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Das erste Schweizer Quartierradio wird archiviert

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Yves Cirio, Mitarbeiter der KUB, hat sich zum Ziel gesetzt, alle Lokalradios zu archivieren. Sein aktuelles Projekt ist das Freiburger Lokalradio Radio Quartier d’Alt.

Eine Gruppe Freunde aus dem Altquartier der Stadt Freiburg haben sich Mitte der 1990er-Jahre zusammengetan und das Lokalradio «Radio Quartier d’Alt» ins Leben gerufen. Von 1996 bis 2004 sendete dieses Radio auf 101.2 FM Beiträge zu Musik, Filmen, Literatur, Sport und Nachrichten.

Auf der Suche

Yves Cirio, Verantwortlicher Film und Ton bei der Kantons- und Universitätsbibliothek (KUB), hat vor einigen Jahren das Projekt zur Archivierung der Radiobeiträge von Radio Quartier d’Alt ins Leben gerufen. Das Radio ist seine grosse Leidenschaft. Nachdem die KUB in den vergangenen zwei Jahren 191 Dokumente von Radio Sarine/Saane – dem ersten Freiburger Lokalradio – recherchiert, digitalisiert und katalogisiert hatte, fragte sich Cirio, ob es im Kanton Freiburg noch weitere lokale Radiostationen gab. Er machte sich auf die Suche und stiess über den Quartierverein Alt auf den ehemaligen Sender Radio Quartier d’Alt. 

Yves Cirio, Verantwortlicher Film und Ton bei der Kantons- und Universitätsbibliothek (KUB), möchte die Lokalradios von Freiburg retten.
Bild: Marc Reidy

Zur Geschichte

«Es waren Freunde im Jugendalter, die damals die Idee hatten, einen Radiosender zu gründen», erzählt Cirio. Er holt den Ordner hervor, in dem alle Dokumente zur Geschichte des Radios liegen. Darunter auch die Bestätigung des Bundesamtes für Kommunikation, dass sie offiziell Radio machen dürfen. «Das war alles legal.»

Am 26. Mai 1996 ging das Radio zum ersten Mal auf Sendung. Die Zeitung «La Liberté» schrieb damals: «Le première radio de quartier de Suisse va commencer ses émissions aujourd’hui dans le quartier d’Alt à Fribourg. A l’origine de la radio, trois adolescents, mordus des ondes depuis des années qui n’ont pas ménagé leur efforts pour que la radio puisse démarrer. La concession vient d’arriver et 3000 auditeurs devraient être à l’écoute de la première émission de RQDA.»

Flyer von Radio Quartier d’Alt.
Bild: zvg

Das Radio sendete aus dem Arsen’Alt und berichtete über verschiedene Themen und Veranstaltungen in der Region. Die Moderatorinnen und Moderatoren führten auch Reportagen durch und interviewten verschiedene Persönlichkeiten wie den ehemaligen Freiburger Bundesrat Joseph Deiss oder den ehemaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl. Die meisten Sendungen wurden in französischer Sprache ausgestrahlt. Radio Quartier d’Alt war ein nicht-kommerzielles Radio. Es finanzierte sich durch Sponsorengelder und Subventionen.

Das Radio sendete fast täglich. 
Bild: Marc Reidy

2004 das Ende

Im August 2004 beschloss das Bundesamt für Kommunikation im Rahmen einer Reorganisation die Abschaffung der nicht kommerziellen Radios. Davon betroffen war auch das Lokalradio Radio Quartier d’Alt. «Nous regrettons cette décision arbitraire qui survient au moment où RQDA investissait dans un nouvel équipement qui augmentait encore la qualité de ses programmes. La politique actuelle de la Confédération va à l’encontre des efforts fournis par une jeunesse de Fribourg, cherchant à animer la vie culturelle de la ville», schreibt der Radiosender auf seiner Webseite. So musste das Radio von einem Tag auf den anderen aufhören. 

Das Programm von Radio Quartier d’Alt.
Bild: Marc Reidy

Externe Digitalisierung

Cirio kontaktierte einen der Gründer des Senders, den heutigen RTS-Korrespondenten für die Deutschschweiz und das Tessin, Julien Guillaume, und fragte ihn nach Dokumenten, Sendungen oder anderem Archivmaterial über den Sender. «Er hatte alles», sagt Cirio. 317 Kassetten, 34 Minidiscs und einen ganzen Ordner voll mit verschiedenen Dokumenten über den Radiosender. «Es war ein absoluter Glücksfall.» Guillaume erklärte sich bereit, das gesamte Material der KUB zu schenken, um das Archiv von Radio Quartier d’Alt zu sichern. 

Nachdem Cirio alle Dokumente und Kassetten abgeholt hatte, mussten diese sortiert und genaustens dokumentiert werden. Auf seinem Computer öffnet er eine Excel-Tabelle. Jede Kassette ist nummeriert, der Inhalt so gut wie möglich beschrieben. «Wir haben sie noch nicht abgehört. Das ist eine grobe Beschreibung dessen, was auf den Kassetten war. Eine Art vorläufiges Inventar», sagt Cirio und zeigt auf die Liste. Nicht überall gibt es Informationen, viele Felder sind noch leer.

Cirio hat die Kassetten danach an eine Spezialfirma zur Digitalisierung geschickt. Diese sind nun vollständig digital erfasst. Die Qualität liegt bei 32 Bit und 44,1 Kilohertz. «Das ist besser als CD-Qualität.» Ein halbes Jahr hat dieser Prozess gedauert. «Solche alten Kassetten sollte man nie zu Hause mit einem normalen Kassettenrekorder abspielen. Man riskiert, sie zu beschädigen», mahnt Cirio. Die KUB hätte zwar die Möglichkeiten, die Kassetten richtig abzuhören und zu digitalisieren, aber der Aufwand ist für die Mitarbeitenden zu gross und die Ressourcen reichen für ein Projekt dieser Grösse nicht aus. Die externe Vergabe koste rund 3200 Franken. 

2025 soll es fertig sein

Der nächste Schritt ist das Katalogisieren. Jedes einzelne Band muss nun abgehört und alles dazu aufgeschrieben werden. «Das ist eine enorme Arbeit.» Wer genau das machen wird, steht noch nicht fest. Ziel ist es, im August damit zu beginnen, damit nächstes Jahr alle Sendungen des Freiburger Lokalradios auf Fri-Memoria, der digitalen Plattform der Kantons- und Universitätsbibliothek (KUB), aufgeschaltet werden können.

Ein Problem könnten die aktuellen Musikrechte darstellen. «Es könnte sein, dass wir gewisse Passagen aus den Sendungen herausschneiden müssen», sagt Cirio. Auch die Rechte an den Sendungen seien noch nicht definitiv geklärt. 

Hinter den Kulissen

Die Kassetten werden derzeit in einem anderen Gebäude der KUB in der Stadt Freiburg aufbewahrt. Hier kümmern sich Justine Raboud und Loraine Molliet darum, dass die erhaltenen Dateien auf den Server hochgeladen werden. Dabei müssen sie zuerst darauf achten, dass die empfangenen Audiodateien nicht komprimiert sind – keine sogenannte «bit-rot» haben. «Zum Glück kommt das sehr selten vor. Aber wir müssen es trotzdem überprüfen», sagt Molliet. Ist das erledigt, werden die Audiodateien nacheinander in zwei weitere Programme der KUB geladen. Von letzterem werden zwei Versionen der jeweiligen Audiodatei erstellt. «Eine ist für unser Archiv. Die hat eine hohe Qualität», erklärt Molliet. Sie wird auf drei Laufwerke mit je 45 Terabyte hochgeladen. Drei? Das sei die Regel, sagt sie. «Wir bewahren sie dann an drei verschiedenen Standorten auf. Wenn also an einem Ort etwas passiert, haben wir immer noch Kopien dieser Dokumente an den anderen Orten», erklärt sie. Die zweite Version ist für Fri-Memoria. «Der Inhalt ist eigentlich der gleiche, aber das Format ist kleiner. Auf diese Weise können Interessierte die Dossiers auf ihren Computern einsehen. Die Dateien sind nicht zu schwer», erklärt Molliet.

Alles retten

Mit der Archivierung von Radio Quartier d’Alt ist für Cirio noch lange nicht Schluss. «Ich möchte alle Lokalradios im Kanton Freiburg aufsuchen und archivieren.»

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