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Gastkolumne: Experiment Nachtzug

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

In der Biologie muss man Experimente mindestens dreimal wiederholen, um eine gewisse statistische Aussage machen zu können. So oft bin ich per Nachtzug von Basel nach Hamburg beziehungsweise umgekehrt gefahren und kann also wissenschaftlich darüber berichten.

Typischerweise geht es zwischen 22 und 22.30 Uhr los, die Ankunft ist zwischen 7 und 8 Uhr morgens. Im Experiment Basel nach Hamburg wurde die Abfahrtszeit höchst genau eingehalten, wohingegen die Ankunft um zehn Minuten verspätet war (der darauffolgende Extremsprint unter erschwerten Bedingungen – nämlich mit Rucksack und Koffer – auf den Anschlusszug zählt nicht zum experimentellen Rahmen). Die Abfahrt ab Hamburg unterliegt offenbar der Heisenbergschen Unschärferelation. Letztere besagt ganz vereinfacht, dass man bei ganz kleinen und sehr schnellen Partikeln nie gleichzeitig wissen kann, wie schnell sie sind und wo sie sich befinden. Nun sind Nachtzüge weder sehr klein noch sehr schnell – dennoch gab es kurz vor Abfahrt im Sekundenabstand Nachrichten aufs Handy mit ständig wechselnder Abfahrtszeit. Erst hiess es 22.07 Uhr, dann 22.27, dann 22.34, dann 22.46, schliesslich 22.56.

Da ich schon 16 Kilometer in den Füssen hatte, war ich froh, einen Sitzplatz auf einer der Bänke des Perrons zu finden. Neben mir eine weitere Dame und daneben ein junger Mann. Jeder von uns schaute aufs Handy, staunte und seufzte. Die Dame neben mir fing an, ihre Bücher auszupacken – und dann wurde es lustig. Sie holte zunächst ein Buch mit lustigen Kinderfragen heraus: «Was liegt am Strand herum und redet undeutlich?» – Na? – Die Nuschel. Und «Was ist erkältet, liegt am Strand herum und redet undeutlich?» – Die Niesnuschel. Wir haben uns gekringelt vor Lachen. Das nächste Buch war «Hilfe, meine Katze ist kaputt» – mit den allerschrägsten Katzenbildern überhaupt. Herrlich! Die Zeit verging wie im Flug, der Zug rollte endlich ein und kam pünktlich in Basel an. Ein zweites Experiment ab Hamburg startete auch verspätet (die Wartezeit wurde da mit Eisessen überbrückt) und kam auch noch verspätet an (also wieder sprinten).

Und jetzt noch zu den experimentellen Bedingungen in der Kabine selbst. Ich hatte je ein Einzelzimmer mit Dusche und WC gebucht. Als Reisende oder Reisender sollte man eher schlank sein und 1,80 Meter nicht überschreiten, dann passt man noch diagonal ins Bett. Alle, die grösser sind, müssen sich schon auf ihre Origami-Faltkünste verlassen. Bei der ersten Fahrt schlug die Tür der Dusche in Rechtskurven auf, in Linkskurven wieder zu, was zu regelmässiger Lärmbelästigung führte. Auf der zweiten Fahrt hielt zwar die Tür, aber es kam kein Wasser am Waschbecken (die Dusche funktionierte, das Wasser floss aber viel zu langsam ab). Ausserdem versuchte jemand gegen 2.30 Uhr, in meine Kabine einzudringen, die ich mehrfach verriegelt hatte. Auf der dritten Fahrt wurde der Schlaf durch dauerndes Beschleunigen und Abbremsen beeinträchtigt. Da musste man aufpassen, nicht aus dem Bett zu fallen.

Fazit: Man kommt definitiv von A nach B und kann dabei liegen. Auf Erholung sollte man nicht setzen: Ich würde es mit einem langen Atlantikflug mit gewissen Turbulenzen vergleichen – auch im Preis. Entsprechend ist dann auch ein Effekt von Jetlag dabei – ganz ohne neue Zeitzonen. Damit kann man aber leben, und es ist auch besser, als einen wunderschönen Sommertag komplett im Zug zu verbringen. In diesem Sinne: Schöne Ferien – und vielleicht begegnen Sie ja der Niesnuschel am Strand!

Katharina M. Fromm wohnt in Freiburg und ist seit 2006 Professorin für Chemie an der Universität Freiburg und seit Anfang 2024 Rektorin dieser Uni. Sie ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die im Monatsrhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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