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«Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt»

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«Lieber nicht», antwortete Danielle Harbin spontan auf die Interview­anfrage der FN. «Das kommt ja dann in die Zeitung, und ich stehe nicht so gerne im Mittelpunkt.» Nach etwas Überzeugungsarbeit willigt die 22-jährige Amerikanerin schliesslich doch ein.

Wer Harbin schon auf dem Platz erlebt hat, kann sie sich nur schwer als introvertierte Person vorstellen. Die Topskorerin der Power Cats jubelt und feixt, ballt bei jedem Punktgewinn die Fäuste, führt ausgelassene Freudentänze aus und feuert ihre Teamkolleginnen lautstark an. «Die Volleyballerin Danielle und die private Danielle sind zwei ganz verschiedene Personen», sagt Harbin. «Meine Rolle im Team bedingt, dass ich während der Spiele meine Komfortzone verlasse und aus mir herausgehe. Das entspricht eigentlich nicht meinem Naturell, aber ich gewöhne mich langsam daran. Heute bin ich viel kontaktfreudiger und offener als früher. Gegenüber unbekannten Leuten und in ungewohnten Situationen bin ich aber nach wie vor nervös und eher verschlossen.»

Stille Wasser gründen tief

Zum Gespräch erscheint Harbin eine Viertelstunde früher als vereinbart. Sie sei immer zu früh, sagt sie. «Wer pünktlich kommt, ist zu spät, pflegte mein ehemaliger Coach stets zu sagen. Das habe ich verinnerlicht: Ich bin möglichst immer frühzeitig da, so habe ich noch Zeit, mich vorzubereiten, bevor es losgeht.» Die 185 cm grosse Volleyballerin wählt ihre Worte mit Bedacht. Sie spricht ruhig und eloquent. Je länger das Gespräch dauert, desto mehr rückt die anfangs introvertierte Frau in den Hintergrund und entschleiert eine leidenschaftliche Persönlichkeit, humorvoll, bodenständig, bescheiden und gesegnet mit vielen Talenten.

«Volleyball war mein Ticket ans College.»

Danielle Harbin

Topskorerin Volley Düdingen

 
 

Eines davon ist der Sport. Drei Sportarten gleichzeitig betrieb Harbin als Kind. Als jüngstes von drei Sprösslingen in Mobile Alabama im Südosten der USA aufgewachsen, fing sie als Fünfjährige mit Basketball an, ihre erste grosse Liebe. «Mein Bruder Glenn, er ist sechs Jahre älter als ich und ein Bär von einem Mann, mindestens zwei Meter gross, betrieb drei Sportarten gleichzeitig: Basketball, American Football und Baseball. Ich fühlte mich immer in einem Konkurrenzkampf mit ihm, weshalb ich in der Highschool auch noch mit Volleyball und Leichtathletik angefangen habe, um nicht weniger sportlich zu sein als er.»

Harbin gehörte in allen drei Sportarten zu den Besten ihrer Schule, am talentiertesten war sie im Volleyball. Bei einem grossen Turnier, bei dem alle Highschoolteams des Landes gegeneinander antraten und sämtliche College-Teams der USA nach Talenten Ausschau hielten, fiel die damals 15-Jährige dem Coach der Arkansas Razorbacks auf. «Volleyball war mein Ticket ans College», sagt Danielle Harbin. «Ich erhielt an der University of Arkansas ein Stipendium und konnte so mithelfen, mein Studium zu finanzieren. Das war mir wichtig, denn meine Eltern hatten bisher schon genug Geld in meine Ausbildung gesteckt.» Rund 2,5 Prozent aller amerikanischen Highschool-Kids erhalten im Durchschnitt ein Stipendium.

Ein Koffer voller Hoffnungen

Mit 21 Jahren machte Harbin als eine der Jüngsten ihres Jahrgangs den Abschluss in Betriebswissenschaft und Finanzwesen. «Für mich war immer klar, dass ich es nach der Ausbildung erst als Profispielerin probiere, ehe ich einen normalen Job suche.» Über einen Agenten, der auch die in Düdingen engagierte Sabel Moffett managt, kam schliesslich der Kontakt mit den Power Cats zustande. Zwei Tage nach ihrer Rückkehr mit dem US-Team von der Universiade in Taipeh (Taiwan) bestieg Harbin erneut das Flugzeug. In Düdingen würde Harbin ihre ersten Erfahrungen als Profi sammeln. Entsprechend gross waren Vorfreude und Nervosität. An ihrem 22. Geburtstag landete die Amerikanerin in der Schweiz, im Gepäck vielen Erwartungen und Hoffnungen. «Ich hoffte, ein gutes, harmonisches Team zu finden. Ich hoffte auf Kolleginnen, die Verständnis haben, wenn ich nicht ständig mit ihnen rumhängen will, weil es mir schwerfällt, mit Leuten zusammen zu sein.»

«Meine Rolle im Team bedingt, dass ich während der Spiele aus mir herausgehe – entgegen meinem Naturell.»

Danielle Harbin

Topskorerin Volley Düdingen

 

Der Schritt vom tiefsten Süden der USA in die Schweizer Provinz nach Düdingen verlief reibungslos. «Das Team machte es mir einfach, mich wohlzufühlen. Ich liebe die Mädchen! Wir sind sehr viel unterwegs, für Matches und Training zweimal pro Tag. Mit den anderen Ausländerinnen Courtney Felinski, Sabel Moffett und Kerley Becker unternehme ich viel, wir gehen an Konzerte oder ans Eishockeyspiel. Es ist schön, mit ihnen auszugehen, und wir haben es immer lustig. Die Initiative geht aber nie von mir aus. Die Kolleginnen akzeptieren, dass ich jeden Tag auch Zeit für mich alleine brauche, ohne deswegen gelangweilt, arrogant, asozial oder traurig zu sein. Dafür bin ich sehr dankbar.»

Ein Titel ohne Relevanz

Sportlich war die Umstellung für Danielle Harbin einiges schwieriger. Der Schritt von der Universitätsmeisterschaft in eine professionelle Liga ist gross. «Im Collegeteam habe ich nicht regelmässig gespielt, zudem habe ich oft meine Position gewechselt. In Düdingen musste ich hart arbeiten, um mein Spiel zu verbessern.»

Inzwischen hat sich die Amerikanerin bestens an die Schweizer Liga gewöhnt. Ihre Leistungen auf dem Platz sind der beste Beweis dafür: 516  Punkte hat sie in den bisherigen 27 Partien für die Power Cats erzielt. Damit ist sie die mit Abstand beste Skorerin der Schweiz. «Bin ich das?», fragt sie verwundert. «Das ist schön, zu hören; die Topskorer-Wertung ist für mich allerdings nicht relevant.» Sie habe das Glück, mit tollen Teamkolleginnen spielen zu können. Ohne sie an ihrer Seite könne sie nicht punkten. «Das Vertrauen der Mitspielerinnen, des Coachs und der Fans zu spüren ist mir wichtiger als das Topskorer-Shirt zu tragen. Daran merke ich, ob ich meinen Job richtig mache oder nicht.»

Sprungstark und schnell

Wie wichtig die Diagonalspielerin für das Düdinger Team ist, sieht man daran, dass Trainer Dario Bettello sein Spielsystem auf die Amerikanerin ausgerichtet hat. «Mit unserem System sorgen wir dafür, dass sie glänzen kann», sagt der Tessiner. «Danielles grosse Stärke ist die Physis. Sie ist extrem sprungstark und schnell. Sie ist wie ein Motor mit extrem vielen PS, den sie aber noch nicht richtig kontrollieren kann.» Im Angriff versuche sie zu oft, mit der Brechstange den Punkt zu machen, da fehle noch die Variabilität. Auch in der Verteidigung und im Service müsse sie sich technisch noch verbessern, sagt Bettello. «Danielle ist noch sehr jung. Sie hat das Potenzial für eine grosse Liga, sie muss aber noch Geduld haben, bis sie reif ist dafür.»

Ende Saison läuft Harbins Vertrag in Düdingen aus. Wie geht es dann weiter? «Darüber habe ich mir noch gar nicht gross Gedanken gemacht. Aber gut, dass Sie fragen. Das erinnert mich daran, dass ich wieder mal mit meinem Agenten Kontakt aufnehmen sollte, um zu schauen, was ich für Optionen habe.» Ursprünglich habe sie geplant, höchstens zwei, drei Jahre im Ausland zu spielen, sagt Harbin. «In Düdingen ist mir klar geworden, dass ich noch so lange wie möglich Volleyball spielen möchte. Ich vermisse hier nichts, ausser meiner Familie.»

Playoff-Viertelfinal

Volley Düdingen klarer Favorit gegen Lugano

Für den TS Volley Düdingen beginnt heute (16 Uhr) die Playoff-Viertelfinalserie gegen Lugano. Weil die Best-of-3-Serien mit den Heimspielen der nach der Qualifikation schlechter klassierten Teams ausgetragen werden, müssen die drittklassierten Power Cats zuerst auswärts antreten. «Das ist ganz schön hart, aber es ist nun mal so. Alles, was bis jetzt gewesen ist, zählt nicht mehr», sagt Düdingen Trainer Dario Bettello vor dem Playoff-Auftakt. «Es beginnt alles wieder bei null. Wer jetzt nicht in Form ist oder mit Verletzungen zu kämpfen hat, der hat Pech.»

Düdingen in Playoff-Form

Weder das eine noch das andere trifft zum Glück auf Düdingen zu. In den letzten beiden Spielen gegen Volero Zürich (0:3) und gegen Aesch-Pfeffingen (3:1) haben sich die Power Cats in bester Playoff-Form präsentiert – und sich in die Favoritenrolle katapultiert. «Ja, wenn alles normal verläuft, sollten wir uns in der Serie gegen Lugano durchsetzen können», ist Bettello optimistisch. «In der kleinen Halle im Tessin ist es aber nie einfach, zu spielen, wie wir anfangs Saison bei der 2:3-Niederlage ja selber erfahren mussten. Wenn das Team nicht übermütig wird und fokussiert spielt, dann sollte es zum Sieg reichen.»

Das zweite Duell der Best- of-3-Serie findet nächsten Samstag in Düdingen statt (17.15 Uhr, Leimacker). Ein allfälliges Entscheidungsspiel würde tags darauf ebenfalls in Düdingen stattfinden (16.30  Uhr). ms

Die weiteren Viertelfinal-Duelle: Volero Zürich – Franches-Montagnes, Aesch- Pfeffingen – Galina Schaan, Neuenburg – Kanti Schaffhausen.

 

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