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ZiG-Blog: Der Minderwertigkeitskomplex Leben

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Vergleichen und besser sein. Gewinnen und Verlieren. Lieben und Hassen. Lachen und Weinen. – Ein Experiment, ein Versuch oder ein essayistischer Irrgang durch das, was passiert, während wir beschäftigt sind: das Leben.

 

 Wenn man sich gelegentlich mit Nachrichten aus aller Welt, mit Literatur, Musik oder den Geschichten kleiner und grosser Menschen auseinandersetzt, kommen doch manchmal Zweifel an der eigenen Existenz auf. Wie geht man mit den momentanen humanitären Katastrophen in Syrien, im Jemen und anderen Gebieten um? Oder was kann man für die Flüchtlinge im Mittelmeer tun? Wie soll man weiterlernen, wenn einem ein Mann von Welt wie Goethe erzählt, dass wir sowieso nichts wissen können? Was soll man denken, wenn einem ein Rapper seine Situation in frühen Jahren schildert, in der er neben seinem Vater auch zwei Freunde verloren hat? Und wie kann man lieben, wenn vor einem ein Kollege in Tränen ausbricht, nur weil dessen Angehimmelte von einem anderen schwärmt?

 

 Sicher, man kann nur Zuschauer sein. Sozusagen ein Statist auf der Bühne – mittendrin, aber nicht Teil davon. Wer das mit seinem Gewissen vereinbaren kann, der verdient eigentlich Höchstachtung und gleichzeitig Verachtung. Von allen und allem. Wiederum stellt sich hier die Frage der Gerechtigkeit. Diese wird wohl von Tag zu Tag ungleicher auf der Welt. Es ist kaum zu verantworten, wenn mittellose Menschen auf halbem Weg ins vermeintliche Glück ertrinken oder junge Erwachsene aufgrund ihrer Hautfarbe erschossen werden, Familien angesichts von Hunger und Elend alles zurücklassen oder Kinder in eine Zukunft ohne Perspektive blicken. Wir lesen dies täglich in Zeitungen oder hören es im Radio oder sehen es in der Tagesschau und sitzen dabei in unserer warmen Stube. Aber auch wir haben unsere Sorgen, seien sie im Vergleich zu den oben genannten Beispielen noch so unbedeutend. Auch wir sind derweilen überfordert, beunruhigt oder gar verängstigt. Die Schweiz wurde erst vor Kurzem zum Land mit der glücklichsten Wohnbevölkerung erkoren, gleichzeitig weist sie aber auch eine der höchsten Selbstmordraten der Welt auf. Diesen krassen Gegensatz lasse ich jedoch still im Raum stehen und versuche, unsere Alltagsprobleme zu charakterisieren, zu ergründen, sie mit Beispielen zu konkretisieren und uns – ganz alleine – eine Meinung bilden zu lassen.

 

 Jede und jeder hat Probleme mit sich selber, mit anderen oder mit allem. Sie und er haben auch das Recht dazu. Das Recht, sich zu beklagen. Das Recht, sich aufzuregen. Das Recht, sich nicht sicher zu sein.

 

 Es liegt in der Natur des Menschen, sich zu vergleichen. Man versucht – ganz automatisch und meist unbewusst – seine Situation zu kategorisieren, in dem man Mitmenschen als Referenz hinzuzieht. Somit wird versucht, besser dazustehen, mögliche Zweifel aus dem Weg zu räumen oder sich einfach zu rechtfertigen. Meist basieren diese Vergleiche auf Materialismus, sozialem Status, gewissen Leistungen und Partnerschaften. Und leider, und das vor allem bei Jungen, beschränken sich Vergleiche auf Oberflächlichkeiten – sprich: Schönheit. Menschen, die mit ihrer Lage, sei es beruflich, privat oder anderweitig überfordert sind, tendieren ebenso zu solch schädlichen Vergleichen. Was hat dieser, was ich nicht habe? Der Nachbar mit dem schnelleren Auto, der Bürokollege mit der frischen Beförderung, der Mitschüler mit der besseren Note oder etwa der Bruder mit der «hübscheren» Freundin?

 

 Probleme existieren, ob existenziell oder nicht – sie sind nun mal da. Für die einen, die vielleicht schon mit unterschiedlichsten Schicksalsschlägen fertig werden mussten, sind kleinere Angelegenheiten kaum von Bedeutung, während diese sich für andere zu gravierenden Fällen ausbreiten können. Dabei kommt die Frage nach dem Ansetzen des Nullpunktes auf. Welche Referenzen gelten? Eine hoffnungslos verliebte 15-Jährige kann sich kaum mit ihrer verheirateten Mutter vergleichen, das gleiche gilt für einen Detailhandelsverkäufer, der sich mit dem Chef seiner Ladenkette vergleicht. Und so wird eine der sieben Todsünden sicht- und spürbar: Invidia–besser bekannt als Neid.

 

 Eine der mächtigsten Waffen des Menschen ist seine immense Vorstellungskraft. Auch in schier aussichtslosen Situationen kann er sich in eine Traumwelt hineinversetzen, in welcher nach seinem Verständnis alles gut ist. Selbst wenn der gesamte Tag in die Hose gegangen, eine Freundschaft auseinandergefallen oder eine Beziehung in die Brüche gegangen ist, kurz vor dem Einschlafen kann man sich eine Utopie aufbauen und mit all ihren positiven Facetten ausmalen, damit man wenigstens für eine kurze Zeit lachen kann.

 

 Schlussendlich können wir aber wohl kaum unsere Sorgen vergessen. Es beruhigt nicht, sich selber zu sagen, dass das Leid beispielsweise in Nepal momentan viel grösser und verheerender ist als meine unerfüllte Liebe, mein schlechter Notendurchschnitt oder mein angeschlagenes Verhältnis zum Chef. Denn es tangiert einem bedeutend mehr als Bilder von Todesopfern auf Titelseiten. Ob dies menschlich und/oder egoistisch ist, lasse ich offen.

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