Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Cardinal ist weg, doch in Freiburg wird in einem Klosterkeller weitergebraut

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Fahrettin Calislar

Jens Tomas Anfindsens tägliches Brot sind Aristoteles und Heidegger. Der Norweger ist Philosoph und Lehrer am Kollegium Gambach. Wenn er sich nicht mit Logik und dem Sinn des Lebens auseinandersetzt, denkt er sich Bierrezepte aus. Anfindsen ist der Kopf hinter der Freiburger Biermanufaktur. Und er hat mit seiner Kleinbrauerei viel vor: «Wir wollen eine starke Marke in der Stadt und im Kanton Freiburg sein, wir wollen ein Lokalbier für Freiburger machen. Wir möchten, dass die Leute patriotische Gefühle damit verbinden.»

Die Geburtsstunde seiner Brauerei war im April vor zwei Jahren. Zuvor hatte er in seiner Küche kleine Mengen gebraut, als Heimbrauer, wie es viele gibt in der Schweiz. Dann lernte er den Franziskanerpater Pascal Marquard kennen. «Durch ihn habe ich diesen Kellerraum entdeckt.» Der Raum ist die alte Küche des Franziskanerklosters an der Murtenstrasse. Sie wurde 25 Jahren nicht mehr benutzt. Die Cordeliers vermieteten Anfindsen das kühle Gemäuer. «Es war damals ein schmutziger Lagerraum, voll mit altem Schrott.» In langer, mühsamer Arbeit räumte der 37-Jährige die Ware aus und sein Brauermaterial ein. Und begann zu brauen.

Weihnachtsbier war der Start

Im Dezember 2009 ging Anfindsen einen Schritt weiter, heraus aus dem Keller. Er produzierte ein Weihnachtsbier und füllte es in Flaschen ab. «Es wurde mir fast aus den Händen gerissen. Da erblickte ich ein kommerzielles Potenzial.» Ihm war klar, dass er nicht Hunderttausende von Franken in sein Projekt und neue Geräte stecken konnte. «Ich habe mit steinalten Mitteln, mit sehr primitiven Werkzeugen, angefangen.» Schweiss und Muskelschmalz waren angesagt. Anfindsen stellte rasch auch fest: «Es ist möglich, auch mit den primitivsten Ausrüstungen hervorragende Biere zu brauen.» Einfach in kleineren Mengen.

Der eigentliche Quantensprung kam dann vor rund einem Jahr: Anfindsen stellte einen Mitarbeiter an. Mehdi Abbaszadeh, ein Iraner, hatte zuvor keine Ahnung vom Bierbrauen. Anfindsen brachte es ihm bei. Die Arbeitsteilung war klar: «Ich bin der Entwickler der Rezepturen, der Kopf der Firma. Er ist der, der es umsetzt.» Und der Aufschwung begann, die Produktion stieg stark an. «Wir haben eine steile Lernkurve hinter uns. Wir haben am Anfang viele Fehler gemacht. Unser Bier war nicht immer perfekt.»

Die Ästhetik muss stimmen

Nun konnte sich Anfindsen um das Marketing kümmern. Er begann, sein Bier zu verkaufen, Wirten anzubieten. «Ich bin von Anfang an auf enormes Interesse gestossen.» Auch ausserhalb der Kantonshauptstadt hat er Kunden. Anfindsen hat sogar ein Designbüro angestellt. «Wir haben von Anfang an Wert gelegt, dass unsere Flaschen schön sind, dass wir schöne Etiketten haben, der ästhetische Aspekt ist uns wichtig.» Sie bastelten nicht herum, betont er: «Wir vermitteln in unserer Kommunikation, dass wir ambitiös sind.»

Nun, in der zweiten gemeinsamen Biersaison, ist Anfindsen stolz auf das Erreichte. «Wir haben ein Produkt von sehr guter Qualität.» In der Zwischenzeit wurde am Sitz des Bierriesen Feldschlösschen in Rheinfelden die Schliessung der Brauerei Cardinal beschlossen. Inwiefern dies den Verkauf erleichtert habe, könne er nicht sagen, sagt Anfindsen. Doch: «Die Freiburger haben es positiv aufgenommen, dass es wieder eine Brauerei in der Stadt geben könnte.» Heute braut er rund tausend Liter Bier pro Monat.

Er würde aber nicht so weit gehen zu sagen, dass sein Erfolg ausschliesslich mit dem Abgang von Cardinal von der lokalen Bierbühne zusammenhängt. «Ein Durst nach kunsthandwerklich gebrautem, frischem und lokalem Bier ist sowieso da.» Und seine Spezialität sei nicht das gängige Lagerbier, sondern Sorten, die nicht filtriert oder pasteurisiert sind.

Der Auszug aus dem Kloster

Seit zwei Jahren geniesst die Freiburger Biermanufaktur die Gastfreundschaft der Franziskanerbrüder. Anfindsen verweist schmunzelnd auf den historischen Zusammenhang zwischen Bier und Klöstern: In den Ordenshäuser entstanden die ersten Brauereien. Vor allem die Franziskaner waren für die Verbreitung der modernen Braukunst verantwortlich, sagt er. So kommt es nicht von ungefähr, dass seine Hauptmarke das «Franziskaner» ist.

Anfindsen würde gerne im Klosterkeller bleiben und ihn als Standort weiterentwickeln. Doch Ende Juli wird er umziehen. Er muss, denn er braucht nicht nur mehr Platz, sondern vor allem auch die Möglichkeit für Palettenlieferungen. Deshalb hat er sich in einem Fabrikgebäude etwas ausserhalb eingemietet. Er hat sich dafür neue Occasion-Ausrüstung beschafft: Kürzlich ist er ins Elsass gefahren, hat einem Winzer ein Flaschenwaschgerät abgekauft und es nach Freiburg gefahren. Mit den neuen Maschinen hofft er, seine Produktion kurzfristig in einem ersten Schritt auf bis 5000 Liter im Monat zu verfünffachen.

Der Wahlfreiburger und ambitionierte Klein-Brauunternehmer hat Visionen. Er will nicht nur aus der Stadt hinauswachsen. Er schielt sogar ins Ausland. Testmarkt soll sein Heimatland sein: Norwegen. «Wenn wir auch noch kleinere Mengen für Bierenthusiasten exportieren könnten, wäre das eine spannende Möglichkeit für uns.» Dort sei Bier sehr im Trend und werde wie hierzulande Wein behandelt: Es würden Rezensionen geschrieben und das Bier werde benotet. Ein Importeur habe bereits Interesse signalisiert.

www.freiburger-biermanufaktur.ch

Die Biermanufaktur von Jens Tomas Anfindsen soll nach der Schliessung von Cardinal den Durst der Freiburger stillen.Bild Charles Ellena

Übersicht:Hochwertige Braukunst

Neben der porträtierten Freiburger Biermanufaktur fallen dem geneigten Biertrinker drei weitere Brauereien im Kanton auf, deren Produkte immer öfter anzutreffen sind: Haldemann aus Sugiez, die Brasserie Artisanale aus Freiburg sowie Fleisch und Brau («As Jùscht’s»), deren Brauerei in Alterswil steht. Alle drei werden, wie auch die Biermanufaktur, von Kennern für ihre speziellen Biere gelobt. Auffallend ist die Vielfalt der Produkte. So werden dunkle Biere, englische Ales, Weissbiere oder Doppelbock angeboten. In Cardinal-Dimensionen kann aber, trotz gestiegener Nachfrage, keiner der vier denken. Freddy Haldemann zählt auf Anfrage rund zehn Brauereien in der Region auf. «Zusammen kommen wir auf weniger als 3000 Hektoliter pro Jahr», schätzt der Chef der Brasserie Haldemann. Zum Vergleich: Cardinal produzierte mehrere 100 000 Hektoliter pro Jahr.pj

Bierkenner-Link: www.bov.ch/beer.

Zur Serie

Alles rund um das Cardinal-Areal

Am 22. Mai wurde auf dem Cardinal-Areal in der Stadt Freiburg zum letzten Mal Bier gebraut: Die Feldschlösschen AG konzentriert die Bierproduktion in Rheinfelden und schliesst den Standort Freiburg. Zur Schliessung der Cardinal-Brauerei schauen die FN zurück und nach vorn: In einer Artikelserie wird die Tradition des Bierbrauens ebenso zum Thema wie der geplante Technologiepark. njb

Bisher erschienen sind: «Die grosse Demonstration für Cardinal von 1996 ging mir durch Mark und Bein» (22.6.), «Zum Schluss gibt es Feldschlösschen» (24.6.).

Meistgelesen

Mehr zum Thema