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Giovanni Segantini ist wieder en vogue

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Giovanni Segantini ist wieder en vogue

Autor: Irmgard Lehmann

Vor rund 20 Jahren hat Gioconda Segantini, die Tochter von Gottardo Segantini, in Maloja, dort wo sie aufgewachsen ist, die Chiesa Bianca übernommen und mit Spendengeldern renoviert. Die Kirche, welche in der Geschichte des Malers Giovanni Segantini eine Rolle spielte, war in einem sehr schlechten Zustand. Heute organisiert Gioconda Segantini dort im Sommer Ausstellungen. Konzerte und Veranstaltungen.

 

Gioconda Segantini, das Buch «Das Schönste, was ich sah» von Asta Scheib hat eine Welle der Sympathie für Ihren Grossvater Giovanni Segantini ausgelöst. Was haben Sie davon mitbekommen?

Ich lebe in der Nähe von Bayreuth, und dort war der Name Segantini bis zum Erscheinen des Buches kein Begriff. Jetzt aber werde ich überall angesprochen. Die Menschen wollen immer mehr wissen über das Leben meines Grossvaters. Dass Boris Becker im Segantini-Museum in St. Moritz geheiratet hat, mag zur Publizität ebenfalls beigetragen haben.

 

Sie haben mit der Autorin zusammengearbeitet. Inwiefern?

Die letzte Biografie über Segantini stammt aus dem Jahre 1930, und daher war ich auch einverstanden mit einem neuen Buch. Ich stellte der Autorin sämtliche Literatur über meinen Grossvater zur Verfügung und beantwortete all ihre Fragen. Das Buch kam unheimlich gut an. Davon profitierte auch die Segantini-Ausstellung im Museum Beyeler in Riehen (siehe FN vom 15. Januar, Anm. d. Red.). Viele kamen ins Museum, weil sie das Buch gelesen hatten.

 

Sie sagen, dass über Ihren Grossvater viel Ungenaues erzählt und geschrieben wird. Was denn?

Auf den Bildern meines Grossvaters ist immer wieder Baba zu sehen. Die junge Bündnerin gehörte zur Familie und war quasi ein Familienmitglied. Sie als Magd darzustellen ist einfach falsch. Auch weiss man nicht, ob wirklich beide Söhne Mario und Alberto oben auf dem Schafberg waren als Giovanni 1899 plötzlich starb. Und es gibt Kunsthistoriker, die sagen, dass die Geschichte über das tragische Leben meines Grossvaters erfunden sei. Aber mit kleinen Abweichungen stimmt sie. Segantini war mit acht Jahren Vollwaise, ein «Sans papiers», und er war Analphabet.

 

Die Bilder Giovanni Segantinis werden heute zu horrenden Preisen verkauft. Besitzt Ihre Familie noch Bilder?

Nein. Ein grösseres Ölbild ist nicht mehr in Familienbesitz, obwohl rund 400 Werke registriert sind. Geblieben sind uns noch kleinere Zeichnungen und Briefe. So hat mir mein Vater Gottardo den «Veilchenbrief» geschenkt. Ein Liebesbrief Giovannis an meine Grossmutter Bice. Der Brief ist für mich ein grosses Vermächtnis.

 

Was hat Ihnen Ihr Vater Gottardo von Giovanni Segantini erzählt?

Gottardo hat seinen Vater bewundert und geschätzt. Als Maler hat er aber nie versucht, ihn zu kopieren, obwohl er die Technik Giovannis, den Divisionismus übernommen hat. Mein Vater hat vor allem Landschaften gemalt. Man darf nicht vergessen, dass mein Vater erst 17 war, als Giovanni starb. Riesenprobleme kamen auf den Ältesten zu, vor allem weil die drei grossen Bilder «Sein», «Werden» und «Vergehen» auf der Weltausstellung in Paris gezeigt werden mussten. Da gab es sehr viel zu regeln, und immer fehlte es an Geld. Mein Grossvater hat seinen vier Kindern wohl die Ehrfurcht vor der Schöpfung mitgegeben. Doch mit dem Leben selbst kamen leider nicht alle zurecht.

 

Was ist mit Divisionismus gemeint?

Die Farben werden ungemischt mit feinen Pinselstrichen auf die Leinwand gebracht und die Zwischenräume werden mit Komplementärfarbe ausgefüllt.

 

Inwiefern hat Sie der Name Segantini geprägt?

Von meinem Vater Gottardo und meiner Tante Bianca habe ich viel über Giovanni Segantini gehört. Nach ihrem Tod waren meine Schwester Romana und mein Bruder Pietro die Ansprechpartner. Doch als auch Pietro 1995 starb, begann ich mich ernsthaft mit meiner Familie zu beschäftigen. Heute empfinde ich es als grosses Glück, hier in Maloja meine Wurzeln zu haben. Immer wieder entdecke ich Neues, Spannendes über meinen Grossvater. So schreibt etwa Giovanni Giacometti in einem Brief, dass zwölf Männer im September 1899, im Todesmonat von Segantini, Leinwand, Malutensilien und Nahrungsmittel auf den Schafberg geschleppt haben.

 

Seit einigen Jahren organisieren Sie in der Chiesa Bianca Ausstellungen, haben aber noch anderes vor?

Ich plane, einzelne Schriften beziehungsweise Broschüren herauszugeben, die sich jeweils auf ein Thema beziehen. Ich möchte künftig aber auch vermehrt Führungen machen und Vorträge halten.

 

Wollten Sie nie Malerin werden?

(lacht herzhaft) Als ich in der Sekundarschule hier in St. Moritz der Lehrerin einst eine Zeichnung vorlegte, rief sie mit lauter Stimme: «Was, du bist eine Segantini und zeichnest so schlecht?» Damit war mein Schicksal endgültig besiegelt. Malen kann ich nicht, dafür aber reden …

Das Werk «Frühling in den Alpen» ist bis Mitte Oktober im Segantini-Museum zu sehen.Bild zvg

Reisetipps

Museum, Hütte, Weg und Atelier

Das Museum: Bis zum 20. Oktober stellt das Segantini-Museum in St. Moritz eines der wichtigsten Bilder Segantinis aus: «Frühling in den Alpen» ist 1897 in Soglio im Bergell entstanden. Es gehört zu jener Gruppe grossformatiger Landschaften, die Segantini bereits zu Lebzeiten an renommierte Museen und Sammler verkaufen konnte, bereits damals zu exorbitanten Preisen. Das Bild im Museum ist eine Leihgabe aus den USA. Die Firma French & Company in New York hat es vor rund zehn Jahren für neun Millionen Dollar erworben.

Die Hütte:Die Segantinihütte auf dem Schafberg (2730 m) erreicht man via Bergbahn Muottas Muragl.

Der Weg: Auf dem Segantiniweg in Maloja erzählen zwölf Stationen vom Leben Segantinis. Auf dem Friedhof von Maloja befindet sich das Familiengrab.

Das Atelier: Seit kurzem kann in Maloja auch Segantinis Atelier neben dem Wohnhaus besichtigt werden.

Das Buch: Die Romanbiografie «Das Schönste was ich sah» von Asta Scheib gibt es seit kurzem auch als Taschenbuch. il

Informationen bei Maloja Tourismus (081 824 31 88) oder im Internet unter www.engadin.stmoritz.ch oder www.segantini-museum.ch

Gioconda Segantini: «Immer wieder entdecke ich Neues, Spannendes über meinen Grossvater.»Bild Irmgard Lehmann

Die Familie:Abenteuerliche Lebensgeschichte

Giovanni Segantini wurde 1858 in Arco (Trient) als Österreicher geboren. Mit acht Jahren war er Vollwaise, kam zur Halbschwester Irene nach Mailand, dann in eine Erziehungsanstalt und lernte vorerst das Handwerk eines Schuhmachers. Er besuchte die Kunstakademie in Mailand und zog mit Luigia Bugatti, genannt Bice, Tochter einer wohlhabenden Mailänderfamilie, in die Region des Comersees. Das Paar konnte nicht heiraten, da Segantini keine Papiere vorweisen konnte. Irene hatte sie aus unerklärlichen Gründen zurückgegeben. Sie hatten vier Kinder: Gottardo, Alberto, Mario und Bianca. 1886 liess sich die Familie in Savognin nieder, 1894 in Maloja. Segantini starb 1899 erst 41-jährig auf dem Schafberg an einer Bauchfellentzündung. Die 69-jährige Gioconda Segantini, Tochter von Gottardo, ist in Maloja aufgewachsen. Sie lebt in Deutschland und ist Mutter von sechs Kindern. il

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