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42 Megabaustellen bis 2031: Die Deutsche Bahn entscheidet sich für die Operation am offenen Herzen

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Seit Montag ist mit der Riedbahn einer der meistbefahrenen deutschen Schienenwege gesperrt. Die Sanierung zwischen Mannheim und Frankfurt ist nur der Auftakt eines grossen Ertüchtigungsprogramms. Nötig wurde dieses durch jahrzehntelange Vernachlässigung. 

von Hansjörg Friedrich Müller

Jahrzehntelang liess Deutschland sein Schienennetz verkommen. Nun beginnt eine Phase der Sanierung, die unter dem Motto «Augen zu und durch» stehen könnte: Seit Montag verkehren auf der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt am Main keine Züge mehr. Innert fünf Monaten soll die 70 Kilometer lange Strecke vollständig saniert sein.

Die Riedbahn gilt als wichtigste Trasse im deutschen Schienennetz: Bis zu 300 Züge pro Tag fuhren dort bisher durch. Als Teil des Korridors Rhein-Alpen zählt die Strecke zur bedeutendsten Güterverkehrsachse Europas. Betriebsstörungen waren in den letzten Jahren an der Tagesordnung; die Stellwerkstechnik stammte teilweise aus den Siebzigern. Die Auswirkungen waren enorm, denn auf der Riedbahn holten sich die Züge oft Verspätungen, die dann das ganze System durcheinanderbrachten.400 Busfahrer wurden für den Ersatzverkehr verpflichtet

Die 16’000 Berufspendler, die bisher zwischen Mannheim und Frankfurt unterwegs waren, werden in den nächsten Monaten auf Busse umsteigen müssen, für deren Betrieb 400 Fahrer neu eingestellt wurden. Der Fernverkehr wird für die Zeit der Bauarbeiten umgeleitet. Wer mit dem ICE aus der Schweiz nach Berlin fährt, ist voraussichtlich 20 Minuten länger unterwegs. Nach Hamburg dauert die Reise 40 Minuten länger.

Aus der Güterverkehrsbranche ertönen bereits besorgte Stimmen: Das Funktionieren von Lieferketten, so heisst es, könnte gefährdet sein. Vertreter der Bauindustrie bezweifeln derweil, dass die Arbeiten tatsächlich wie geplant bis Mitte Dezember abgeschlossen werden können.

Die Operation am offenen Herzen des deutschen Bahnnetzes ist Teil eines gigantischen Sanierungsprogramms, das bis 2031 abgeschlossen sein soll: Insgesamt 42 sogenannte Hochleistungskorridore sollen bis dahin auf den neusten Stand der Technik gebracht werden. Nach der Riedbahn sollen 2025 die Strecken Hamburg–Berlin und Emmerich–Oberhausen in Nordrhein-Westfalen ertüchtigt werden. Saniert werden jene Strecken, die von grosser Bedeutung für das Gesamtnetz sind. Alles in allem geht es um 4000 der insgesamt 34’000 deutschen Schienenkilometer.

Was das gesamte Programm kosten wird, weiss wie so oft bei Projekten dieser Grössenordnung niemand. Wie sich die Ausgaben entwickeln könnten, zeigt jedoch die Riedbahn: Für deren Sanierung waren einst 500 Millionen Euro eingeplant, nun ist bereits von 1,3 Milliarden die Rede. Die Bahn verweist auf die Inflation und gestiegene Personalkosten, doch scheint auch die Industrie die Gelegenheit zu nutzen, bei Arbeiten und Material die Preise zu diktieren.Die Fussball-EM bestätigte, was längst bekannt war

Wie nötig die Generalüberholung weiter Teile des deutschen Schienennetzes ist, hat sich auch bei der Fussball-EM gezeigt, die am Sonntag zu Ende ging: Österreichische Fans blieben auf der Strecke, die niederländische Mannschaft musste eine Pressekonferenz absagen und stieg schliesslich auf das Flugzeug um. «All das kratzte heftig am Image Deutschlands als perfekt geölte Maschine», schreibt die «Frankfurter Allgemeine», wobei man sich fragt, ob das Blatt damit den Ruf des eigenen Landes nicht überschätzt: Neu sind die Probleme schliesslich nicht.

Zwischen dem deutschen Verkehrsminister Volker Wissing und der Bahn führten die Zwischenfälle während des Fussball-Turniers zu einem Krach: Die Bahn habe sich übernommen, sagte der liberale Politiker. Deren Vorstand Berthold Huber will «das Maximum aus dem System herausgeholt» haben. Die Möglichkeiten seien jedoch «durch eine veraltete und überlastete Infrastruktur beschränkt».

Dass die Bahn mit dem gigantischen Sanierungsprogramm von der Politik überfordert werde, wie der christdemokratische Oppositionsführer Friedrich Merz sagt, will Wissing nicht gelten lassen. Merz solle vor seiner eigenen Tür kehren: Er, Wissing, habe von einer CDU-Regierung eine marode Infrastruktur übernommen. Die Regierung aus SPD, Grünen und FDP habe dafür gesorgt, dass im Haushalt der nächsten Jahre genug Geld vorgesehen sei, um «maximale Sanierungsleistungen» zu ermöglichen.

Ob die Investitionen, die in den nächsten Jahren anstehen, hoch genug sind, ist allerdings umstritten: Letztes Jahr habe Deutschland für den Erhalt, Neu- und Ausbau seiner Schieneninfrastruktur 115 Euro pro Einwohner ausgegeben, schreibt der Lobbyverband «Allianz pro Schiene». Zwar sollen es dieses Jahr 174 bis 215 Euro werden, doch von den 477 Euro pro Kopf, welche die Schweiz jedes Jahr in ihr Schienennetz steckt, ist die Bundesrepublik damit noch immer weit entfernt – und dies trotz eines sehr viel grösseren Sanierungsstaus.

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