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Viele Burn-outs, wenig Motivation: Warum wir Arbeit neu denken müssen

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Wer mit seiner Arbeit nichts anfangen kann, erfährt sein Leben als sinnlos. Leider geht es immer mehr Menschen so. Deshalb müssen wir uns Fragen: was ist gute und wünschenswerte Arbeit im 21. Jahrhundert?

Arbeit hat einen schlechten Ruf. Wer das Wort hört, denkt an Stress, Schweiss, Unlust und Frust. Für viele ist Arbeit eine Strafe Gottes: «Im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot essen». Auch für Karl Marx, dessen Weltbild dem des Christentums verwandt ist, ist Arbeit eine Kategorie, an der er die Entfremdung des Arbeiters in der kapitalistischen Produktionsweise aufzeigen kann. Arbeit entäussert nach Marx den Menschen von sich selber.

Wer je unfreiwillig Ferien machen musste oder seine Stelle verloren hat, dem leuchten solche Gedanken kaum ein. Um abends eine Befriedigung zu verspüren, müssen wir tagsüber etwas Sinnvolles getan haben. Sinn, der durch Arbeit hergestellt wird. Sinn, durch den ich mich selber verwirklichen kann.

Man entdeckt diese in der Arbeit steckende Lust auf Selbstverwirklichung, wenn man einen jungen Menschen fragt, was er einmal werden will. Man merkt sofort, dass sein Berufswunsch etwas mit Selbstverwirklichung, mit Wachsen zu tun hat. Dass er darüber nachdenkt, in welchem Beruf er etwas aus sich machen kann.

In der Bezirksschule hatte ich einen rebellischen Freund, der den Lehrern das Leben schwer machte. Er kam immer zu spät, riss grosse Sprüche und gab den Clown. Nachdem er wieder mal einen Riesenmist gebaut hatte, haute er mit der Klassenkasse auf die Isle of Man ab und musste von Interpol zurückgeholt werden. Natürlich flog er von der Schule und wir alle waren sicher, dass er nie einer geregelten Arbeit nachgehen würde. Und dennoch hat er es geschafft, sich neu zu erfinden: Eines Tages vernahm ich, dass er Delfinzüchter in Bordeaux geworden sei und Jahre später sah ich ihn lachend auf einem Bild als Löwendompteur in Libyen. Er hatte gelernt, sich selber zu zähmen.

Wer mit seiner Arbeit nichts anfangen kann, erfährt sein Leben als sinnlos

Natürlich ist das Bild der Arbeit als Selbstverwirklichung etwas zu optimistisch. Kein Akkordarbeiter in einem Schwellenland, kein Minenarbeiter und keine Fliessbandarbeiterin wird Arbeit als sinnstiftend empfinden. Schlechte Saläre, miserable Arbeitsbedingungen und Ausbeutung zum Zwecke der Gewinnmaximierung verhindern, dass Arbeit als Selbstverwirklichung erfahren werden kann.

«Eine wachsende Zahl von Menschen in der postindustriellen Gesellschaft,» schreibt der Philosoph Wilhelm Schmid, «sieht keinen Sinn mehr in der Arbeit.» Wer aber mit seiner Arbeit nichts anfangen kann, der erfährt sein Leben als sinnlos, verfehlt, ja als «falsch».

Deshalb müssen wir den Wert der Arbeit neu in den Blick nehmen. In einer Welt, in der die stabilisierenden Alltagsrituale wegbrechen, gehört die Arbeit zur unbedingten Stütze. Wir sollten die Arbeit also weniger abzuschaffen suchen, als ihre Bedingungen so zu verbessern, dass sie einen Zusammenhang mit unserem Leben aufweist. Dazu gehören Massnahmen zum Gesundheitsschutz, Mitbestimmungselemente und vor allem Individualisierung. Die Rationalisierung entfremdet die Arbeit und sollte so dosiert werden, dass nicht in jedem Supermarkt die Kasse vom Kunden selbst bedient werden muss und draussen stehen die Arbeitslosen herum und verkaufen «Surprise». Wilhelm Schmid sagt auch: «Durch das Arbeiten wird das Selbst bearbeitet.»

Arbeit macht einen Grossteil unserer Lebenszeit aus; sie strukturiert und kalibriert unser Gesellschaftsleben. Es sagt leider wenig Gutes über die Freizeitindustrie aus, dass sie uns kaum Sinn fürs Leben gibt. Sich zu zerstreuen mag nach Phasen der Konzentration guttun; aber es wirft kaum Lebenssinn ab.

Arbeit muss den Austausch unter den Menschen fördern. Denn das grosse Problem unserer westlichen Gesellschaft ist die Vereinsamung.

Arbeit wird immer öfter nur noch als erschöpfend empfunden

Heute verändert sich das Verhältnis von Arbeit, Leben und Freizeit drastisch. In einer Studie geben 75 Prozent der Befragten an, weniger arbeiten zu wollen. Dies betrifft vor allem auch Hochqualifizierte, sodass die Work-Live-Balance neu austariert werden muss. Denn Beruf und Privatleben sind immer weniger voneinander abgrenzbar. Klassische Geschlechterrollen schmelzen weg, ebenso wie fixe Arbeitszeiten. Und man lernt einen Beruf nicht mehr fürs Leben, sondern gestaltet das Erwerbsleben flexibler, wechselt öfter sein Betätigungsfeld.

Trotzdem alarmiert die steigende Zahl der Burn-outs. Das heisst: Arbeit wird immer öfter nur noch als erschöpfende Belastung empfunden.

Auch aus den Tälern im Silicon Valley kommt eine neue Entwertung der Arbeit. Die Philosophin Rebecca Solnit beschreibt anhand der Verödung von San Francisco, wie Arbeit immer mehr durch Automatisation ersetzt wird. In dieser zum Experimentierfeld von Tech-Milliardären gewordenen Stadt gibt es immer weniger Möglichkeiten für menschliche Kontakte. Automaten, Smartphones und Onlineshopping verhindern, dass Menschen real zusammenkommen und zusammenarbeiten. Lieferdienste eliminieren Kontaktzonen. Buchhandlungen, Orte des Austauschs, müssen schliessen, Menschen werden aus den Cafés gejagt, wenn sie sich zu lange darin aufhalten, Innenstädte veröden.

Die unsichtbare Hand des Marktes ersetzt zwischenmenschliche Kontakte durch Onlineverbindungen. Airbnb macht die Auflösung von Nachbarschaft zum Geschäftsmodell: statt Nachbarn ziehen jede Woche andere Leute in die Wohnung gegenüber ein. Technologische Entwicklung schafft zwar Arbeit, aber die falsche.

Die Generation Z, der Arbeitsscheue nachgesagt wird, definiert sich nicht mehr allein über ihre Arbeit, wenn die Arbeitsbedingungen «inhuman» und familienfeindlich sind.

Die Work-Life-Balance ist aus den Fugen geraten

Ein Beispiel: Medizinstudierende möchten nicht 70 Stunden in der Woche arbeiten, weil sie zu wenig verdienen, sondern weil die Arbeitszeiten zu Überlastung und Erschöpfung führen. Deswegen mangelt es gerade im Medizinbereich zunehmend an Ärzte- und Pflegepersonal. Immer mehr Studierende verweigern das «Selbstopfer», das die Älteren gebracht haben, weil sie wissen: wer nur noch im Spital lebt, verliert bald einmal den Sinn seiner Tätigkeit. Wir ahnen, dass das Selbstopfer der Ärzte eng mit ihrem Sozialprestige als «Götter in Weiss» verbunden war; doch dieser Status ist dahin.

Die Arbeit der Ärzte, Ärztinnen und Pflegefrauen ist ein Musterbeispiel einer aus den Fugen geratenen Work-Life-Balance. Fragen wir uns: Welche Fehlentwicklung musste einer der ältesten Berufe zurücklegen, um als auslaugend und wenig sinnstiftend erfahren zu werden? Was ist gute Arbeit?

Martin R. Dean, Schriftsteller.
Bild: Maia Wackernagel

Eine Antwort sei gewagt: eine Arbeit, die vom Menschen ausgeht und seine Selbstentfaltung zum Ziel hat. Eine Arbeit, die Sinn macht und dem Leben Sinn gibt.

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