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Das Hornussen zwischen Tradition und Moderne

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Die HG Biberen-Ulmiz ist der einzige noch verbliebene Hornusser-Verein im Kanton Freiburg. Im August fährt die Gesellschaft nach Höchstetten ans Eidgenössische.

Der Schläger lässt den etwa drei Meter langen Stecken mit einem weiten Schwung auf seine Schulter gleiten und beginnt den an der Spitze des Abschlagblock liegenden Nouss anzuvisieren. Das scheibenförmige Spielgerät aus Kunststoff ist nur etwas über 6 Zentimeter gross und wiegt 78 Gramm. Mit voller Kraft schwingt der Schläger den sich durch die Kraft biegenden Kohlefaserstecken nun in Richtung der Scheibe. Dieser gleitet entlang der geölten Stahlläufe des Abschlagblocks, bis der kleine Holzblock an der Spitze des Steckens mit voller Wucht auf den Nouss trifft.

Die Scheibe löst sich mit dem einem Knall, verschwindet für einen Moment am Himmel und taucht danach als kleiner schwarzer Punkt in über hundert Meter Entfernung oberhalb des gegnerischen Spielfelds absinkend wieder auf. Im Ries wartet die gegnerische Mannschaft in regelmässigen Abständen verteilt. Mit einer Schindel, einem Gerät aus Holz, das einer Pizzaschaufel gleicht, versuchen sie zu verhindern, dass die anfliegende Scheibe im Feld landet und der Gegner auf diese Weise punktet.

Ein Kübel mit genug Ersatz: Der Nouss kann in der Weite des Spielfelds schnell verloren gehen.
Bild: Charles Ellena

Teilnahme am Eidgenössischen

Die Hornussergesellschaft Biberen-Ulmiz trainiert einmal die Woche in Gempenach die traditionelle Schweizer Sportart. Sie sind damit im Kanton Freiburg und in der Westschweiz die Einzigen, die übrig geblieben sind. Dem Verein gelang dank einer Fusion vor 20 Jahren bis heute der Erhalt. Für viele andere Vereine ist ein Zusammenschluss aufgrund des notorischen Mitgliederschwunds heute die einzige Möglichkeit, um fortzubestehen. In der Schweiz gab es 2017 gleichwohl rund 180 Hornussergesellschaften mit rund 6000 Spielenden.

Die Hochburg befindet sich indes im Oberaargau und im Emmental. Die Hornusser treten in verschiedenen Liegen gegeneinander an und treffen sich im August nach drei Jahren Pause in Höchstetten wieder zum Eidgenössischen Hornusserfest. Dieses wechselt sich im Turnus mit dem Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest und dem Eidgenössischen Jodlerfest ab. Auch der Verein aus Gempenach wird im August dabei sein.

«Für einen Hornusser ist das Eidgenössische das Nonplusultra», unterstreicht Präsident Adrian Kramer. Das diesjährige Fest zeigt allerdings auch die Entwicklung der Spielerzahl in den letzten 15 Jahren auf. Kramer erinnert sich an das letzte Eidgenössische in Höchstetten, das war 2009. Damals kamen rund 1500 Teilnehmende mehr.

Beim Abschlag kann der Nouss Geschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde erreichen.
Bild: Charles Ellena

Weniger Popularität

Das Hornussen gehört neben dem Steinstossen und Schwingen zu den drei traditionellen Schweizer Sportarten. In Sachen Beliebtheit kann es aber nicht mit dem anhaltenden Hype ums Schwingen mithalten. Die fehlende mediale Aufmerksamkeit ist sicher ein Grund dafür. Kramer sieht die Gründe aber auch beim Hornussen selbst: «Als Laie muss man den Sport schon etwas verstehen, um dem Geschehen zu folgen». Ausserdem dauert ein Spiel mehrere Stunden und wird am Eidgenössischen auch über zwei Tage gespielt.

Dabei ist es keine Seltenheit, dass es bei guter Riesarbeit zu keinen Treffern im Ries kommt. In diesem Fall entscheiden die Punkte, welche einem Team anhand der geschlagenen Weite mit dem Nouss berechnet werden. In 100 Metern Entfernung zum Abschlagblock beginnt das Feld, und ab dort gibt es alle zehn Meter einen Punkt. Das Spielfeld ist bis zu 200 Meter lang.

Das Hornussen braucht entsprechend Platz und einen hilfsbereiten Landwirt, welcher dem Verein sein Feld zur Verfügung stellt. Umso besser für die HG Biberen-Ulmiz, wenn dieser wie in Gempenach auch gleich selbst Vereinsmitglied ist.

Reform und Tradition

Kramer meint: «Die Spielerzahl müsste reduziert werden». Dies würde den Druck von den Vereinen nehmen, bei jedem Spiel 18 Spieler zur Verfügung zu haben, und das würde damit mehr und auch kürzere Spiele erlauben. Diese könnten dann auch am Abend stattfinden. Ausserdem würde es mit weniger Feldspielern auch zu mehr Treffern im Ries kommen, was wiederum den Sport attraktiver macht.

Änderungen an den Regeln seien bei der Traditionssportart allerdings schwierig und führten an den Delegiertenversammlungen des nationalen Verbands immer wieder zu regen Diskussionen, weiss Kramer.

Ein Punkt, welcher nach einem tödlichen Unfall in Neuenegg im vergangenen Jahr für Gesprächsstoff sorgte, ist die Helmpflicht. Diese gilt bis anhin nur für Spielende mit Jahrgang 1984 oder jünger. Auch wenn der Nouss beim Abschlag Geschwindigkeiten von bis zum 300 Kilometer pro Stunde erreichen und bis zu 370 Meter fliegen kann, gilt das Hornussen nicht als gefährlich. Eine Schutzblende vor dem Abschlagblock verhindert, dass der Nouss in einem zu spitzen Winkel Richtung Feld fliegt.

Die Sache mit den Regeln sei eine «etwas festgefahrene Angelegenheit», so Kramer. Der Tenor gehe aber schon in Richtung Reformen. Mittlerweile wird im Sinne der Attraktivität analog zum Schwingerkönig am Eidgenössischen auch ein Schlägerkönig mit den meisten Punkten erkoren, und eine App vereinfacht die Verfolgung des Spielgeschehens.

Für die Zweitligisten aus Gempenach ist das Hornussen mehr als nur weite Schläge und viele Punkte. «Bei uns ist auch die Geselligkeit wichtig», hält Kramer fest. Nach dem Spiel zusammenzusitzen und zu grillieren, das gehöre dazu. Das Alter der 20 aktiven Freiburger und Berner Hornusser reicht dabei von 10 bis hin zu 80 Jahren.

Das Spielfeld oder das Ries ist 100 Meter vom Abschlagpunkt entfernt.
Bild: Charles Ellena

Herkunft

Die Ursprünge des Hornussens sind nicht geklärt. Die erste bekannte Erwähnung stammt aus dem Emmental 1625. Ein Sittengericht rügte die Hornusser wegen ihren sonntäglichen Spielen, die den Gottesdiensten in die Quere kamen. 1840 beschrieb Jeremias Gotthelf im Roman «Uli der Knecht» zum ersten Mal im Detail die traditionelle Schweizer Sportart. Weil es nach den Spielen wegen Regelstreitigkeiten in Kombination mit Alkoholkonsum des Öfteren zu Raufereien kam, gab es in der Geschichte des Hornussens einige Verbotsversuche durch die Obrigkeiten. Das Spiel war jedoch unter anderen Namen im ganzen Alpenraum verbreitet. Die Vereinsbildung und Reglementierung setzte schliesslich Ende 19. Jahrhunderts ein. Der Eidgenössische Hornusserverband wurde 1902 gegründet. Heute wird Hornussen neben Freiburg in den Kantonen Bern, Aargau, Solothurn, Luzern und auch in der Ostschweiz gespielt. (oba)

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