Baufirma Raemy in Plaffeien muss 22 Kündigungen aussprechen

Ein Traditionsunternehmen steht vor dem Aus: Die Firma Raemy Hoch- und Tiefbau in Plaffeien stellt nach fast 120 Jahren ihre Tätigkeit ein. Die 22 Mitarbeitenden erhalten auf Ende November ihre Kündigung. Grund ist die schlechte Auftragslage.

Eben noch waren die Arbeiter der Firma Raemy AG am Bau der neuen Käserei in Plaffeien beteiligt und haben beim Hochwasserschutzprojekt Schwarzsee eine neue Brücke über die Sense gebaut. Jetzt ist bekannt, dass das Hoch- und Tiefbauunternehmen Ende Februar definitiv seine Bautätigkeit einstellt, sobald die letzten Aufträge ausgeführt sind.

Immer weniger Arbeit

Der Plaffeier Firma, die 1906 gegründet wurde, gibt die Bautätigkeit auf, weil sie immer weniger Aufträge einholen konnte. Geschäftsführer Norbert Schaller bestätigt auf Anfrage entsprechende Gerüchte. «Die Aussichten sind düster bis bewölkt», sagt er:

Es ist eine Entwicklung, die sich in den letzten Jahren immer mehr abgezeichnet hat.

Verschiedene Faktoren seien schuld, dass die Auftragslage immer schlechter geworden sei, führt er aus. Zum einen sei die Bautätigkeit nach Inkrafttreten des neuen Raumplanungsgesetzes massiv eingeschränkt worden. «Das zeigt sich vor allem bei uns auf dem Land», erklärt er. Wenn man nicht in einer Agglomeration sei, würden immer weniger Häuser und andere Gebäude gebaut, weil kaum mehr neues Bauland vorhanden sei. Zugleich steigen die Zinsen für Hypotheken.

Auch mit den Umbauten laufe es nicht gut. Es seien nicht viele alte Häuser auf dem Markt und nur wenige, die grundlegend umgestaltet würden, weil sich dies in der heutigen Wirtschaftslage fast niemand mehr leisten könne:

Man muss nur das Amtsblatt anschauen: Es gibt bei den Baugesuchen nur noch Heizungswechsel oder andere kleinere Sachen.

Winter vor der Türe

Angesichts des kommenden Winters sei jetzt der Moment für eine Entscheidung gekommen. «Bei uns sind die Wintermonate anders als etwa im Unterland.» Von Januar bis April sei die Bautätigkeit immer sehr schwach. Es helfe der Firma wirtschaftlich nicht, wenn sie diese tote Zeit nun auch noch überbrücken müsse. «Früher waren die Margen grösser. Da lag es noch einigermassen drin. Doch heute ist es schwieriger geworden, über schlechte Zeiten zu kommen.»

22 Kündigungen

Die Verantwortlichen ziehen die Notbremse. Sie haben die Mitarbeitenden am Dienstag im Rahmen eines Konsultationsverfahrens über die weiteren Schritte informiert. Und diese sind drastisch: Auf Ende November wird den 22 Mitarbeitenden gekündigt. Sie werden frei gestellt. «Das ermöglicht ihnen, trotz Kündigungsfristen von einem, zwei oder drei Monaten sofort auf Arbeitssuche zu gehen und uns zu verlassen, wenn sie etwas finden», erklärt Norbert Schaller.

Einige Mitarbeitende hätten sehr überrascht und schockiert reagiert, andere hätten schon geahnt, dass es in diese Richtung gehen könnte. Norbert Schaller sagt im Gespräch mit den FN:

Es ist mir sehr schwergefallen, diesen Schritt zu machen. Es beschäftigt mich schon lange.

Der Entscheidungsprozess habe lange gedauert und sei nicht einfach gewesen. «Ich hätte mir sehr gewünscht, dass es weitergeht. Aber das ist leider nicht möglich.»

Breit aufgestellt

Die Firma Raemy AG ist das grösste Hoch- und Tiefbauunternehmen im Sense-Oberland. Sie hat unter anderem Häuser, Mehrfamilien- und Landwirtschaftsbauten sowie Alphütten erstellt, hat Kernbohrungen und Asbestsanierungen, Umbauten und Renovationen im Angebot, war in diversen Gewässerbau- sowie Strassenprojekten, Kanalisationen und Erschliessungen involviert. Die Firma beschäftigt Maurer, Kranführer, Maschinisten, Chauffeure, Magaziner und Bauarbeiter sowie zwei Personen in der Administration und zwei Lehrlinge. Der Geschäftsführer ist zuversichtlich, dass die meisten von ihnen wieder eine Stelle finden werden, da sie viel Erfahrung mitbringen und Fachkräfte gesucht sind.