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Das Dorf Tafers durch die Augen eines Biologen

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Die FN widmen sich in einer Serie der Frage, wie jeder und jede der Natur mehr Raum geben kann. Auf einem Rundgang durch Tafers gibt Biologe Joseph Volery einen Überblick, was möglich ist.

Der Sommer 2024 wird seinem Image gerecht. Nach einem kurzen Schauer ist auch die Wiese auf dem Friedhof Tafers nass geworden. Daneben steht Biologe Joseph Volery und sagt: «Das ist schade, wenn es trocken wäre, würde man sie hören.» Mit «sie» meint er nicht die Wiese, sondern ein Insekt, dessen Klang wohl allen bekannt ist – zu sehen bekommt man es jedoch nur bei genauem Hinschauen: die Grille. «Wenn die Grillen zirpen, ist das ein sehr gutes Zeichen», sagt Volery, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Amt für Wald und Natur arbeitet.

«Wenn die Grillen zirpen, ist das ein sehr gutes Zeichen.»

Joseph Volery, Biologe
Joseph Volery ist Biologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Amt für Wald und Natur.
Bild: Marc Reidy

Die Natur als «Dienstleister»

Anstatt Rasen eine Wiese wachsen zu lassen, ist eine der Massnahmen, um die Biodiversität zu fördern. Ein Wort, das mittlerweile alle kennen. Doch – was bedeutet es eigentlich genau? «Biodiversität hat drei verschiedene Ebenen», sagt Volery. Einerseits bedeute es die Vielfalt der Arten, aber auch die Vielfalt der Gene innerhalb einer Art und schliesslich die Vielfalt der Lebensräume.

Auf der Wiese beim Friedhof in Tafers wachsen viele verschiedene Pflanzen.
Bild: Marc Reidy

Um die Frage zu beantworten, welchen Nutzen es für die Menschheit hat, der Natur mehr Raum zu geben, nennt Joseph Volery ein weiteres Fremdwort: Ökosystem-Dienstleistungen. Er erklärt, was es bedeutet: «Es ist, was wir von der Natur zurückkriegen, wenn wir zu ihr schauen.» Dahinter verbergen sich konkrete Dinge: «Zum Beispiel die Bienen, die unsere Nahrung bestäuben, oder die Vegetation, die den Boden auflockert und das Wasser somit besser versickern lässt.» Als weiteres Beispiel nennt er die Bäume, ohne die es in der Stadt viel wärmer werde.

«Das Potenzial für mehr Artenvielfalt in den Gärten ist riesig.»

Joseph Volery, Biologe

Rosen sind nichts für Bienen

Das Potenzial, diese «Dienstleistungen» der Natur zu nutzen, sei im Siedlungsraum gross: «Die Bauzone nimmt immer mehr Platz ein», so Joseph Volery. Ein gesundes Ökosystem sei erkennbar daran, dass vor allem einheimische Pflanzen wachsen. Besonders in Privatgärten seien oft nicht einheimische Zierpflanzen anzutreffen. Ausserdem gebe es Unterschiede zwischen Zierpflanzen und Wildpflanzen. Er nennt dabei das Beispiel der Rose: Die gezüchteten Sorten hätten meist viel mehr Blütenblätter: «Aber die Insekten haben so keinen Zugang zum Nektar, und sie können die Rosen gar nicht als Nahrung nutzen.» Generell gebe es die Tendenz, in den Gärten alles möglichst homogen zu halten, was jedoch fast keine Vielfalt zulasse. Deshalb sagt Joseph Volery: «Das Potenzial für mehr Artenvielfalt in den Gärten ist riesig.»

Eine gefüllte Rose ist schön für die Augen, aber für Insekten ist es wegen den vielen Blütenblättern schwieriger, an den Nektar zu kommen.
Bild: Marc Reidy

Parkplätze mit natürlicher Drainage

Vom Friedhof geht der Rundgang weiter zum Parkplatz beim Asta-Areal. Mit Kies bedeckt, scheint er keine Oase der Natur zu sein – oder doch? «Ich vermute, hier werden sich früher oder später einige Pflanzen durchsetzen», sagt Joseph Volery. Ein Kiesparkplatz sei immer noch besser als Asphalt. Ideal seien aber Pflastersteine, die Lücken aufweisen. Das dient verschiedenen Zwecken: «Es können Pflanzen wachsen, das fördert einerseits die Vielfalt, andererseits kühlt es die Luft ab, und auch das Wasser kann versickern. So kann es eine Überschwemmung verhindern.»

Parkplätze mit lückigen Pflastersteinen führen unter anderem dazu, dass sich die Umgebungsluft weniger stark aufwärmt als bei komplett asphaltierten Flächen.
Bild: Belinda Balmer

Fast gegenüber des Parkplatzes steht ein toter Baum – auch dieser sei wertvoll, sagt Volery: «Er bietet Unterschlupf für sehr seltene Käfer.» Auch Pilze und Flechten finden darauf einen Lebensraum. Ein paar Schritte weiter steht ein Obstbaum mit hohem Stamm. «Hochstämmer sind sehr wertvoll. Hier können Vögel nisten.» Auf einem Stamm hat jemand einen Blumentopf platziert – verkehrt herum und mit etwas Heu darin. Volery sagt: «Das ist ein Beispiel, wie man mit wenig viel bewirken kann. Hier drin können Käfer oder andere Insekten Unterschlupf finden.» 

Lebensräume miteinander verbinden

Der Spaziergang geht weiter ins Quartier oberhalb der Kirche. Als erstes fällt Joseph Volery eine Trockensteinmauer auf. «Diese hier ist gut gemacht, mit Lücken zwischendrin. Auch wichtig ist, dass sich unterhalb der Trockensteinmauer Vegetation befindet, damit sich die Tiere verstecken können.» Solche Details fallen einem Laien nicht auf.

Eine Trockensteinmauer in einem Tafersner Garten.
Bild: Belinda Balmer
Der Blick ins offene Land neben einem Quartier in Tafers.
Bild: Belinda Balmer

Ein paar Meter weiter ist der Rand des Siedlungsgebiets erreicht, und der Blick auf eine Hecke und ein Weizenfeld ist frei. Hier spricht Volery an, wie wichtig es ist, dass die Lebensräume der Tiere miteinander vernetzt sind. Die Hecke sei dafür ideal, so können zum Beispiel Igel geschützt von dem einen zum anderen Ort wandern. 

Immergrüne Hecken ja, aber…

Hecken findet man auch in Gärten. Sie trennen ein Grundstück vom anderen oder dienen als Sichtschutz. Nur ein paar Schritte weiter zeigt sich, welche Vielfalt so eine einheimische Hecke in sich birgt. Die Vogelbeere sticht besonders hervor, mit ihren orangen Beeren. «Mit ihr kann man feine Konfitüre zubereiten, sie ist einfach sehr sauer», sagt Joseph Volery.

Eine Hecke mit einheimischen Pflanzen trägt zur Artenvielfalt bei.
Bild: Belinda Balmer

Auf dem Nachbargrundstück befindet sich jedoch eine Hecke, deren Anblick ihn nicht besonders erfreut. Joseph Volery zeigt darauf und sagt: «Das ist Kirschlorbeer; die Pflanze ist hier nicht einheimisch, und sie breitet sich unkontrolliert aus.» Heute ist der Verkauf der Pflanze verboten, aber noch in vielen Gärten ist sie anzutreffen. Ihr grosser Vorteil für die Gartenbesitzer ist, dass sie immergrün ist, also auch im Winter ihre grünen Blätter behält. Ein grosser Nachteil ist es jedoch für die heimische Flora. Die Kirschlorbeere breitet sich auch im Wald aus, wo sie Frühlingsblüher, die auf Licht zwischen Schneeschmelze und Laubaustrieb der Bäume angewiesen sind, zurückdrängt. «Das betrifft zum Beispiel Bärlauch», sagt Volery.

Die Kirschlorbeere breitet sich aus und verdrängt einheimische Arten wie den Bärlauch. Sie wird oft in Privatgärten als Hecke benutzt.
Bild: Belinda Balmer

Der Ersatz einer Kirschlorbeerhecke mit einer Hecke mit einheimischen Sträuchern ist einer der Massnahmen im Rahmen der kantonalen Aktion zur Förderung der Biodiversität im Siedlungsraum (siehe Kasten). Hierbei können Besitzer von Privatgärten eine finanzielle Unterstützung erhalten, wenn sie eine Kirschlorbeer- oder Thujahecke ersetzen. In Zahlen bedeutet das 100 Franken pro Laufmeter ersetzte Hecke und maximal 2000 Franken.

Steinhaufen für Schlangen

Der Rundgang neigt sich dem Ende zu. Zuerst zeigt Joseph Volery einen Teich, der in einem Garten angelegt wurde. Ein neuer Lebensraum. Auch dies sei eine Möglichkeit, die Artenvielfalt zu erhöhen. Danach geht es wieder bergab Richtung Dorfzentrum.

In einem Garten erblickt Volery einen Steinhaufen: «Der sieht gut aus, es hat Steine verschiedener Grösse dabei, aber er könnte etwas grösser sein.» Hier könne zum Beispiel eine Schlingnatter Unterschlupf finden, ein natürlicher Mäusejäger. 

Der Steinhaufen bietet Lebensraum für einheimische Tiere.
Bild: Belinda Balmer

Aufgepasst bei Neophyten

Tut man der Natur Gutes, wenn man sie einfach wachsen lässt? «Eigentlich schon», sagt Volery, «man muss einfach die invasiven Neophyten im Griff haben.» Also die Arten, die sich, genau wie der Kirschlorbeer, unkontrolliert verbreiten und so einheimische Arten verdrängen.

Die invasiven Neophyten begleiten den Rundgang seit Beginn. Auf der Wiese beim Friedhof wuchs das Einjährige Berufkraut, auf einem kargen Vorplatz die Kanadische Goldrute, in einem Garten die Kirschlorbeerhecke, und nun führt der Spaziergang neben einer Thujahecke vorbei. Zwar kein invasiver, aber dennoch ein Neophyt. «Für die einheimischen Arten ist die Hecke fast wie eine Mauer», sagt Volery. Will heissen: nichts Essbares dabei für die einheimische Flora und Fauna.

Eine Thujahecke. Die nicht einheimische Pflanze hat keinen Wert für die hiesige Tierwelt.
Bild: Belinda Balmer

Es braucht nicht viel

Der biologische Rundgang durch das Siedlungsgebiet von Tafers nimmt ein Ende. Auf dem Dorfplatz zeigt sich, dass die Natur immer wieder Wege findet, sich auszubreiten, auch in besiedeltem Gebiet. Joseph Volery zeigt auf den Rand eines Pflastersteins: «Hier wächst ein Bruchkraut.» Auch andere Arten können zwischen solchen Pflastersteinen wachsen, auch seltene. Eine davon sei in der Stadt Freiburg noch zu finden. Eine kleine Lücke zwischen den Steinen. «Es braucht manchmal nicht viel», sagt Joseph Volery. 

Ein Bruchkraut wächst zwischen zwei Pflastersteinen auf dem Dorfplatz von Tafers.
Bild: Belinda Balmer

Kantonales Programm zur Förderung der Biodiversität im Siedlungsraum
Im Rahmen der kantonalen Biodiversitätsstrategie subventioniert das Amt für Wald und Natur verschiedene Massnahmen zur Förderung der Artenvielfalt (die FN berichteten). Zum Beispiel, wenn Gartenbesitzerinnen oder -besitzer einen Teich anlegen, eine Wildhecke pflanzen oder ihre Fassade begrünen möchten. Die Aktion stammt vom Amt für Wald und Natur und dem Naturhistorischen Museum. Sie sei gut angelaufen, sagt Joseph Volery, der das Projekt begleitet. Bisher seien rund 40 Projekte eingereicht worden. Die am meisten durchgeführte Massnahme sei das Ersetzen von Monokulturhecken, also Thuja- und Kirschlorbeerhecken, mit einheimischen, artenreichen Hecken

Serie «Mehr Natur»
Im Rahmen einer Sommerserie zeigen die FN auf, wie jeder und jede mit einfachen Mitteln für ein Stückchen mehr Natur sorgen kann.

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