Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Ich bin erleichtert und enttäuscht»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Zentralvorstand des Schweizerischen Fussballverbands SFV hat als Folge des Entscheids des Bundesrats gestern beschlossen, alle derzeit ausgesetzten Meisterschafts- und Cupwettbewerbe ab Promotion League abzubrechen. Nicht betroffen von diesem Entscheid sind die Super League, die Challenge League sowie der Schweizer Cup. Be­noît Spicher, Präsident des Freiburger Fussball-Verbands FFV erklärt den FN im Interview, wie es zu diesem Entscheid gekommen ist und welche Auswirkungen er auf den Freiburger Fussball hat.

 

Benoît Spicher, seit gestern ist klar, dass in den Freiburger Fussball-Ligen sämtliche Meisterschaften abgebrochen werden. Wie haben Sie diesen Entscheid aufgenommen?

Erleichtert und enttäuscht. Einerseits ist es schade für die vielen Amateurfussballer und Zuschauer, die unseren tollen Sport nicht mehr geniessen können. Andererseits bin ich froh, dass nun alle wissen, wo­ran sie sind und sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren können. Priorität hat es, die Corona-Pandemie zu überstehen, der Fussball kann warten.

Bei vielen Vereinen ist man der Meinung, dass dieser Abbruch schon längst überfällig war. Seit dem 13. März kann nicht mehr gespielt werden.

Ich verstehe, dass die Ungewissheit, wie es weitergeht, für einige schwierig gewesen ist. So konnte man die aktuelle Saison nicht richtig abschliessen und auch die neue nicht planen. Uns allen war aber wichtig, dass ein Entscheid auf Schweizer Ebene gefällt wird. Das Coronavirus sucht die ganze Nation heim und trifft alle Vereine. Deshalb wollten wir einen Entscheid im Sinne des Fussballs fällen, der alle Regionalverbände des Breitensportes einschliesst und einen einheitlichen Beschluss für die ganze Schweiz umfasst.

Warum hat es so lange gedauert, bis der Entscheid zum Abbruch gefällt wurde. Im Eishockey oder Volleyball ging dies viel schneller.

Als der Bundesrat Anfang März Veranstaltungen mit über 1000 Personen untersagte, stoppte er alle fussballerischen Aktivitäten. Wenig später hiess es vonseiten des Verbandes, dass in den unteren Ligen mit wenig Leuten weiterhin Fussball gespielt werden dürfe. Wir in Freiburg haben das getan, einige andere Regionalverbände auch. Aber es wurde nicht überall gleich gehandhabt, in Genf oder Neuenburg zum Beispiel blieben alle Spiele und Trainings verboten. Diese Entscheide hatten in den interregionalen Ligen auch Auswirkungen auf Freiburger Vereine. Dadurch wurde alles unübersichtlich und kompliziert. Kurz vor Rückrundenstart, am 13. März, hat dann der SFV wieder den Lead übernommen und den Spielbetrieb in sämtlichen Ligen, auch in der Super League und in der Challenge League, bis zum 30. April ausgesetzt. Man hat gesehen, dass es nicht funktioniert, wenn jeder Regionalverband etwas für sich wurstelt. Deshalb war für alle Beteiligten klar, dass nur in Zusammenarbeit mit den anderen Verbänden eine Entscheidung gefällt werden kann.

War es schwierig, einen gemeinsamen Konsens zu finden?

Eine der Schwierigkeiten war, dass die einzelnen Regionalverbände die Promotion unterschiedlich handhaben. In Genf zum Beispiel gibt es in den Regionalligen keine Aufstiegsspiele wie bei uns, der Erste steigt einfach auf. Die Genfer hätten den Start zur Rückrunde bis zum 15. Mai hin­aus­schie­ben können, wir hätten spätestens am 8. Mai beginnen müssen, um die Saison vor dem Ferienbeginn Anfang Juli austragen zu können. Und eine Woche Aufbautraining hätte man mindestens einrechnen müssen, womit wir in Freiburg spätesten am 1. Mai richtig trainieren können müssten. Die Diskussionen, wie es weitergehen soll, haben sich schon einen Moment hingezogen. So ab Ostern waren sich aber alle 13 Regionalverbände und die Amateurliga einig, dass nur der Saisonabbruch in Frage kommt.

Hat der bundesrätliche Beschluss vom Donnerstag, Fussball in der Super League ab dem 8. Juni wieder zuzulassen, etwas an der Ausgangslage für die Regionalverbände geändert?

Nein. Selbst wenn wir in den Regionalligen auch am 8. Juni wieder spielen dürften, wäre es zu spät. Es ist unrealistisch, in vier Wochen eine komplette Rückrunde plus Nachtragsspiele durchzuführen. Insofern habe ich bei allem Verständnis für das Vorgehen des SFV etwas Mühe zu verstehen, warum er den Entscheid zur Annullation der Regionalmeisterschaften so lange hinausgezögert hat.

Hat man sich andere Szenarien für die Rückrunde überlegt?

Ja, daran haben sich auch die Vereine beteiligt und Ideen eingebracht. Eine Idee war zum Beispiel, die Rückrunde durch Playoffs und Playouts zu ersetzen. Aber vieles wäre organisatorisch zu kompliziert geworden, zudem mussten wir aufpassen, dass allfällige Re­glementsänderungen auch rechtlich in Ordnung gewesen wären. Ein Verein aus dem waadtländer Regionalverband hat bereits angekündigt, dass er vor den Internationalen Sportgerichtshof ziehen wird, wenn die Saison abgebrochen und seine Mannschaften nicht aufsteigen dürfen. Da muss alles rechtlich gut abgesichert sein.

Was hat der Saisonabbruch in den Regionalligen für sportliche Konsequenzen?

Die Meisterschaft wird annulliert, es wird demnach keine Meister und auch keine Auf- und Absteiger geben. Und es wird keinen Cupsieger der Saison 2019/20 geben.

Der Freiburger Cupsieger erhält jeweils einen Startplatz im Schweizer Cup. Welcher Mannschaften wird dieser nun zuteil?

Das wird per Los aus den acht Teams, die noch im Freiburger Aktiven-Cup vertreten sind, entschieden. Erst wollten wir versuchen, zumindest den Cup zu Ende zu spielen. Dann entschieden sich die Regionalverbände aber dagegen: Entweder werden Meisterschaft und Cup weitergeführt, oder beides wird abgeblasen. Jetzt entscheidet das Losglück über die Cup-Teilnahme. Sportlich ist das nicht sehr fair, aber das Reglement gibt es so vor.

Der FFV hat im Falle eines Saisonabbruchs kleinere Turniere auf den Juniorenstufen angedacht, damit die Junioren zumindest etwas Fussball spielen und die Vereine ein paar Tage ihre Buvetten öffnen und Einnahmen generieren können. Finden diese nun statt?

Die wird es nicht geben, dafür reicht die Zeit nicht vor den Sommerferien. Wir haben unter anderem überlegt, die Junioren-Mannschaften in 4er- oder 5er-Gruppen aufzuteilen und so eine kleine Mei­sterschaft durchzuführen. Aber da die Mannschaften noch länger nicht normal trainieren können, lässt sich das nicht umsetzen. Ich hoffe, es gibt motivierte Clubs, die in Eigenregie ein paar Freundschaftsspiele organisieren, sobald es möglich ist.

Den Vereinen entgehen Einnahmen aus Ticketverkauf und Restauration. Erhalten sie vom Freiburger Verband eine finanzielle Entschädigung dafür?

Der Bund hat 50 Millionen für den Breitensport gesprochen, es ist aber für die Vereine nicht einfach, etwas davon zu erhalten. Nur wenn ein Club existenziell bedroht ist, kann er von diesem Geld profitieren. Der Freiburger Verband kann den Vereinen finanziell leider nicht gross unter die Arme greifen, wir müssen selber schauen, dass wir irgendwie über die Runden kommen. Wir tun, was wir können. Zum Beispiel die Entschädigung für Schiedsrichter, die ein Verein dem Verband zahlen muss, wenn er nicht genügend Schiedsrichter stellen kann, werden wir anpassen. Es wird dann nur die Hälfte geschuldet, da nur eine halbe Saison gespielt werden konnte. Ich mache mir aber weniger Sorgen wegen der fehlenden Buvetteneinnahmen als bezüglich Sponsorengelder.

Inwiefern?

Ich habe von einigen Clubpräsidenten erfahren, dass sie Sponsoren verloren haben. Die Wirtschaft leidet unter der Corona-Krise, da werden auch Sponsorengelder gestrichen. Wir werden in den kommenden Wochen alle Vereine kontaktieren und schauen, wie sich ihre Situation präsentiert, und wie der Verband allenfalls helfen kann, ob mit Krediten oder anderswie. Es sind innovative Ideen gefragt, damit alle Vereine genug Geld haben, um in die kommende Saison starten zu können.

Wann können die Vereine mit dem Training für die kommende Saison starten?

Ich hoffe, so früh wie möglich. Ab dem 11. Mai sind im Breitensport Trainings in Kleingruppen mit maximal fünf Personen ohne Körperkontakt möglich. Es liegt an den Vereinen, Wege zu finden, damit sie unter diesen Vorgaben vernünftig trainieren können. Mit einem 20-Mann-Kader wird das nicht so einfach. Die Planung für die kommende Saison wird eine Herausforderung. Ich habe von einigen Clubs gehört, dass sie Probleme mit Spielern hätten, die während der Meisterschaftspause fortgegangen sind und zu anderen Clubs gewechselt haben.

Was, wenn die Saison 2020/21 nicht wie geplant am 22. August beginnen kann?

Für diesen Fall haben wir noch keine Projekte ausgearbeitet. Bis dahin haben wir ja noch einige Zeit und wir können früh genug reagieren, falls sich dieser Fall ankündigen sollte.

Machen Sie sich Sorgen um den Fussball? Es gibt viele Experten, die der Meinung sind, dass es nicht mehr so sein werde wie vor der Corona-Krise?

Da mache ich mir keine grossen Sorgen. Wenn es im Profifussball gelingt, die Super-League-Saison noch zu beenden und die nächste wieder zu beginnen, wird das keine allzu grossen Nachwirkungen haben. Es könnte für die Profivereine etwas komplizierter werden, Sponsoren zu finden. Aber ich glaube nicht, dass deswegen Vereine verschwinden werden.

Und auf kantonaler Ebene?

Da sind die Vereine gefordert, Lösungen zu finden, damit es weitergeht. Ich kenne viele Clubpräsidenten, die sind alle sehr motiviert, und ich bin überzeugt, dass sie Lösungen finden werden. Ich habe Vertrauen in die Clubverantwortlichen und bin entsprechend zuversichtlich, dass es für die allermeisten weitergehen kann und wird.

«Man hat gesehen, dass es nicht funktioniert, wenn jeder Regionalverband etwas für sich wurstelt.»

«Es sind innovative Ideen gefragt, damit alle Vereine genug Geld haben, um in die kommende Saison starten zu können.»

«Selbst wenn wir in den Regionalligen auch am 8. Juni wieder spielen dürften, wäre es zu spät gewesen.»

«Der FFV kann den Vereinen finanziell nicht gross unter die Arme greifen, wir müssen selber schauen, dass wir irgendwie über die Runden kommen.»

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema