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«Euer Luxus, unser Elend»: Wo sich Einheimische gegen Touristenmassen wehren

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Von Mallorca über Venedig bis nach Athen – in Südeuropa wächst der Unmut über den ausufernden Massentourismus. Doch nicht überall ist man als Tourist ungern gesehen. Die grosse Übersicht.

Einige Touristen zeigten Verständnis. Für andere war die Situation sichtlich unangenehm, als sie am Sonntagabend auf den Protestmarsch trafen. Über 30’000 Einheimische versammelten sich in Palma de Mallorcas Altstadt auf der bei Urlaubern beliebten Flaniermeile Passeig del Borne, um lautstark gegen den ausufernden Massentourismus zu protestieren. «Euer Luxus, unser Elend» stand auf vielen Plakaten.

«Wir haben nichts gegen die Touristen und natürlich wissen wir, dass Mallorca vom Tourismus lebt. Aber alles hat eine Grenze», erklärt Marga Ramis von der Bürgerinitiative «Weniger Tourismus, mehr Leben», die am Sonntag den Massenprotest organisierte.

Staus, Lärm, Müll. Immer mehr Supermärkte und Geschäfte müssen in Palma Souvenirshops und Restaurants weichen. «Durch den Massentourismus steigen nicht nur die Lebenshaltungskosten, sondern explodieren auch unsere Mieten, die kaum noch einer bezahlen kann», stellt Marga Ramis im Gespräch mit dieser Zeitung klar.

Protestaktionen in vielen Touristenorten Spaniens

Die Mallorquiner haben die Nase von den Urlaubermassen gestrichen voll. Im vergangenen Jahr besuchten rund 18 Millionen Urlauber die Balearen-Inseln. Auf den Kanaren, in Málaga – auch in anderen spanischen Urlaubsregionen regt sich Widerstand. Vor kurzem bespritzten in Barcelona Einheimische auf einer Anti-Tourismus-Demo Urlauber mit Wasserpistolen. Auf den Plakaten stand «Tourist go home».

In Spanien kommt es derzeit zu den meisten Protestaktionen. Doch auch in anderen traditionellen Ferienländern Südeuropas wächst der Unmut über den Massentourismus. Nach der Coronapandemie ist die Reiselust so gross wie nie. Einst beliebte Urlaubsländer wie die Türkei, Ägypten und Tunesien sind vielen Nord- und Mitteleuropäern zu unsicher geworden. Sie bevorzugen daher vor allem südeuropäische Mittelmeerländer. Und vielerorts haben die Einheimischen genug.

Italien

Seit letztem April will die italienische Lagunenstadt Venedig mit fünf Euro «Eintrittsgeld» vor allem den Tagestourismus eindämmen, der wenig Geld in der Stadt lässt, aber die Kanäle und Strassen verstopft. Touristen werden auch zu mehr Respekt vor den Anwohnern angehalten: Tauben füttern, Müll auf den Boden werfen oder mit Badekleidung durch die Stadt laufen können seit letztem Jahr mit bis zu 500 Euro bestraft werden. Wegen der touristischen Auswüchse leben nur noch 55’000 Menschen im historischen Zentrum, über das jährlich von 30 Millionen Touristen herfallen.

Um die Zahl der Tagesausflügler an der italienische Amalfiküste in den Griff zu bekommen und Staus auf der beliebten Küstenstrasse zu verhindern, führte die Region im vergangenen Jahr ein System ein, nach dem abwechselnd nur Autos mit geraden oder ungeraden Nummernschildern im Verkehr zugelassen sind. Florenz, Mailand – zahlreiche Touristenmagnete habe neue Benimmregeln und Einschränkungen eingeführt, um den Massentourismus zu stoppen.

Griechenland

Athen schränkt ab September die Besucherzahlen für die Akropolis ein und erhöht die Preise. Mit einem neuen Gesetz sagt die griechische Regierung sogar landesweit der Liegestuhl-Plage den Kampf an. Mindestens 70 Prozent eines Strandes müssen frei von Sonnenliegen sein, womit auch den Einheimischen ein Platz garantiert werden soll. Um vor allem beliebte Ferieninseln wie Mykonos und Santorin zu entlasten, will Athen die Zahl der Kreuzfahrtschiffe deutlich reduzieren und führte bereits eine «Klimakrisen»-Abgabe ein, die täglich und je nach Hotelkategorie bis zu zehn Euro beträgt.

Kroatien

Seit der HBO-Serie «Game of Thrones» gehört Dubrovnik zu den beliebtesten Zielen am Mittelmeer. Zum Leidwesen der gerade einmal 43’000 Einwohner. Nach aufkommenden Protesten liess Bürgermeister Mato Franković die tägliche Zahl der Kreuzfahrtschiffe auf drei beschränken und führte mit Kameras ein Personenzählungssystem ein, um den Zustrom von Touristen bei Bedarf zu verlangsamen oder gar zu stoppen. Und es heisst: Touristen, benehmt euch! Grölen und Alkoholtrinken auf der Strasse sind verboten. Auch hemdlosen Badehosenträgern droht ein Ordnungsgeld.

Portugal

In Portugal wird die Touristensteuer ab September von zwei auf vier Euro pro Nacht verdoppelt. Unterdessen stoppt Lissabon die Lizenzvergabe für Touristenwohnungen. Bis vor wenigen Jahren sah die Politik im Tourismus noch eine Lösung für die Wirtschaftskrise. Ferienapartments wurden gefördert, ausländische Investoren erhielten «Goldene Visa». Die Mietpreise explodierten. «Es gab ein regelrechtes Immobilien-Mobbing, Anwohner wurden vertrieben, um Ferienapartments zu machen. Im Zentrum stellen sie bereits 72 Prozent sämtlicher Wohnungen dar», erklärt Vasco Barata von der Wohnungsschutz-Gemeinschaft Chão das Lutas.

Spanien

Nach den Protesten auf Mallorca versprach die Regionalregierung in «wenigen Monaten mutige Massnahmen». Die Zahl der Kreuzfahrtschiffe soll nochmals eingeschränkt, Tourismustaxen nahezu verdoppelt werden. Mit einem absoluten Alkoholverbot auf den Strassen geht man bereits gegen den «Sauftourismus» vor. Die Zufahrt von Mietwagen in Palmas Innenstadt soll stark eingeschränkt werden. Debattiert wird auf der Insel sogar eine Begrenzung der Immobilienverkäufe an nicht auf Mallorca ansässige Personen.

Unterdessen kündigte Barcelonas Bürgermeister Jaume Collboni an, dass es keine Lizenzen mehr für neue Hotels im Zentrum geben wird. Mehr noch: Bis Ende 2028 soll es in Barcelona gar keine Airbnb-Wohnung mehr geben.

Hier heisst es noch «Touristen willkommen»

Schaut man sich die Benimmregeln, Einschränkungen und vor allem die Proteste der Bürger in beliebten Reisedestinationen an, fragt man sich schon, wo man als Urlauber überhaupt noch willkommen ist. Die Antwort ist relativ einfach: da, wo die Touristenmassen noch nicht den Alltag der Einheimischen in einen Albtraum verwandeln. In Spanien empfiehlt sich ein Besuch in Almería, Cádiz und im Norden in Bilbao statt in Barcelona, Málaga oder Mallorca.

Auf den Kanaren wird es auf Teneriffa, Lanzarote und Gran Canaria eng. Auf El Hierro, La Gomera und La Palma würde man gerne mehr Besucher willkommen heissen. Warum nach Lissabon oder an die überfüllte Algarve, wenn im Norden Portugals im Alto Douro das älteste Weinbaugebiet der Welt lockt – mit nahen Stränden?

Portugals Blumeninsel Madeira ist schön. Flores, die Blumeninsel der portugiesischen Azoren, auch – aber weniger voll. Nur zweieinhalb Autostunden von Dubrovnik liegt Mostar, eines der schönsten Städtchen Bosnien-Herzegowinas. Auf Karpathos geniesst man Strände und weiss-blaue Dörfer wie auf Santorin – aber einsamer. Und warum müssen es immer Griechenland oder Italien sein? Albanien und Mazedonien locken noch mit überschaubar gefüllten Stränden und toller Natur. Hier heisst es «Tourist welcome» statt «Tourist go home».

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