schweiz und an anderen Orten. Es passiert überall. Sie sind alt, jung, allein, in Gruppen, sie sprechen Schweizerdeutsch oder andere Sprachen, tragen Anzug oder Übergwändli. Die Gemeinsamkeit ist immer die: Es sind Männer.

Es führt dazu, dass ich meine Routen genau plane. Ich laufe nie ohne Telefon, nicht in der Nacht, nirgends, wo es zu viele oder zu wenige Leute hat. Wenn ich Musik höre, dann nicht zu laut, damit ich bemerken würde, wenn sich jemand nähert. Ich plane immer Reserve ein, damit ich noch die Kraft hätte, davonzurennen oder einen Umweg zu machen, falls mir jemand folgt. Natürlich überlege ich auch sehr genau, was ich anziehe: keine zu grellen Farben, keine zu kurzen Hosen, kein enges Shirt und ganz sicher nichts Schulterfreies – und ganz, ganz sicher nicht mit nacktem Oberkörper.

Was ich eben beschrieben habe, betrifft nicht nur Frauen, sondern allgemein Menschen, die nicht den vermeintlichen Körpernormen entsprechen. Menschen, die sichtbar trans oder nonbinär sind, dicke oder behinderte Menschen sind noch viel eingeschränkter und bedrohter. Nicht nur beim Rennen. Auch auf Partys, in Clubs, auf Festivals oder bei Fussballspielen – alles Orte, wo Männer ungefragt ihre Shirts ausziehen.

All das geht mir durch den Kopf, wenn ich einen Mann seelenruhig oben ohne joggen sehe. Er weiss nichts von all dem. Und ich beneide ihn darum. Ich habe mir schon überlegt, ob ich unter den Joggern mal Shirts verteilen sollte. Aber auch das würde nicht helfen. Denn meistens haben sie sogar ein Shirt dabei. Sie halten es zusammengeknüllt in der Hand oder haben es hinten in die Turnhose gesteckt. «Du hast es fast geschafft,» möchte ich ihnen hinterherrufen. «Du hast dein Shirt dabei. Du musst es nur noch anziehen!»

Kommentar (1)

  • 15.08.2024-G.G.

    Immer mehr Bücher zum Thema: Selbstbewusstsein stärken und Gelassenheit werden benötigt und gekauft und füllen ganze Bibliotheken. Vollkommen gratis und überall zu haben wäre statt dessen sich täglich mal im Spiegel anzuschauen und sich dabei selber ein liebes Lächeln zu schenken. Das hilft sich selber so zu lieben und anzunehmen wie man eben ist. Das Umfeld ist der Spiegel des Lebens. Viel Spass

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