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Normal – abnormal?

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

V or einiger Zeit habe ich einen Film mit einer Gruppe von Menschen mit Trisomie 21 gesehen. Er zeigte die Gemeinschaft in ihrem Leben, im Alltag, bei der Arbeit, in der Freizeit. Mit der natürlichen, unverblümten Ehrlichkeit und Direktheit, mit der Freude und spontanen Herzlichkeit, die diesen Men-schen eigen ist. Sehr berührend. Und er hat mich betroffen und nachdenklich gemacht.

Rosie, eine der Protagonistinnen des Films, hat sich verliebt und will aus der Wohngruppe ausziehen. Die Betreuerin versucht ihr das in leicht verständlicher Sprache auszureden. Es kommt zu einem heftigen, verbalen Schlagabtausch, in dessen Folge die Betreuerin Rosie unmissverständlich zu verstehen gibt: «Du kannst nicht allein leben, du bist behindert.» Rosie, wie aus der Pistole geschossen, kontert: «Nein, stimmt nicht. Ihr da draussen seid nicht normal.»

Alles ist relativ, hat immer zwei Seiten. Ist abhängig, aus welcher Warte es betrachtet wird. Vielleicht ist aber auch gar nichts so, wie wir es wahrnehmen. Wie wir zu wissen glauben, dass es ist. Aber wer entscheidet, was richtig und was falsch ist? Was, wenn unsere Wahrnehmung nur selbst gebastelte Strategie ist, um das eigene, ganz persönliche Weltbild aufrechtzuerhalten? Vielleicht gaukelt mir mein Empfinden nur etwas vor und macht mich glauben, die Wahrheit zu kennen, auf der richtigen Seite zu stehen? Philosophisches Glatteis – ich weiss.

Aber Rosie hat recht, glaube ich. Wie sonst kann es sein, dass wir die Umwelt gewissenlos und unvermindert weiter zerstören? Dass ein Land wie die USA mit mehr als 300 Millionen Einwohnern nicht fähig ist, einen valablen Präsidenten zu wählen? Dass die unanständige Abzocke im Management ungehindert weiter praktiziert und die Ausbeute der Kleinen schamlos weiterbetrieben wird? Dass Flüchtlinge in unserem Land noch immer als Feinde und alle Andersgläubigen als Terroristen betrachtet werden? Darf es sein, dass so viele Menschen durch missbräuchlichen Waffengebrauch sterben? Müssen vermeintliche Ansprüche unbedingt mit Waffen erkämpft werden? Und warum lassen wir es nach wie vor zu, dass Menschenrechte noch immer aufs Massivste verletzt werden? Wird es normal, dass Potentaten wie Lukaschenko oder Kim Jong-un die Gesetze für sich brechen und die Opposition mit Füssen treten dürfen? Warum ist es nicht möglich, mit etwas mehr Toleranz eines jeden Einzelnen in einem friedlichen Nebeneinander leben zu können? Darf es sein, dass in der Schweiz – einem der reichsten Länder – mehr als 10 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt? Und wieso setzen sich Arroganz, Egoismus und Intoleranz immer mehr durch? Wird es einfach normal, dass unsere Gesellschaft immer rücksichtsloser durchs Leben geht, dass Grundwerte wie Respekt, Anstand und ein einfaches Danke nicht mehr selbstverständlich sind? Könnten nicht so viele Tränen vermieden werden, wenn wir uns mehr umarmen würden?

Es ist wohl das, was du gemeint hast, Rosie, als du sagtest, wir seien nicht normal. Stimmts? Ich würde dir zu gern wiedersprechen, aber ich fürchte, du hast recht.

Gerti Haymoz ist verheiratet und lebt und arbeitet in Muntelier. Sie ist Mitinhaberin und CEO einer Firma im Broadcastbereich und im Vorstand des Kellertheaters Murten zuständig für die künstlerische Leitung.

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