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Kleine Weltenrettung

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ja, es stimmt, ich zog einst aus, um die Welt, die ganze Welt zu retten. Und ja, ich hatte eine klare Vorstellung, wie das gelingen hätte können. Heute, in die Jahre gekommen, und trotz Alter kaum klüger, stelle ich fest, dass dieses hehre Vorhaben nicht einmal mir ganz gelungen beziehungsweise völlig gescheitert ist. Aber aufgeben? Nie! Ich fang ganz einfach – auch wenn die Zeit langsam knapp wird – wieder von vorne an und beginne mit der Rettung von Fröschen und ihren Verwandten. Hier, bei uns, vor meiner Haustüre.

Es war an einem Karfreitag, die Sonne zog sich hinter die Berggipfel zurück, langsam wurde es dunkel, ein schon warmer Frühlingsregen liess den letzten Schnee schmelzen. Ich stand auf dem Balkon und schaute auf den See. Entlang der Strasse leuchteten bereits die Laternen. Plötzlich, wie aus dem Nichts, begann die Strasse zu leben: hüpfende Frösche, träge Erdkröten, flinke Bergsalamander. Im Schutze der aufziehenden Dunkelheit waren sie vom Berg herabgestiegen, um im See, so wie die Natur es für sie vorgesehen hat, an ihrem Geburtsort zu laichen und so den Kreislauf ihres Lebens zu schliessen. Fast hätten sie es geschafft, wenn nicht die Strasse, auf der Strasse die Autos, immer wieder, immer wieder … Du gehst runter auf die Strasse, willst diesen kleinen, harmlosen Lebewesen helfen. Viele sind schon tot, die Eingeweide aus den zerfetzten Körpern herausgerissen, andere kleben mit zerquetschten Hinterbeinen hilflos auf dem ­Asphalt, krabbeln mit den Vorderbeinen, können sich nicht mehr lösen. Dutzende, Hunderte Kadaver Abend für Abend, Nacht für Nacht, Jahr für Jahr.

Gesetz vom 16. Januar 1991: «Alle Amphibienarten sind geschützt. Es ist verboten, sie zu töten, zu verletzen, zu fangen …» (Art. 20 der Verordnung über den Natur- und Heimatschutz). Und angefügt: «Sind Eingriffe nicht zu vermeiden, so müssen bestmögliche Schutzmassnahmen getroffen werden.» Die Gesetze sind klar, doch was geschieht? Wenig, oft überhaupt nichts. Amphibien, diese faszinierenden Lebewesen, vom Gesetz geschützt, vom Aussterben bedroht, haben keine Lobby, kein Stimmrecht. Sie tun niemandem etwas zuleide, sie schreien nicht, nehmen niemandem etwas weg, reissen keine Schafe, jagen keine ­Rehe, stehlen keine Hühner und – hochaktuell – übertragen auch keine Krankheiten. Ihr einziges Ziel: lebend über die Strasse zu kommen, ihre Bestimmung im grossen Plan von Mutter Natur zu erfüllen.

Im Klartext: Jahr für Jahr werden geschützte und vom Aussterben bedrohte Lebewesen rücksichtlos auf grausame Art und Weise massakriert. Und kaum jemand schaut hin. Der Autofahrer ärgert sich über die verschmutzten Kotflügel, die Behörde, für die Einhaltung der Gesetze zuständig, schaut weg. Politiker reisen um die halbe Welt, um an Konferenzen über Massnahmen zum Schutz von Nashörnern, Elefanten und Walen zu schwadronieren. Warum erledigen wir nicht erst unsere Hausaufgaben, bevor wir schulmeisterlich dem Rest der Welt erklären, wie die Welt zu retten sei. Es würde nicht viel kosten, hinschauen, Achtsamkeit, verbunden mit einfachen Schutzmassnahmen.

Wann bist du zum letzten Mal einem dieser Tierchen begegnet, hast es vielleicht sogar in die Hand genommen, ihm in die Augen geschaut? Wann hast du das letzte Mal die wunderschönen Märchen von Prinz Kröte oder dem Froschkönig (vor) gelesen? Er, der Froschkönig, der durch den Kuss der Prinzessin selbst zum Prinzen wurde. Wäre das nicht eine Alternative für viele Prinzessinnen, statt beim «Bachelor» vor dem Fernseher zu schmachten? Doch Vorsicht, ist es doch relativ einfach, den Prinzen im Frosch, durch einen Kuss zu erwecken, scheint es andererseits fast unvermeidlich, dass sich die Prinzen, sitzen sie erst mal im Schloss, mit den Jahren wieder in Frösche verwandeln, und selbst die Küsse scheinen ihre Zauberkraft zu verlieren. Dass sich, vielleicht etwas zeitverschoben, auch die Prinzessinnen mit der Zeit in Kröten verwandeln, ist nicht belegt, wird aber in mündlichen Überlieferungen immer wieder behauptet.

Ich bin abgeschweift. Sollten die Frösche, und mit ihnen die anderen Amphibienarten, dereinst verschwunden sein, würde das den meisten von uns gar nicht auffallen. Und doch sind auch diese Lebewesen ein unersetzlicher Teil des grossen Puzzles, das wir Natur oder gar Schöpfung nennen. Und die fehlenden Puzzleteile nehmen zu, oft genug unwiderruflich. Wird der Mensch nicht als «Krone der Schöpfung» bezeichnet? Liegt aber in dieser Bezeichnung nicht auch eine grosse Verantwortung für die uns anvertraute Schöpfung? Diese Verantwortung darf sich doch nicht in Plünderung, rücksichtsloser Ausbeutung und Zerstörung erschöpfen!

Letztlich sind doch auch wir ein Teil diese Puzzles, und die zunehmende Zerstörung trifft am Schluss unvermeidlich auch uns. Auch darum ist es wichtig, dass wir uns dort einsetzen, wo wir Einfluss nehmen können, um zu korrigieren und zu verhindern. Mögen die einzelnen Schritte noch so klein scheinen, sie sind ein Teil des grossen Ganzen. Ob wir damit die Welt retten? Ich weiss es nicht – aber irgendwo müssen wir doch anfangen oder zumindest das weiterführen, was andere vor uns begonnen haben.

Ich wünsche uns allen einen Frühling voller Licht und Wärme! Draussen, in der Natur, und drinnen in unseren Herzen.

PS: Ein grosses Dankeschön an alle, die die Botschaft mittragen, den Mut hatten hinzuschauen und sich für die gute Sache einsetzen. Ein Lied zum Mut machen: Konstantin ­Wecker: «Uns hat die liebe Erde doch so viel mitgegeben.»

Der Düdinger Franz Engel ist pensionierter Arzt und verbringt nun seine freie Zeit mit Fischen und dem Hüten der Enkelkinder. Als Gastkolumnist bearbeitet er im Auftrag der «Freiburger Nachrichten» in regelmässigem Rhythmus selbst gewählte Themen.

 

«Wird der Mensch nicht als ‹Krone der Schöpfung› bezeichnet? Liegt aber in dieser Bezeichnung nicht auch eine grosse Verantwortung?»

 

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