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«Regionen, die bereits bisher auf Schweizer Gäste setzten, sind im Vorteil»

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Noch selten wurde so viel gewandert wie in diesem Sommer: Schweizerinnen und Schweizer entdecken im Corona-Sommer die Schweiz. Die «Freiburger Nachrichten» bieten zusammen mit dem «Walliser Boten» Ideen für Ausflüge (siehe Bericht Seite 2). Marcus Roller, Co-Leiter der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern, geht im FN-Interview der Frage nach, ob die Schweizer die ausländischen Touristen ersetzen können oder ob der Tourismus leidet.

Wegen der Corona-Pandemie hat es diesen Sommer kaum Touristinnen und Touristen aus dem Ausland in der Schweiz; dafür verbringen deutlich mehr Schweizerinnen und Schweizer als üblich ihre Ferien in der Heimat. Kann das die Schweizer Hotels füllen?

Marcus Roller: Da müssen wir trennen zwischen Geschäftstourismus und Freizeittourismus. Den Städten fehlt der Geschäftstourismus ganz klar, sie kommen in diesem Jahr schlechter weg. Im alpinen Raum sieht es anders aus.

«Die Strukturen vieler Destinationen sind nach wie vor stark auf den Winter ausgerichtet.»

Setzt der Tourismus in der alpinen Region überall auf die gleichen Touristen?

Einige sind stark auf asiatische Touristen ausgerichtet; für sie könnte es diesen Sommer schwierig werden. Die Gegenden, die bereits bisher auf Schweizer Gäste gesetzt haben, sind nun etwas im Vorteil. Sie hatten jedoch in den letzten Jahren ein schwächeres Wachstum. Leider liegen derzeit noch keine aktuellen Zahlen vor. Aber man hört, dass beispielsweise das Tessin bereits wieder voller Schweizer Touristen sei; und das ist ja eine klassische Destination innerhalb der Schweiz.

Heisst das, dass in den letzten Jahren vor allem jene Regionen zulegen konnten, die auf asiatische Touristinnen und Touristen gesetzt haben?

Ja, Regionen wie Interlaken und Luzern haben in den letzten Jahren das stärkste Wachstum verzeichnet.

 

Bringt ein solcher Ausnahmesommer ein Umdenken beim Reiseverhalten der Schweizerinnen und Schweizer, oder ist das nur eine vorübergehende, quasi erzwungene Heimatliebe?

Das ist schwer zu sagen, und die Antwort wäre rein spekulativ. Die erste Überlegung ist: In welche Richtung entwickelt sich die Situation überhaupt? Entsteht eine neue Realität? Wie lange dauert die Corona-Pandemie an? Was sich nicht ändern wird, ist das Grundbedürfnis, ins Ausland zu reisen. Wer ans Meer will, findet das nun einmal nicht in der Schweiz. Aber solange es in der Schweiz sicherer ist als im Ausland, bleiben die Schweizer eher hier – solange sie nicht wissen, ob sie plötzlich auf Kuba stecken bleiben, entdecken sie lieber die Schweiz.

Bringt Corona beim Geschäftstourismus eine längerfristige Veränderung?

Der Geschäftstourismus wird sich wahrscheinlich schon verändern. Wir haben während des Lockdowns gemerkt, dass Sitzungen auch per Zoom-Konferenz funktionieren, dass wir uns nicht jedes Mal physisch treffen müssen. Das wird den Tourismus in den Städten wahrscheinlich schon langfristiger und tiefgreifender treffen.

Unternehmen die Schweizerinen und Schweizer in der Schweiz mehr Tagesausflüge oder übernachten sie auch auswärts?

Normalerweise unternehmen sie deutlich mehr Tagesausflüge. Aber auch in dieser Hinsicht fehlen die Zahlen zu diesem Sommer noch. Zudem ist der Tagestourismus auch schwierig zu messen: Die Reisenden können mit dem Generalabonnement in den Zug steigen, zu Fuss einen Berg erklimmen und dort picknicken – dann sind sie in keinem öffentlichen Register erfasst.

Und die Region, in der sie den Ausflug unternommen haben, hat wirtschaftlich gesehen nichts davon.

Die durchschnittlichen Ausgaben eines Tagestouristen in der Schweiz betragen pro Tag 57 Franken, während jene, die übernachten, pro Tag und Person 130 Franken ausgeben. So füllen Tagesausflügler das Loch in den Kassen der Tourismusdestinationen nicht. Im Tagestourismus ist Wertschöpfung schwieriger zu generieren. Zudem sind die Strukturen vieler Destinationen nach wie vor stark auf den Winter ausgerichtet. Wenn Sie Ski fahren, können sie viel Geld aus­geben.

Was sollten die Destinationen denn tun? Mehr Sommerrodelbahnen anbieten?

Sie sollten ihr Sommerangebot ausbauen – mit Trottinetten, Rodelbahnen … Das Angebot muss zum Ort passen, und es sollten auch nicht alle das Gleiche anbieten. Wir sehen aber, dass immer noch viele Tourismusorte in den Bergen lieber in Schneekanonen investieren statt in den Sommertourismus; sie verschliessen die Augen vor der Realität.

Dann ist eine Station wie La Berra vorbildlich, wenn sie eine Downhillstrecke für Biker anbietet?

Wenn sie damit Geld verdient, ja. Das macht sie, wenn die Biker nicht nur die Bergfahrt bezahlen, sondern wenn beispielsweise auch vor Ort Bikes ausgeliehen werden und die Downhillfahrer vor der Heimreise im Restaurant etwas trinken. Erst dann entsteht ein Mehrwert für die Destination.

Was wird nach der Krise aus dem Schweizer Tourismus?

Es ist ganz, ganz schwierig abzuschätzen, wo wir gesamtgesellschaftlich hingehen. Über die Dauer der Krise können wir nur spekulieren. Wichtig ist für den Tourismus, in Szenarien zu denken. Ein sehr optimistisches Szenario geht davon aus, dass wir eine halbwegs normale Wintersaison haben werden. Ein pessimistisches nimmt an, dass diese Krise noch Jahre andauert. Die Realität wird wohl irgendwo dazwischenliegen. Die Touristiker sollten sich Pläne für alle Szenarien zurechtlegen.

Wenn die Grenzen wieder ganz aufgehen und die Pandemie überstanden ist – muss dann die Tourismusdestination Schweiz im Ausland wieder neu aufgebaut werden?

Die Schweiz als Ferienort muss wieder in Erinnerung gerufen werden, ja. Es wird eine Weile dauern, bis die Touristen wieder kommen. Zu Beginn werden vor allem europäische Touristen kommen; für sie sind wir schnell erreichbar und sie wissen, dass sie im Notfall auch rasch wieder zu Hause sind. Für die Überseedestinationen wird es schwieriger, sich zu erholen, als für die Schweiz.

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