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100 Franken im Dreck vergraben: Wieso eine Gruppe Freiburger ihr Trinkgeld im Kanton verteilt

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ob Geldscheine, Gutscheine oder Eintrittskarten: Das Internetkollektiv Fribourg Mystère lädt über Instagram zur Schatzsuche im Kanton ein. Den Schatz zahlen sie dabei aus eigener Tasche.

Julien* (Deckname) war kein Millionär, hatte nie im Lotto gewonnen und keine grosse Erbschaft in Aussicht. Das Monatsende war stets eine finanzielle Herausforderung, verschuldet war er auch schon. Da beschlossen der Gastronom und eine kleine Gruppe Gleichgesinnter, ihre Trinkgelder zu sammeln und auf der Strasse zu verteilen. In Form von Zehner-, Zwanziger-, Fünfziger- oder Hunderternoten. Diese Aktionen hielten sie in fünf- bis zehnsekündigen Videos fest und luden sie auf Instagram hoch. Und warteten.

Auf wen sie warteten, das wusste die Gruppe mit dem damaligen Namen Fribourg Gäld nicht. Noch wusste sie, ob überhaupt jemand kommen würde.

Von Amsterdam nach Cottens

Dass allerdings tatsächlich jemand kommen könnte, hatten die Gruppenmitglieder in Amsterdam gesehen. Beziehungsweise auf ihren Smartphone-Bildschirmen, die ihnen die Bilder aus Amsterdam zeigten. Das hat ihnen die Idee für ihre selbsternannte «Schnitzujagd im Kanton Freiburg» gegeben.

Das Internetkollektiv Fribourg Mystère bezeichnet seine Aktionen als «Schnitzujagd im Kanton Freiburg».
Screenshot des Instagram-Profils von Fribourg Mystère, ehemals Fribourg Gäld

Dass die Leute so schnell kommen, überraschte Julien anfangs. «Innerhalb von 15 Minuten ist das Versteck gefunden. Gestern hat es einer in sieben Minuten geschafft», sagt er. Dabei spiele es keine Rolle, ob die Gruppe den «Schatz»in der Stadt Freiburg, unter einer Brücke in Marly oder wie am Vortag in Cottens verstecke, so Julien. Der Seebezirkler vertritt das Internetkollektiv als Sprecher nach aussen. Julien ist der Deckname, den er sich gegenüber den FN selbst gibt. Die Identität der Gruppenmitglieder soll geheim bleiben.

Das Kollektiv versichert sich immer, dass jemand den Schatz findet. Dazu bleibt ein Gruppenmitglied – oft Julien – unauffällig in der Nähe des Verstecks und filmt die Person, die den Schatz abholt. Die einzige Regel für die Teilnehmenden sei, dass der Finder oder die Finderin ein Video oder Bild von dem gefundenen Objekt mache, erklärt er. Dieses veröffentlicht die Gruppe dann umgehend. «Das dient als Beweis, damit wir uns gegen Betrugsvorwürfe wehren können», so Julien.

Die Welt dreht sich nicht (nur) um Geld

Fribourg Gäld ist erst seit wenigen Monaten aktiv. Das erste Kurzvideo postete die Gruppe am 18. April.

Seither folgten 40 Videos und über 10’000 Abonnenten der Gruppe auf Instagram. Seit Mai finden diese Abonnenten das Kreativkollektiv auf Instagram nicht mehr unter @fribourg_gald, sondern unter @fribourgmystere.

Wieso?

«Der Name passte nicht wirklich zu dem, was wir machen und entsprach nicht dem, was wir suchten», erklärt Julien. «Die Idee hinter der Aktion ist nicht Geld. Geld ist nur ein Stück Papier».

Geld ist nur ein Stück Papier.

Fribourg Mystère, Internetkollektiv

Der tiefere Sinn hinter Fribourg Mystère sei es, den Geist des Teilens zu fördern und den Menschen ein Lächeln zu schenken. «Es geht uns wirklich darum, den Überschuss von dem, was wir nicht brauchen, zu verteilen», sagt Julien. Das sei der Grund, warum das Kollektiv auf diese bestimmte Weise in Erscheinung tritt. «Jeder kann nach seinen eigenen Möglichkeiten teilen, selbst wenn man wenig oder keine Mittel hat. Das wollen wir zeigen.»

Altruistische Influencer?

Eine Gruppe internetaffiner Menschen also, die freiwillig ihr erarbeitetes Geld an Fremde verteilt, obwohl die Mitglieder selbst den Bus oder das Velo zur Arbeit nehmen müssen? Und ganz nebenbei sammelt die Gruppe mit ihren Aktionen in kürzester Zeit tausende Follower. Es fällt nicht immer einfach, der komplett selbstlosen Mentalität zu glauben, von der Julien erzählt. Würde jemand die ganze Nacht Brötchen backen, um sie am nächsten Morgen kostenlos an alle zu verteilen, ohne eines für sich oder seine Familie zu behalten?

Doch wer Julien zuhört, tut sich auch genauso schwer, ihm nicht zu glauben. Er spricht ruhig und überlegt. Seine Stimme klingt dabei klar und bestimmt, wie die eines Richters, der ein Urteil fällt.

Die Vorwürfe sind Julien bekannt: «Einige Leute dachten anfangs, dass wir das machen, um viele Follower zu bekommen und Geld zu verdienen. Aber wir werden nicht dafür bezahlt. Wir opfern unsere Zeit und unser Geld, um anderen eine Freude zu bereiten.»

Für die Heimat

Komplett selbstlos ist Fribourg Mystère jedoch nicht. Einen bestimmten Teil von sich wollen Julien und seine Kollegen durch ihre Aktionen bewerben: ihre Heimat. Die Mitglieder von Fribourg Mystère stammen aus Freiburg und haben nie in einem anderen Kanton gelebt. Julien lebt seit über 20 Jahren in der Stadt Freiburg.

Das Internetkollektiv will kleinere Unternehmen und Händler aus der Region sowie den Kanton allgemein fördern. Dafür verteilen sie nebst Geldscheinen auch Gutscheine oder Eintrittskarten. Diese werden ihnen meist von den Unternehmen – wie auch die blauen Geldscheine, die Fribourg Mystère versteckt – direkt gespendet. Selbst suche das Kollektiv niemanden aktiv auf, erklärt Julien.

Fribourg Mystère verteilt auch Gutscheine von lokalen Unternehmen.
Screenshot Instagram Fribourg Mystère

Fribourg Mystère wählt die Objekte sowie die Verstecke spontan aus. Geplant sei dabei nichts, erläutert Julien. Es gebe keine festgelegten Tage, Orte oder Beträge. Alles werde im Moment nach den Möglichkeiten – dem verfügbaren Geld oder den Spenden – entschieden.

Mit ihren Aktionen will Fribourg Mystère die Unternehmen oder Orte in den Vordergrund rücken und bekannter machen. Wenn das Kollektiv im saisonalen Restaurant «Le Port» in der Freiburger Unterstadt einen Gutschein für einen Coiffeursalon versteckt, ist das folglich kein Zufall. Ebenso wenig wie der 100-Frankenschein, der hinter einem Schild für einen botanischen Pfad in Cottens auftaucht. »Der höhere Sinn für uns, etwas an einem Ort zu verstecken, ist immer, dem Ort oder dem Unternehmen einen Mehrwert zu geben«, sagt Julien.

Jede Gemeinde im Kanton besuchen

Das waghalsige Unterfangen des Kollektivs: Irgendwann in allen Dörfern und Städten des Kantons einmal etwas versteckt zu haben. Wenn das mal erreicht sein solle, höre Fribourg Mystère vielleicht auf, sagt Julien. Zeit spiele dabei keine Rolle: «Wir haben nur den Gedanken, dass wir mit den Mitteln, die wir haben, helfen müssen. Wenn jeder das tun würde, wäre die Welt ein besserer Ort.»

Wir haben nur den Gedanken, dass wir mit den Mitteln, die wir haben, helfen müssen. Wenn jeder das tun würde, wäre die Welt ein besserer Ort.

Fribourg Mystère, Internetkollektiv

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