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«Dass Deutschfreiburger lieber in die Berner Spitäler gehen, ist für mich per se kein Problem»

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Notwendige Veränderungen im Spital, die Abwanderung der Patienten nach Bern und das nächste Millionendekret: Das treibt die Verwaltungsratspräsidentin des HFR um.

Die Stimmbevölkerung hat dem Freiburger Spital (HFR) am Sonntag die wichtige Finanzhilfe gewährt und damit seine Unterstützung zum Ausdruck gebracht. Eine Wunderlösung ist das allerdings nicht, denn das HFR schreibt wiederholt rote Zahlen. Wie die Institution auf einen positiven Kurs finden will, erklärt die Verwaltungsratspräsidentin Annamaria Müller im Interview.

Die Mehrheit der Freiburgerinnen und Freiburger hat am Sonntag den Gegenvorschlag und das Dekret für das HFR deutlich unterstützt. Ist Ihnen ein Stein vom Herzen gefallen?

Annamaria Müller: Das war tatsächlich der Fall. Einen Plan B hatten wir nicht. Bei einer Ablehnung hätten wir ein Fragezeichen hinter unsere Strategie setzen müssen. Denn ohne die finanzielle Unterstützung hätte ich nicht gewusst, wie wir unsere zukünftigen Projekte umsetzen können. Die Bürgschaft und den Kredit haben wir jedoch nicht geschenkt bekommen. Wir müssen diese Mittel selbst organisieren beziehungsweise später wieder zurückzahlen. Glücklicherweise ist das Stimmvolk nicht den Verlockungen der Spitalnotfallinitiative erlegen. Wir hätten diese sowieso nicht so umsetzen können, wie die durchschnittliche Bürgerin oder der Bürger sich das vorgestellt hätte. Wegen des fehlenden Personals wäre nur eine abgespeckte Notfallpforte möglich gewesen. Dies hätte das Vertrauen der Bevölkerung in die Behörden erschüttert, weil sie etwas verlangen, was dann jedoch nicht umgesetzt werden kann.

Das HFR steckt bekanntermassen in den roten Zahlen. Für 2024 budgetiert das Spital ein Minus von fast 30 Millionen Franken. In einem Brief von Ende April an den HFR-Verwaltungsrat fordert der Staatsrat eine Verbesserung des Jahresergebnisses bis 2025 um 25 bis 30 Millionen Franken. Ist das überhaupt machbar?

Ich werde jetzt weder mit Ja noch mit Nein antworten. Wir haben diesen Brief vom Staatsrat mit dieser Zahl erhalten. Er stützt sich dabei auf ein Gutachten des Beratungsunternehmens KPMG, das uns mit anderen Spitälern in ähnlicher Grössenordnung verglichen hat. Dabei wurde von aussen betrachtet ein solches Sparpotenzial ermittelt. Aber uns wurde nicht gesagt, wo wir genau im HFR solche Einsparungen erzielen könnten. Wir nehmen die Zahl als Auftrag, um zu schauen, wo wir berechtigterweise Optimierungspotenzial haben. Da denke ich zum Beispiel an unsere Prozesse. Wir müssen effizienter werden und mehr digitalisieren. Dort haben wir noch einen grossen Nachholbedarf. Auch das unternehmerische Denken, also welche finanziellen Konsequenzen gewisse Handlungen haben, muss im HFR noch gestärkt werden. An dem müssen wir arbeiten. Es gibt allerdings auch Bereiche, wo wir im Vergleich zu anderen Spitälern finanziell gesehen strukturelle Nachteile haben: beispielsweise mit unseren mehreren Standorten und der Zweisprachigkeit. Zudem sind unsere Entscheidungsprozesse schwerfälliger, weil wir sehr stark an den Staat gebunden sind. Und das muss man berücksichtigen. Es darf uns aber nicht davon abhalten, unsere Prozesse genau anzuschauen – allein schon wegen des Fachkräftemangels und des prognostizierten Zuwachses an Spitalaufenthalten.

«Wir wollen eine Haltung im HFR etablieren, dass bei jeder Handlung überlegt wird, welche Synergien möglich sind oder wie Aufgaben effizient erledigt werden können.»

Annamaria Müller
HFR-Verwaltungsratspräsidentin

Die Strategie 2030 des HFR sieht bis 2026 ein finanzielles Gleichgewicht vor. Wie wollen Sie das erreichen?

2026 ist sehr steil. Ich weiss nicht, ob wir das bis dann schaffen werden. Aber wir begeben uns auf einen Weg, auf dem wir nach und nach die Früchte der Verbesserung werden ernten können. Wir wollen eine Haltung im HFR etablieren, dass bei jeder Handlung überlegt wird, welche Synergien möglich sind oder wie Aufgaben effizient erledigt werden können. Wenn das gelebt wird, sind wir in einer guten Richtung unterwegs.

Nach Sparmassnahmen beim Personal klingt das nicht. Aber genau davor warnen die Gewerkschaften.

Für mich ist es sehr wichtig, dass die Kommunikation mit den Personalverbänden im direkten Austausch stattfindet und nicht über die Medien. Denn es ist klar: In Zeiten des Personalmangels brauchen wir die Leute. Wenn wir sie entlassen würden, hätten wir ein Problem. Aber wir müssen mit den Personalressourcen haushälterisch umgehen. Ich denke, optimierte Prozesse führen auch dazu, dass die Beschäftigten mehr Spass haben werden, anstatt dass sie sich mit umständlichen Arbeitsprozessen herumschlagen müssen, wie es heute manchmal der Fall ist. Solche Vorschläge müssen aber von den Mitarbeitenden selbst kommen. Das darf nicht top-down verordnet werden, denn sonst erzielt es nicht die gewünschte Wirkung.

Für den Bau des neuen Kantonsspitals rechnet Annamaria Müller mit Kosten von ungefähr 700 Millionen Franken.
Bild: Marc Reidy

Eine provokante Frage: Braucht es überhaupt ein öffentliches Spital im Kanton Freiburg, wenn viele sich lieber anderswo behandeln lassen?

Diese Stimmen kenne ich. Aber wir hatten im letzten oder vorletzten Jahr in Freiburg und in den anderen Kantonen ein starkes Patientenaufkommen. Die anderen Spitäler wollten dann keine Freiburger mehr aufnehmen: Wenn sie voll sind, sind sie voll. Sie haben auch keinen Auftrag, Freiburgerinnen und Freiburger zu behandeln. Es wäre also für den Kanton ein Problem, wenn quasi die gesamte Gesundheitsversorgung für 350’000 Einwohner aus den Händen gegeben wird. Dann wird man abhängig von den Entscheidungen in anderen Kantonen und kann nicht an der eigenen Urne mitbestimmen.

Bereits heute stimmen etliche Freiburgerinnen und Freiburger für Bern: In der Akutsomatik geht mehr als die Hälfte der Deutschsprachigen in den Nachbarkanton.

Das ist so. Aber das trifft fast alle Kantone, die Nachbarn mit Universitätsspitälern haben oder an Sprachgrenzen liegen. Vom Bundesgesetz über die Krankenversicherung ist das auch gewollt, denn wir haben die Spitalwahlfreiheit. Davon wird rege Gebrauch gemacht. Und das finde ich auch gut, denn Wettbewerb regt an. Dass Deutschfreiburger lieber in die Berner Spitäler gehen, ist für mich also per se kein Problem. Auch die Oberwalliser gehen lieber in die Berner Spitäler und nicht nach Sion. Diese Verschiebung ist nicht etwas Freiburgspezifisches. Und wir werden das nie ganz wegbekommen.

«Es braucht Optimierungen bei den Patientenflüssen in das Spital und aus dem Spital.»

Annamaria Müller
HFR-Verwaltungsratspräsidentin

Wir haben viel über das HFR gesprochen. Aber gibt es auch andere Player im Gesundheitswesen, die sich bewegen müssen, damit das Freiburger Spital finanziell besser dasteht?

Es braucht Optimierungen bei den Patientenflüssen Richtung Spital und nach der Entlassung aus dem Spital. Patienten, die keine ambulante Versorgung finden, landen oftmals bei uns im Notfall. Und das ist teuer. Spitalpatientinnen oder -patienten ohne Anschlusslösung belegen bei uns ein Bett, das wir nicht anders nutzen können. Hier müssten griffige Anschlusslösungen gefunden werden. Aus meiner Sicht könnte die Gesundheitsdirektion eine Plattform bereitstellen, damit alle Player zusammen die entsprechenden Prozesse entwickeln können.

Welche Veränderungen braucht es auf nationaler Ebene für die Spitäler?

Der Spitalverband fordert höhere Tarife für die Spitäler. Es ist logisch, dass eine Unternehmung ihre Kosten decken können muss. Jedoch denke ich, dass nur höhere Tarife und mehr Kapazitäten für den Spitalbereich gesamtwirtschaftlich falsch gedacht sind. Dass immer mehr Ressourcen, Geld und Verantwortung ans Spital delegiert werden, ist nicht gut. Es wäre besser, die Grundversorgung zu stärken. Wir sollten niederschwellige und ambulante Angebote verstärken sowie besser finanzieren. Das Ziel sollte sein, dass die Leute nur ins Spital kommen, wenn sie das wirklich müssen, und dann so kurz wie möglich dort bleiben.

«Dass immer mehr Ressourcen, Geld und Verantwortung ans Spital delegiert werden, ist nicht gut.»

Annamaria Müller
HFR-Verwaltungsratspräsidentin

Das HFR-Dekret mit zwei Elementen von 70 und 105 Millionen Franken erreichte am Sonntag eine Zustimmung von fast 80 Prozent. Für den Bau eines neuen Spitals wird es wieder Geld brauchen, und zwar deutlich mehr als jetzt gesprochen wurde. Wird sich die Stimmbevölkerung erneut so generös zeigen?

Das hängt ganz davon ab, welches Projekt wir vorlegen, wie wir das erklären können, und ob die Bevölkerung darin einen Nutzen sieht. Es wird ein namhafter Betrag sein, bei dem die Bevölkerung vielleicht leer schlucken wird, aber dann doch vom Projekt überzeugt sein wird. Mit den jetzt gesprochenen 70 Millionen Franken planen wir das Spital. Und je besser man plant, umso besser kann man nachher das Projekt erklären.

Haben Sie schon eine Vorstellung vom Kostenrahmen des neuen Kantonsspitals?

Früher hat man gesagt: pro Bett eine Million Franken. Wegen Kostensteigerungen stimmt diese Formel heute nicht mehr. Es geistert der Betrag von einer Milliarde Franken durch den Raum. Ich denke allerdings, das wäre überdimensioniert. Aus meiner Sicht braucht Freiburg jetzt kein Spital, das eine Milliarde Franken kostet. Ein Betrag von ungefähr 700 Millionen Franken sollte realistisch sein. Aber wir planen für 2030 oder 2033. Wie sich die Kosten bis dahin entwickeln, kann ich nicht vorhersehen.

Kommentare (3)

  • 12.06.2024-Parteilos

    Sind wir Deutschfreiburger eine “Quantité négligable”? So zumindest tönt für mich die Antwort von Frau Müller zur Abwanderung der Deutschfreiburger nach Bern.

  • 11.06.2024-Felix Schneuwly

    Das HFR ist ein Fass ohne Boden, die Mehrheit der Bevölkerung in Sachen HFR naiv. Es braucht klare strategische Prioritäten – kein politisches Wunschkonzert – und eine fähige, von der Politik und Kantonsverwaltung operativ unabhängige Führung.
    Bevor das HFR nicht profitabel wirtschaftet, darf kein Rappen in die Neubauplanung investiert werden. Schaffst du das, Amy Müller? Im Interview lässt du dich ja nicht auf messbare Ziele ein.

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