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Buch: Der Weissstorch ist ein Überlebenskünstler

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Seit seiner Kindheit begleiten ihn die Störche, nun hat Lorenz Heer ein Buch über die stolzen Vögel verfasst. Dafür war er in Avenches, oft in Altreu sowie in Polen und Kroatien unterwegs.

Die Weissstörche auf den Dächern des Nationalgestüts in Avenches füttern derzeit fleissig ihre Jungtiere, und auch in Bellechasse, auf Boden der Gemeinde Mont-Vully, hat sich ein Storchenpaar auf einem Hausdach ein Nest eingerichtet. Im Februar dieses Jahres gab es rund 200 Störche zu beobachten zwischen dem Chablais-Wald und dem Grossen Moos. Es waren so viele wie noch nie.

Die Vögel aus der Schweiz und dem Süden Deutschlands suchten sich den Ort rund um die Kompostieranlage als Überwinterungsgebiet aus. Dort fanden die grazilen Tiere während einiger Wochen genug Nahrung. Der Storch kann sich den Gegebenheiten anpassen, er ist ein sogenannter Kulturfolger und daher wenig empfindlich gegenüber Menschen. Dies und weit mehr über die faszinierenden Vögel lässt sich nun im Buch «Der Weissstorch: Ein Zugvogel im Wandel» von Lorenz Heer nachlesen. Der Biologe und Naturfotograf hat sich dafür während rund zehn Jahren intensiv mit dem Weissstorch befasst. 

Das Strafregister

Mit dem Bild des Menschen vom Storch als Symbol von Reinheit, Treue, Glück und Kinderbringer räumt Lorenz Heer bereits im Vorwort auf: «Die ihm nachgesagte, lebenslänglich monogame Ehe oder die vorbildliche Kinderstube haben nur wenig mit der Realität zu tun.» Es gehe dem Storch vielmehr um die langfristig beste Fortpflanzungsstrategie mit den kräftigsten Nachkommen. «Entsprechend lesen sich die Verhaltensweisen des Weissstorchs dann eher wie das Strafregister eines Schwerverbrechers: Kindstötung, Diebstahl, Vaterschaftsbetrug, Prügeleien und Totschlag», schreibt Lorenz Heer. 

Der Autor und Naturfotograf Lorenz Heer.
Bild: zvg/Lorenz Heer

Sender und Kameras

Der Autor und Fotograf ist in Bettlach nahe der Storchensiedlung Altreu im Kanton Solothurn aufgewachsen. «Der Bezug war bereits von Kindesbeinen an da», sagt er im Gespräch mit den FN. Im ornithologischen Verein der Region engagiert und oft in Altreu zu Besuch, habe ihn die Anfrage erreicht, ob er nicht ein Buch über den Storch machen wolle. «Ursprünglich planten wir eine kleinere Publikation, aber es wurde immer spannender und immer mehr», erzählt der Biologe und Geschäftsführer von Pro Natura Bern und lacht. Aus der Idee ist ein Werk mit 256 Seiten und fantastischen Bildern entstanden, erschienen ist das Buch im Haupt-Verlag.

«Jede Art, die wir länger beobachten, ist spannend», betont Lorenz Heer. «Beim Storch haben wir jedoch den Vorteil, dass zahlreiche einen Sender tragen, beringt sind und es auch Nestkameras gibt.» Dies erlaube das individuelle Erkennen auch auf grosse Distanz, ohne ihn zu stören. Und auch der Umstand, dass der Storch an den Menschen gewohnt und nicht sehr scheu ist, erleichtere Beobachtungen. «Die Störche leben mit uns.»

Störche und Schafe sind Freunde: Weidende Kühe und Schafe scheuchen Beutetiere auf, weshalb der Weissstorch gerne in deren Nähe Nahrung sucht.
Bild: zvg/Lorenz Heer

Klug und flexibel

Über Jahrhunderte war der Weissstorch ein typischer und häufiger Brutvogel der mitteleuropäischen Flussniederungen, bis im 19. Jahrhundert die Mechanisierung und Intensivierung der Landwirtschaft begann und die Flüsse verbaut wurden. Die Bestände nahmen in der Folge drastisch ab, und in der Schweiz war der Storch sogar zwischenzeitlich ausgestorben. Dass er sich hierzulande wieder einnisten konnte, hat einerseits mit Wiederansiedlungsprogrammen wie in Altreu oder Avenches zu tun, andererseits zeigt sich beim Lesen in dem Buch klar: Der Storch ist klug und flexibel, er passt sowohl seine Mahlzeit als auch sein Zugverhalten den gegebenen Umständen an. Das Werk von Lorenz Heer ist ein Wissensschatz rund um die Verhaltensökologie des Storchs, also wie sein Tun von genetischen Anlagen, Umwelteinflüssen und von evolutionären Anpassungen geprägt ist. 

Der Weissstorch ist ein wahrer Fastenkünstler und übersteht kaltes Wetter und Hungerperioden von einer Dauer bis zu vier Wochen.
Bild: zvg/Lorenz Heer

Renaturierung Sense

«Es ist eine nomadische Art, der Storch bleibt dort, wo er Nahrung findet, auch während des Zuges», so der Biologe. «Er ist ein Nahrungsopportunist und deshalb auch auf Müllhalden oder Kompostieranlagen zu sehen.» Für das Buch reiste Lorenz Heer auch nach Polen und Kroatien. «Dort können wir sehen, wie es früher auch bei uns war, als der Storch insbesondere Auengebiete besiedelte.» Der Vergleich ist spannend: Im Buch stellt Lorenz Heer das Verhalten der dortigen Störche jenen gegenüber, die sich den hiesigen Gegebenheiten anpassen und neue Strategien entwickeln.

Inzwischen gibt es rund 1000 brütende Storchenpaare in der Schweiz. Lorenz Heer rechnet damit, dass sich der Storch im Freiburger und Berner Seeland weiter ausbreitet. Das neue Gewässerschutzgesetz helfe dem Vogel sicher dabei, gerade wenn es um die Renaturierung von grossen Flüssen geht. Die Sense bei Bösingen und Laupen soll mehr Platz erhalten – oder besser gesagt: wieder mehr Platz, denn bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Fluss noch 60 bis 80 Meter breit. Rechnet man den Gewässerraum mit dem aktiven Flussbett und den Auenwald mit ein, war der Fluss zu dieser Zeit zwischen 150 und 300 Meter breit (die FN berichteten). «Die Renaturierung hilft auch dem Storch», zeigt sich Lorenz Heer überzeugt. Der Storch finde seine tierische Nahrung insbesondere beim Übergang von Wasser zu Land. «Mit der Begradigung der Flüsse und dem Blockverbau haben wir diese Übergänge zerstört.»

«Mit der Begradigung der Flüsse und dem Blockverbau haben wir die Übergänge vom Wasser zum Land zerstört.»

Lorenz Heer

Wie es früher um den Storch im Seeland stand, vor der Juragewässerkorrektion, ist schwierig herauszufinden. Lorenz Heer fand dazu kaum Literatur. Einzig eine Karte um 1900 aus dem Buch «Die Brutvögel der Schweiz» von Urs N. Glutz von Blotzheim von 1962 zeige auf, dass es westlich des Murtensees im Broyetal Brutgebiete gegeben hat. 

Während der Zeit der Paarbindung steht das Männchen oft mit geöffneten Flügeln beim Weibchen, um seine Grösse zu zeigen und zu imponieren.
Bild: zvg/Lorenz Heer

Gleichberechtigung

Ein Kapitel des Buchs ist den Jungstörchen gewidmet: Wie der Weissstorch in der heutigen Agrarlandschaft Jungvögel erfolgreich aufziehen kann und wie es um die Rollenverteilung der Eltern steht. Die Nestpartner bauen, bewachen und verteidigen ihren Horst gemeinsam. Sie bebrüten die Eier abwechselnd, und auch während der Nestlingszeit braucht es beide Eltern, ist im Buch weiter zu erfahren. Beide Eltern gehen gleichzeitig auf Futtersuche für die hungrigen Jungvögel. Dafür braucht es viel tierische Nahrung. Im März und April sei dies kein Problem: «Wenn die Landwirte ihre Felder pflügen, findet der Storch genug Nahrung.» Im Sommer sehe die Situation jedoch anders aus: «Da wird es eng, die Jungvögel sind auch schon grösser und wollen mehr.» Lorenz Heer wünscht sich deshalb, dass sich Auengebiete wieder ausbreiten dürfen. Ein Auengebiet von nationaler Bedeutung liegt am Ostufer des Murtensees. Dort, wo im Februar rund 200 Störche Nahrung fanden.

«Der Weissstorch: Ein Zugvogel im Wandel». 256 Seiten. Haupt-Verlag.

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