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Fungizid im Trinkwasser bereitet Sorgen

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Seit fast 50 Jahren wird Chlorothalonil als Fungizid in Pflanzenschutzmitteln eingesetzt (siehe Kasten). Nun wird die Substanz aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse als «wahrscheinlich krebserregend» eingestuft. Seit dem 1. Januar 2020 ist der Einsatz von Chlorothalonil in der Schweiz verboten.

Deshalb hat der Kanton Freiburg seine Trinkwasserressourcen analysieren lassen und ein besorgniserregendes Resultat erhalten, wie zwei kantonale Direktionen gestern an einer Medienkonferenz bekannt gaben. Von 381 untersuchten Proben erwiesen sich 160 (42 Prozent) als nicht konform und 221 (58 Prozent) als konform mit den Anforderungen des Lebensmittelgesetzes.

Die Messungen wurden direkt an den Ressourcen – Grundwasserfassungen, Quellen oder Seen –, in Trinkwassernetzen oder bei Zubringern, etwa Drittnetzen, gemacht. Von den Abbaustoffen von Chlorothalonil überschritten zwei regelmässig den gesetzlichen Höchstwert von 0,1  Mikrogramm pro Liter, ein dritter Abbaustoff tat dies einzig in der Gemeinde Belmont-Broye. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem die Regionen Broye, See, Sense, Saane und der Süden der Glane von Chlorothalonil-Metaboliten betroffen sind. So haben beispielsweise letzte Woche die Industriellen Betriebe Murten auf teils überhöhte Werte aufmerksam gemacht.

Besorgnis, aber keine Angst

«Das sind keine guten Resultate», sagte Didier Castella (FDP), Direktor der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft, gestern an der Medienorientierung. «Der Staatsrat nimmt sie mit Besorgnis zur Kenntnis, es ist aber noch kein Anlass, in Angst zu ver­fallen.» Wie Castella sagte, deuten die Resultate auf kein wissenschaftlich anerkanntes Gesundheitsrisiko hin. Der Grenzwert von 0,1  Mikrogramm pro Liter sei der «tiefstmögliche technisch realistische und ökonomisch akzeptable Wert», heisst es in einer Mitteilung. Das bedeutet, dass die Bevölkerung das Wasser auch bei einem Überschreiten des Vorsorgewerts trinken kann. Kantonschemiker Claude Ramseier präzisierte, dass die gemessenen Werte noch kein Hinweis auf die Konzentration des Schadstoffs im Trinkwasser seien, weil dieses meist aus verschiedenen Ressourcen gemischt sei.

«Im Zweifelsfall muss man jedoch handeln», sagte Castella. Und das geschieht im Kanton Freiburg auch. Der Kanton hat die Gemeinden informiert, die nun zwei Jahre Zeit haben, die Anforderungen zu erfüllen. Bis Ende Sommer sollten vom Bund ein nationaler Massnahmenplan und allfällige neue Weisungen vorliegen. Und die Kontrollen gehen weiter: Der Kanton hat dazu extra ein rund 600 000 Franken teures Messgerät angeschafft.

«Wir wissen nicht, wie schnell die Werte nach dem Chlorothalonil-Verbot besser werden», sagte Castella. Einige Gemeinden hätten schon Lösungen gefunden, bei anderen sei es schwieriger, sagte er. Gemäss Kantonschemiker Ramseier sollten gewisse Lösungen rasch zu realisieren sein. Man könne etwa Quellen schliessen oder weniger Wasser von ihnen nehmen und es mit anderem Wasser mischen. Technische Lösungen seien nicht sehr nützlich, so Claude Ramseier. Sie könnten andere Probleme bringen und teuer werden, etwa wegen des Energieverbrauchs.

Nachhaltige Sicherung

Der Staatsrat hat sich zuletzt aber nicht nur auf Chlorothalonil konzentriert, er will auch die Wasserressourcen nachhaltig sichern. In diesem Sinn beantwortete er eine Anfrage der Grossräte Cédric Péclard (La Broye c’est vous, Aumont) und Jean-Daniel Chardonnens (SVP, Fétigny) und ein Postulat von Antoinette Badoud (FDP, Le Pâquier) und Markus Bapst (ehemalig, CVP, Düdingen).

«Wir müssen unsere Ressourcen sichern», sagte Raumplanungs-, Umwelt- und Baudirektor Jean-François Steiert (SP) gestern. «Dabei müssen wir punktuelle Analysen aufgeben und uns stattdessen einen Gesamtüberblick verschaffen.» Wie er betonte, seien gerade beim Grundwasser die Verschmutzungsquellen oft diffus. Der Staatsrat stellte eine Reihe von Massnahmen vor, die er umsetzen will.

So strebt er einen verstärkten Schutz von zehn strategischen Grundwasserfassungen im Kanton an. Er will die Grundwasserschutzzonen priorisieren und Nutzungskonflikte lösen. Weiter hat die Regierung vor, die zurzeit auf Nitrate ausgerichtete Strategie beim Ressourcenschutz auf die Pestizide auszuweiten. Er erwägt ein Pestizidverbot in Grundwasserschutzzonen. Auch die landwirtschaftliche Praxis soll in Bezug auf den Pestizideinsatz angepasst werden. Zudem soll ein Inventar jener Grundwasserreserven erstellt werden, die noch nicht von Pestiziden verunreinigt sind. Sie sollen langfristig geschützt werden.

«Das ist nicht ganz gratis», betonte Steiert. Denkbar sei eine kurzfristige Erhöhung der Abgaben der Trinkwasserversorger für die Nutzung der öffentlichen Gewässer. Andere Finanzierungsquellen seien im Rahmen der Umsetzung des Klimaplans denkbar.

Zum Begriff

Einsatz bei Gemüse, Getreide und Wein

Chlorothalonil ist ein Wirkstoff, der ab den 1970er-Jahren als Fungizid in Pflanzenschutzmitteln zugelassen war. Er wurde hauptsächlich im Getreide-, Gemüse-, Wein- und Zierpflanzenbau eingesetzt. Die Verbesserung der wissenschaftlichen Kenntnisse hat die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde im April 2019 dazu bewogen, Chlorothalonil als «wahrscheinlich krebserregend» einzustufen. Auf dieser Grundlage hat das Bundesamt für Landwirtschaft den Einsatz von Chlorothalonil im Dezember 2019 mit Wirkung auf den 1. Januar 2020 verboten. Diesen Frühling hat der Verband der Kantonschemiker eine Untersuchung durchgeführt, die spezifisch auf die Chlorothalonil-­Metaboliten abzielte.

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