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«Wir wollen für die Menschen da sein»

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«Ich habe keine Angst vor dem Virus. Ich habe grossen Respekt vor dem Virus», sagt Michaela Krattinger aus Schmitten. Die 41-Jährige leidet an Muskelschwäche und nutzt das Pro-Infirmis-Angebot Begleitetes Wohnen. Sie hat eine Begleitperson, die regelmässig bei ihr zu Hause vorbeikommt und sie unterstützt. «Wegen der Massnahmen des Bundes darf ich nicht mehr arbeiten und auch meine Begleitperson nicht mehr sehen», erzählt Krattinger. Das ist für die Schmittnerin sehr schwer und eine grosse Veränderung in ihrem Leben. «Meine Begleitperson hat mir psychisch geholfen. Ich konnte mir ihr reden und mit ihr spazieren gehen. Sie war immer für mich da», sagt Krattinger. Nun fehle etwas in ihrem Leben. Nur per Telefon zu reden, sei nicht das Gleiche – aber immerhin etwas. «Mir fehlen meine Arbeit und der Kontakt zu Menschen», sagt Krattinger. Sie hofft, dass die Ausnahmesituation nicht mehr lange andauert und bald wieder Normalität einkehrt. «Wenn nicht, fällt mir bald die Decke auf den Kopf.»

Isoliertes Wohnheim

Auch für die Bewohner des Wohnheims Homato in Freiburg hat die Ausnahmesituation das Leben radikal verändert. «Wir haben uns von einer offenen in eine isolierte Institution verwandelt», sagt Mario Seebacher, Gesamtleiter von Homato, dem Wohnheim für geistig behinderte Menschen. 37 Bewohnerinnen und Bewohner sind im Heim unter Quarantäne gestellt – die Gesundheit habe oberste Priorität. «Wir mussten alle Aktivitäten und Besuche absagen. Wir wollen aber, dass die Lebensqualität für die Bewohner nicht verloren geht», sagt Seebacher. Für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung sei die Situation schwer zu verstehen. «Sie sind Körperkontakt gewohnt und auch, dass die Pflegeperson sie am Morgen mit einer Umarmung begrüsst. Dass jetzt plötzlich alle mit Masken herumlaufen und auf Distanz gehen, ist ungewohnt», so der Heimleiter. «Wir sind hier jedoch alle wie eine grosse Familie, und das hilft uns, diese schwierige Zeit zu überstehen.»

Im Arbeitsalltag der Mitarbeitenden hat sich ebenfalls viel verändert. «Die Sozial­päda­gogen haben nun andere Arbeitszeiten. Sie arbeiten drei oder vier Tage am Stück und haben dann entsprechend Wochenende.» Das soll dazu beitragen, dass die Mitarbeiter einen stabilen Arbeitsalltag haben. Die sozialen Kontakte wurden heruntergefahren, die Sitzungen werden per Skype abgehalten. «Das Personal hat neu auch einen separaten Eingang und eine Garderobe, um sich für die Arbeit umzuziehen», sagt Seebacher. Desinfektionsmittel und Masken gehörten nun zum Standard-Equipment. «Das soll sowohl das Personal als auch die Bewohner schützen.»

Ein bestätigter Fall

Im Wohnheim Homato war man allerdings auf die nun eingetretene Situation vorbereitet. «Wir haben in der Institution ziemlich schnell verschiedene Szenarien diskutiert und waren deshalb gewappnet, als der Bund die neuen Massnahmen bekannt gab», so Seebacher. Das ganze Team bemühe sich, die Situation positiv und mit Optimismus anzugehen, um sowohl die Heimbewohner als auch deren Eltern zu beruhigen. Im Wohnheim wurde bereits eine Person positiv auf das Virus getestet, erlebte jedoch einen relativ harmlosen Verlauf der Krankheit. «Die infizierte Person wurde isoliert, gepflegt und kann nun bald wieder in die Wohngruppe zurück», sagt der Heimleiter. Jede Wohngemeinschaft ist isoliert und kommt mit den anderen nicht in Kontakt, damit das Virus sich nicht weiterverbreiten kann.

Das Personal erhalte von den Familien viel Verständnis für die ungewöhnliche Situation. «Es gibt auch eine grosse Solidarität unter den Mitarbeitern. Alle engagieren sich sehr, was mich extrem stolz macht.»

Unterstützung bieten

Die nationale Fachorganisation der privaten Behindertenhilfe in der Schweiz, Pro Infirmis, treffen die Massnahmen des Bundes ebenfalls schwer. «Wir führen nur noch telefonische Beratungen durch, es gibt keine persönlichen Treffen mehr. Auch der Entlastungsdienst ist, mit einigen Ausnahmen, eingestellt worden», sagt Giovanna Garghentini Python, Leiterin der kantonalen Geschäftsstelle von Pro Infirmis. «Wir haben all unsere Klientinnen und Klienten der Sozialberatung angerufen und nachgefragt, wie es ihnen geht. Das sind knapp 1300 Personen im Kanton Freiburg», sagt Gar­ghen­tini Python.

Für Menschen mit einer Beeinträchtigung seien die Massnahmen des Bundes in Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie besonders hart. «Sie können sich schnell allein fühlen, wenn die persönlichen Kontakte eingeschränkt werden», sagt Garghentini Python. Je länger dieser Ausnahmezustand dauere, desto schlimmer könnte es für die Betroffenen werden. In den nächsten Tagen wird Pro Infirmis Plakate an ihre Klienten verschicken, auf denen nach Einkaufshilfen oder sonstiger Unterstützung gefragt wird und die sie anschliessend in ihren Quartieren aufhängen dürfen. «Wir wollen für die Menschen da sein, und es ist uns wichtig, dass sie anrufen können, wenn sie sich allein fühlen.»

Digitale Plattform

Tipps und Tricks rund um die psychische Gesundheit

Die Berner Fachhochschule lanciert gemeinsam mit der Schweizer Stiftung Pro Mente Sana einen Online-Begegnungsraum für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung in der Schweiz. Die digitale Plattform, die zuerst nur als Test im geschlossenen Rahmen lief, wurde aufgrund der aktuellen Situation und der grossen Nachfrage nach Beratungen öffentlich gemacht.

Ziel dieses virtuellen und interaktiven Begegnungsraums ist es, Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung während dieser Ausnahmesituation auf der Internetseite www.inclousiv.ch eine Plattform zu bieten, auf der ihre Fragen rund um die psychische Gesundheit einfach und schnell beantwortet werden. Inclousiv bietet Live-Chats mit Fachpersonen, Tipps zum Thema psychische Gesundheit und ein Forum für die Nutzerinnen und Nutzer, in dem sie sich austauschen können. Die Plattform soll auch dazu dienen, Erfahrungen zu teilen, Ängste zu nehmen und voneinander zu lernen, sowie einen Beitrag zur Stärkung der psychischen Gesundheit in der Bevölkerung leisten.

 

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