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Wie der Flug durch ein Gewitter

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Nur ein paar Sekunden muss Christophe Bifrare den Kommandoraum des Kantonalen Führungsorgans verlassen, um mit einem Taschenbuch zurückzukommen: «Nachtflug» von Antoine de Saint-Exupéry. Er habe es vor Jahren gelesen und sich jetzt wieder daran erinnert, da er das Kantonale Führungsorgan vom Polizeigebäude in Granges-Paccot aus leitet.

Der Roman handelt vom Luftpost-Piloten Fabien, der zu einem Nachtflug über Argentinien aufbricht. Zu Beginn ist das Wetter klar, doch dann gerät er in ein Gewitter, und seine Spur verliert sich. Der Flug stellt das Weltbild seines Vorgesetzten infrage, der zuvor an die strenge Einhaltung der Flugpläne geglaubt hat. Während sich Bifrare früher als junger Leutnant mit dem Piloten identifiziert hat, sieht er sich heute eher als dessen Vorgesetzter: «Ich muss vom Boden aus kommandieren.»

Sicher ist, dass das Gewitter bereits eingesetzt hat. Seit zwei Wochen ist das Kantonale Führungsorgan zur Eindämmung des Coronavirus im Einsatz, und Christophe Bifrare steht ihm als Vorsteher des Amts für Bevölkerungsschutz und Militär vor. Wie heftig das Gewitter wird, wie lange es dauert und wie die Geschichte ausgeht, darauf haben weder Saint-­Exupéry noch Bifrare eine Antwort.

Der 47-jährige Bifrare hat die Funktion als Amtsvorsteher und Chef des Führungsorgans vor drei Monaten übernommen, und kurz danach muss er durch eine Krise führen, wie sie sein Amtsvorgänger Jean Denis ­Chavaillaz während über 40 Jahren im kantonalen Dienst nicht erlebt hat. Er sei gut auf die jetzige Aufgabe vorbereitet, so Bifrare. Er war vorher Chef des Zivilschutzes, stellvertretender Amtsvorsteher, und im Führungsorgan half er mit, die Überschwemmungen von 2015 und die Trockenheiten von 2015, 2017 und 2019 sowie zuletzt die Dieselverschmutzung beim TPF-Zentrum zu bewältigen.

Nicht gegen die Natur

Bifrare macht trotz der aussergewöhnlichen Umstände einen ruhigen Eindruck. Diese Ruhe habe er als Bauernsohn in einem Dorf des Glanebezirks erworben, in dem er heute noch lebt. «Auf dem Bauernhof habe ich gelernt, dass man nicht gegen die Natur ankämpfen kann. Und dieses Virus ist Teil der Natur.»

Vom Bauernbetrieb seiner Eltern her ist sich Christophe Bifrare lange Arbeitstage gewohnt. Im jungen Alter habe er oft auf dem Hof gearbeitet, damit seine Eltern Ferien nehmen konnten. Damals habe er sich auch gewisse Freiheiten genommen, beispielsweise über Mittag einen Moment auszuruhen. Nun holt ihn dieser Tagesrhythmus wieder ein. Hatte er bis vor kurzem als Amtsvorsteher einigermassen regelmässige Arbeitszeiten, ist das Führungsorgan nun von 6  bis 22 Uhr im Einsatz, bald vielleicht sogar rund um die Uhr.

Bifrare kann sich während dieser Zeit in ein Hotelzimmer in der Nähe des Kommandozentrums zurückziehen. Mit dem Vize-Kommandanten des Führungsorgans, Polizeikommandant Philippe Allain, teilt er einen Schichtplan mit sechs Tagen Einsatz und einem Tag «off». Bevor Bifrare abends oder an seinem freien Tag zu seiner Familie zurückkehrt, verbringt er oft einen Moment im Hotelzimmer, um herunterzufahren, insbesondere wenn er vorher schwierige Entscheide zu fällen hatte. «Ich will meine Anspannung nicht nach Hause tragen. Die Familie würde nicht verstehen, warum ich nicht der Gleiche bin wie sonst.» Von seinen drei Kindern spüre das älteste bereits, dass nun etwas Besonderes passiert. Es sei aber gerade die Familie, die ihm an einem freien Tag die Energie für seine Arbeit gebe.

Parallelen zum Kosovo

Der Chef des Kantonalen Führungsorgans vergleicht seine heutige Aufgabe oft mit einem früheren Einsatz für die Schweizer Armee. Bifrare hat sich nach dem Gymnasium und der Rekrutenschule an der Militärakademie der ETH zum diplomierten Berufsoffizier ausbilden lassen. In der Armee war er zuerst Instruktor und leistete dann Dienst als Chef des Nachrichten­dienstes bei der Swisscoy im Kosovo.

Es war ebenfalls eine unsichere Zeit, als der Glanebezirkler 2007 und 2008 seinen Auslandeinsatz leistete, denn der Kosovo entschied zu jener Zeit über seine Unabhängigkeit. «Einen Monat vor und nach der Abstimmung war die Lage sehr gespannt. Es fielen auch Schüsse», erinnert sich Bifrare. Einen grossen Unterschied zu heute sieht er dennoch: «Damals wusste ich, dass meine Familie zu Hause in Sicherheit ist. Nun aber kann ich nicht sicher sein, dass nicht auch sie vom Virus betroffen wird.»

Bezüglich seiner damaligen Arbeit kann Christophe Bifrare einiges zur Bewältigung der heutigen Situation mitnehmen. Damals habe er in einem internationalen Umfeld gewirkt und mit Personen aus verschiedenen Ländern zusammengearbeitet. Jetzt arbeitet er mit Vertretern verschiedener Institutionen wie der Polizei, der Spitäler, der Altersheime oder der Oberämter.

Lernen aus der Geschichte

Er müsse führen und gleichzeitig diplomatisch vorgehen: «Es geht darum, alle zum gleichen Ziel zu bringen und dazu Leitplanken zu setzen.» Hat er beim Führen historische Vorbilder? «Eigentlich zwei», sagt Bifrare. «General Patton und Präsident Eisenhower. Doch, wenn ich wie Patton führen würde, wäre ich hier nicht am richtigen Ort. Es ist eher wie bei Eisen­hower, der die Einsätze koordinierte.»

Man spürt es: Geschichte fasziniert Christophe Bifrare. «Ich habe aus der Geschichte gelernt, dass man Entscheide nicht gegen den Willen der Bevölkerung treffen kann.» Dass die Welt derzeit eine historische Zeit erlebt, steht für ihn ausser Zweifel. «So eine Krise haben die letzten zwei bis drei Generationen nie gekannt.»

Mit einer Zeitmaschine würde er eher in die Vergangenheit als in die nahe Zukunft reisen. «Die Welt wird nach der Corona-Krise nicht mehr die Gleiche sein. Man wird aus ihr lernen. Würde ich alleine reisen, wäre ich danach wie ein Ausserirdischer.»

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