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Bischof Bernard am Beizentisch

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Bischof Bernard Genoud lud erstmals zum ungezwungenen Gespräch

Ein Bischof ist ein Bischof, selbst wenn er joviale Gesichtszüge hat, Zigaretten raucht und Cardinal-Bier trinkt. Und deshalb ist der Austausch im ersten Stock des pittoresken In-Lokals für junge Leute, das einst eine populäre Arbeiterbeiz gewesen ist, nicht eigentlich ein Austausch. Denn ein Bischof ist ein Bischof, und deshalb wollen die Anwesenden – knapp zwanzig zumeist ältere Menschen – vor allem wissen, was der Bischof über den schnellen Wandel in Kirche und Gesellschaft denkt. Ob Gott wirklich Mann und Frau zugleich ist. Weshalb es in der katholischen Kirche immer noch keine Priesterinnen gibt. Und ob der Papst zurücktreten solle.

Rekrutenschule
für Heiratswillige

Ein Rentner ist nicht nur besorgt darüber, dass die alten Gebetsformen, «die ich auf den Knien meiner Mutter gelernt habe», nicht mehr hoch im Kurs sind, sondern vor allem auch über die stete Zunahme der Ehescheidungen. Er will deshalb vom Bischof wissen, ob dieser nicht auch der Ansicht sei, dass für heiratswillige junge Leute analog zur militärischen Rekrutenschule eine obligatorische Schulung eingeführt werden müsste, um «Liebe und Familiengründung» zu lernen.

Bischof Genoud kann ihm nur Recht geben: Wenn man bedenke, dass die Erlangung des Fahrausweises heute mit strengen Auflagen verbunden sei, so sei geradezu grotesk, dass Ähnliches nicht auch für Heirat und Elternschaft gelte. Er könne sich durchaus vorstellen, dass der Staat Heiratswilligen den Besuch von fünf bis zehn Vorbereitungsabenden zu psychologischen und rechtlichen Aspekten von Ehe und Familie vorschreibe. Wer so etwas politisch durchsetzen wolle, habe allerdings, so hätten ihm Politiker hinter vorgehaltener Hand versichert, nicht die mindesten Chancen.

Kein Verklemmer, sondern ein
Glücklichmacher

Ob er denn Rezepte habe, wie die verbreitete Gleichgültigkeit religiösen Dingen gegenüber vor dem Hintergrund des immer hektischer werdenden Berufs- und Privatlebens wirksam bekämpft werden könne, will eine junge Frau vom Kirchenführer wissen. Nein, Rezepte habe er auch nicht, meint Genoud gelassen, nimmt einen tiefen Zug an der Zigarette und verweist auf einige Ideen.

So habe er sich seit seinem Amtsantritt im letzten Sommer zur Regel gemacht, «überall dort zu sprechen, wo man mich hören will». Es sei dadurch zu Gesprächen mit besorgten Arbeitslosen ebenso wie mit Mitgliedern eines noblen Service-Clubs oder mit militanten Homosexuellen gekommen. Die Kirche müsse jedenfalls aus ihren Mauern herausfinden und auf die Leute zugehen. Genoud: «Ich glaube an eine Seelsorge der Nähe und des direkten Kontakts. Die Menschen sollen merken, dass die Religion nicht etwas ist, das uns zu verklemmten Wesen, sondern im Gegenteil glücklich macht. Es hat im Christentum keinen Platz für Hoffnungslosigkeit!»
Nicht ungern habe er als Regens des Priesterseminars Freiburg wiederholt Firmlinge zu Begegnungen mit Seminaristen eingeladen, erzählt der Bischof des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg. So hätten die Knaben und Mädchen festgestellt, dass talentierte junge Menschen, die durchaus steile Karrieren in anderen Berufen hätten machen können, ihr Leben aber in den Dienst Gottes stellen, «weder hässlicher noch blöder als andere sind».

Die Grösste: «Fides et Ratio»

Und selbstverständlich läuft Bernard Genoud, bis vor einigen Jahren Philosophielehrer an verschiedenen Mittelschulen, zu rhetorischer Höchstform auf, wenn es um religionsphilosophische Fragen geht. Er zitiert Platon, Aristoteles oder Dante ebenso behände wie Marx und Buddha. Und hält überaus viel von der päpstlichen Philosophie-Enzyklika «Fides et Ratio» (Glaube und Vernunft): «Nach meinem Dafürhalten hat Johannes Paul II. damit die bedeutendste Enzyklika des 20. Jahrhunderts geschrieben.» Nicht zufällig sei «Fides et Ratio» sogar von André Glucksmann, dem philosophischen Vordenker der 68er-Bewegung, als ganz erstaunliches Dokument gewürdigt worden. Denn das päpstliche Lehrschreiben, von Johannes Paul II. persönlich verfasst, zeige in grandioser Weise auf, wie sehr der Mensch ein Vernunftwesen sei, das sich zugleich in der Freiheit des Glaubensaktes ganz verschenke.

Politisch unkorrekt, aber

Und, ach ja, die Sache mit den Priesterinnen in der katholischen Kirche.
Die politisch korrekte Antwort ist in dieser Angelegenheit Bernard Genouds Sache nicht. Nein, ehrlich gesagt, er glaube nicht, dass es je einmal zur Weihe von Priesterinnen in der katholischen Kirche kommen werde. Statt weiterhin dem «historischen Fehler» zu verfallen, dass eine «Funktion» in der Kirche auch eine «Macht» darstelle, müsse man endlich die mystische Seite der Frage wahrnehmen.

Indem Gott nämlich ausgerechnet den wankelmütigen und verräterischen Petrus zum ersten Papst gemacht habe, so ohne Zweifel deshalb, weil er die Weihe relativieren wollte: «Das zeigt eindrücklich die Schwäche des Menschen!» Das wahre christliche Modell sei demgegenüber weiblich, indem die Gottesmutter Maria christliche Vollendung darstelle. Genoud: «Und das bedeutet, dass das Christentum nicht eine Religion der Funktion, sondern der Heiligkeit ist.»

Die Gesprächstreffen mit Bischof Genoud finden jeden zweiten Montag des Monats jeweils ab 19 Uhr in der Brasserie du Belvédère (Reichengasse 36) in Freiburg statt.

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