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Eine Pensionierung auf halbem Weg

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Eigentlich wollte er auf den Abschluss des Umzugs hin gehen. Das Licht löschen, und das wars. Doch Corona und gewisse andere Umstände haben Martin Goods Überlegungen durchkreuzt. Noch ist die Kantons- und Universitätsbibliothek (KUB) in ihrem historischen Gebäude an der Joseph-Piller-Strasse nicht ganz leer geräumt. Der Bibliotheksbetrieb im provisorischen Zuhause im Beauregard-Quartier ist für Mitte August vorge­sehen, der Bezug des Provisoriums für die Verwaltung für September. Und das Auslagern der Bestände nach Romont ist auch etwas in Verzug.

So räumt Martin Good sein Büro so, dass es seine Nachfolgerin Angélique Boschung (-Joye) nach der Schlüsselübergabe diesen Freitag noch einige Monate nutzen kann. Er ­selber wird am 1. August mit 59  Jahren in Frühpension gehen. «Ich hatte selber vor zwei Jahren noch nicht damit gerechnet», sagt der abtretende KUB-Direktor. Doch es seien nun verschiedene Faktoren zusammengekommen wie etwa die Reform der Pensionskasse für das Freiburger Staatspersonal oder der Wille, sein Arbeitspensum zu reduzieren. «Ich sah mich plötzlich vor der Alternative, dass ich entweder jetzt sehr früh gehe oder es bis 65 zu 100 Prozent durchziehe. Es gab nichts Überzeugendes dazwischen.

Von Zusage überrascht

Wie nun der Abgang, so war bereits der Amtsantritt von Martin Good an der Spitze der KUB im August 2002 nicht unbedingt nach Plan erfolgt. «Als ich mich bewarb, glaubte ich nicht, grosse Chancen zu haben», blickt er zurück. Er war kein renommierter Historiker, wie sein Vorgänger Martin ­Nicoulin, sondern ein Doktor der Rechtswissenschaften. Und er war auch kein Ur-Freiburger, sondern hatte seine Wurzeln im Kanton Schaffhausen.

Und doch war er damals mit Freiburg bereits bestens vertraut. Er hatte sich die Zähringerstadt für sein Studium ausgesucht, weil er eine Vorliebe für kleinere Städte und schöne Altstädte hat, weil die Universität und die juristische Fakultät einen guten Ruf genossen, weil ihm die Zweisprachigkeit gefiel, und weil er damals relativ leicht ein Zimmer fand.

Doch die Rechtswissenschaften sollten nicht Martin Goods einzige Berufung bleiben. Er absolvierte in Genf eine Nachdiplomausbildung in Informationswissenschaften, leitete dann die rechtswissenschaftliche Bibliothek der Universität Zürich und dann jene der Universität Bern.

In vieler Hinsicht einmalig

Mit der KUB wurde Martin Good an eine Bibliothek berufen, die für ihn in verschiedener Hinsicht einmalig ist. An anderen Orten gebe es eine Universitätsbibliothek, eine Kantonsbibliothek und oft auch eine allgemein-öffentliche Bibliothek. Hier in Freiburg vereinte die KUB aber mit Ausnahme des Kinder-und Jugendbereichs alles in einem.

Dazu kommt noch der Bereich mit den audiovisuellen Medien. Für Fotos, Plakate, Filme, Tonaufnahmen oder Postkarten erfüllt die KUB einen breiten gesetzlichen Auftrag, der auch Archivieren, Ausstellen und Publizieren umfasst.

Schliesslich zeigte sich Good von Beginn weg beeindruckt vom markanten Bibliotheksgebäude aus dem Jahr 1910. «Es steht für eine visionäre Zeit, als die Universität gegründet wurde», sagt Good. Er staunt auch, dass das Bauprojekt für das ursprüngliche Gebäude in weniger als fünf Jahren vom Planungsbeginn bis zum Bauabschluss umgesetzt wurde.

Auftrag vom Volk

Auch jetzt wieder steht die KUB vor einem grossen Bauprojekt: dem Um- und Ausbau des Zentralgebäudes. Zum Kredit von 60 Millionen Franken hatten vor zwei Jahren 81 Prozent der Freiburger Stimmbürger Ja gesagt.

Dass ein solches Bauprojekt bevorstand, hatte Martin Good bei seinem Amtsantritt gar nicht gewusst, obwohl es seit den 1980er-Jahren ein Thema war. Entsprechend wurde es sehr schnell ein wichtiger Bestandteil seines Pflichtenhefts. Ein erstes, zwischen 2010 und 2013 entstandenes Projekt, wurde noch gestoppt. «Ich habe mich dann sehr dafür eingesetzt, dass das Projekt weitergeht, wenn auch in verkleinerter Form. Mit Ausnahme des Zusammenführens aller Bestände an einem Ort wurden all die gesteckten Zielsetzungen erreicht, wenn auch mitquantitativen Abstrichen.»

Martin Good betont aber nachdrücklich, dass sowohl beim Bauprojekt wie auch beim Führen des Bibliotheksbetriebs ein Team dahinter steht, ohne das er nichts hätte erreichen können. «Niemand ist hier alleine für etwas verantwortlich.» Er habe 2002 eine sehr kompetente und motivierte Kaderequipe angetroffen. «Es herrschte eine Aufbruchstimmung. Alle dachten, dass das Bauprojekt viel schneller vorankommt.»

Schritt in das digitale Zeitalter

Fühlte er sich in seiner Funktion eher als Gestalter oder als Verwalter? «Verwalten ist gestalten», antwortet Good. Dennoch darf er für sich in Anspruch nehmen, dass er die Bibliothek in das digitale Zeitalter geführt hat. «Es gab ein schon Datenbanken, CD-ROMs, elektronische Zeitschriften und eine erste Website», blickt er zurück. «Aber das Papier stand noch klar im Zentrum. Erst seit 2011 sind die Ausgaben für elektronische Inhalte höher als für Print-Produkte, und die Schere geht immer weiter auseinander.»

Mit seinem Team nahm Martin Good als Erstes die Digitalisierung des alten Zettelkatalogs in Angriff: «Wir mussten rund eine Million kartonierte Zettel in den Katalog des Westschweizer Bibliothekverbunds überführen.»

Eine Schweizer Plattform

Nun steht auch dieses System vor der Ablösung. Am 7.  Dezember steht der Übergang vom Westschweizer zu einem nationalen System bevor: der Swiss Library Service Platform (siehe Kasten). «Das ist ein Quantensprung», so Good. «Es stellt einen Neuanfang dar: Alle Benutzer müssen sich neu registrieren. Es werden keine Ausleihkonti aus dem alten System übernommen.» Good war an vorderster Front dabei: Er amtierte bis Ende Juni als Präsident des Beirats.

Auch dieses Projekt wird Martin Good also erst nach seiner Pensionierung umgesetzt sehen. «Privat bin ich eher ein traditioneller Mediennutzer und habe zu Hause viele Bücher und Schallplatten.» In der neuen Lebensphase werde er erst einen neuen Rhythmus und neue Aufgaben finden müssen. Ideen existieren, sagt er, aber sie seien noch nicht konkret. Für seine Bekannten hinterlässt er zwei Kontakt­adressen: eine im Raum Bern, wo seine Kinder zur Schule gehen und seine Frau arbeitet, und eine in Stein am Rhein. Da, wo seine Wurzeln sind.

Nationale Plattform

Alles national harmonisiert

Bisher waren in der Schweiz die Bibliotheken hauptsächlich innerhalb ihrer Sprachregion vernetzt. Die In­stitutionen in der Deutschschweiz, der Westschweiz und dem Tessin richteten sich dabei stark an ihren Nachbarländern aus. Nun soll bis zum Jahresende die Swiss Library Service Platform, ein nationaler Katalog von 475 wissenschaftlich ausgerichteten Biblio­theken aus allen Landesteilen, entstehen. Dabei wird alles harmonisiert: vom Suchportal, über den Benutzerausweis, die Gebühren bis zu den Ausleihfristen. Es gibt dafür eine neue nationale Benutzer-ID. Die bisherigen Zugänge werden nicht mehr funktionieren. Die Umstellung soll auf den 7. Dezember erfolgen. Wahrscheinlich werden dabei während zwei oder drei Tagen keine Bücher ausgeliehen werden können. Zum System gehört auch ein neu geschaffener Kurierdienst mit kostengünstiger Lieferung.

Das Projekt steht unter der Führung der ETH-Bibliothek. Es ist als AG organisiert, dauerte sechs Jahre und hat rund 15  Millionen Franken gekostet. Die Betriebskosten sollen jährlich gegen 10 Millionen Franken betragen. Nicht zum ­System gehören die Volks­bibliotheken.

uh

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