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Wo alle Wege ineinanderfliessen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Auf der Baustelle für die Demenzstation des Pflegeheims Maggenberg in Tafers ist es in den letzten Wochen etwas ruhiger geworden. Der markante Bau mit den grossen, ausgestellten Fenstern ist fertig. Auch der Innenausbau ist vollendet, und die Räume sind ausgestattet.

Ab November werden hier auf zwei Etagen je zwölf demenzkranke Personen betreut, und zwar solche, die sich in der zweiten Phase dieser Krankheit befinden: Das sind Menschen, die körperlich noch in guter Verfassung und deshalb meist nur in geringem Mass pflegebedürftig sind, deren kognitiven Fähigkeiten aber eingeschränkt sind. «Bei jedem Betroffenen verläuft die Krankheit anders», erklärt Guido Hagen, Geschäftsleiter des Pflegeheims Maggenberg, beim Rundgang durch das neue Demenzheim «Haus ­Magnolia».

Grosser Bewegungsdrang

Erkrankte in der Phase zwei hätten aber meist eine Gemeinsamkeit, nämlich einen grossen Bewegungsdrang. «Sie sind manchmal orientierungslos oder scheinen auf der Suche zu sein, ohne genau zu wissen, wonach. Um die inneren Spannungen abzubauen, setzen sie sich in Bewegung», erklärt Guido Hagen. Da viele von ihnen körperlich sonst noch sehr fit seien, lebten sie dieses Verlangen aus. In einem «normalen» Heim könne diese innere Unruhe eines demenzkranken Bewohners den normalen Alltagsablauf stören, etwa dann, wenn er zu jeder Tages- und Nachtzeit in andere Zimmer gehe und dort in den Sachen wühle oder sich in fremde Betten lege. «In diesem Heim wird es den Bewohnern möglich sein, ihre Bedürfnisse auszuleben. Dies in einem geschützten und behüteten Rahmen, in dem die Verletzungsgefahr so klein wie möglich ist», sagt Guido Hagen.

Die Räumlichkeiten des neuen Heims sind dementsprechend angepasst: Es gibt viel Platz, breite Gänge und wenig Hindernisse, damit die Bewohner ihren Drang nach Bewegung und Freiheit ausleben können. Die Farbgebung von Boden, Wänden und Türen wirkt beruhigend. Es gibt aber auch Nischen, in denen Aktivitäten stattfinden, die den Menschen dabei helfen sollen, so weit wie möglich einen gewissen Alltagsrhythmus einzuhalten. Die Bewohner werden auch punktuell in die Alltagsarbeiten ­einbezogen.

Vor dem Haus Magnolia ist auf einer Fläche von rund 1600 Quadratmetern in den letzten Wochen ein neuer Garten entstanden: auf den ersten Blick eine gut gepflegte und harmonisch angelegte Grünfläche zum Spazieren. «Es ist ein Demenzgarten, eine Anlage also, die ebenfalls ganz auf die Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet ist», erklärt der ­Geschäftsleiter.

Der Garten ist von beiden Etagen des Heims barrierefrei zu erreichen, die Türen öffnen sich automatisch, und von der oberen Etage führt eine lange, gewundene Rampe in den Garten. «Die Bewohner können Tag und Nacht in diesen Garten», erklärt Eveline Bächler, Pflegefachfrau und künftige Leiterin des Heims. «Einige schlafen nur noch wenige Stunden, bei anderen ist der Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander. Es gibt auch Demenzkranke, die nur fünf Minuten bei einer Sache sein können. Wir versuchen, ihnen den Rhythmus zu lassen, der ihnen am besten entspricht», sagt sie. Selbst wenn das heisse, dass ein Heimbewohner nachts um drei Uhr das Verlangen verspüre, das Mittagessen einnehmen zu wollen. «Wenn Demenzkranke in dieser Phase sind, macht es keinen Sinn, sie mit logischen Argumenten eines Besseren zu belehren. Mit Vernunft und Argumenten kommt man nicht weit.» Im Gegenteil, erklärt Eveline Bächler. Versuche man die kranke Person zu drängen, löse dies bei ihr emotionalen Stress aus. «In diesem Zustand sind zwar die kognitiven Fähigkeiten des Menschen reduziert. Doch auf der Gefühlsebene sind sie noch voll da, sie sind übersensibel und nehmen alles wahr.» Die Empfindsamkeit sei viel höher, die Gefühle stärker. «Sie können sehr ehrlich und direkt sein. Was sie sagen, stimmt für sie in diesem Moment.»

Flexibilität und Kreativität

Bächler freut sich auf die künftige Aufgabe im Haus Magnolia. «Es braucht vom Pflegepersonal grosse Flexibilität und Feinfühligkeit», beschreibt sie die Arbeit mit Demenzkranken. «Und Kreativität, um sie zu erreichen und dort abzuholen, wo sie aufgrund ihrer Krankheit gerade sind.» Oft könne man einen Demenzkranken über Dinge erreichen, die ihm altbekannt seien, die ihn in seinem früheren Leben begleitet hätten und die er nun wieder abrufen könne. «Das gibt ihnen die Bestätigung, dass sie noch Fähigkeiten haben.» Denn auf der emotionalen Ebene seien sich die Betroffenen wohl bewusst, dass sie krank seien.

Sich selbst sein

Der abgeschiedene Rahmen einer separativen Demenzstation sei wichtig, sagt Eveline Bächler. «Wir nehmen die Demenzkranken nicht weg aus den anderen Pflegeheimen, sondern schaffen für sie einen geschützten Rahmen, in dem sie sich selbst sein können. Ihr Verhalten ist dann oftmals vielleicht nicht das, was üblicherweise den Normen in der Gesellschaft entspricht.» Die Herausforderung im Umgang mit Demenzkranken sei es, die Situation jedes Einzelnen anzunehmen, sich seinem Rhythmus anzupassen und dafür zu schauen, dass es ihm gut gehe. «Wir stellen uns immer wieder die Frage: Was kann ich tun, damit es dem Bewohner zugute­kommt?»

Immer weiterlaufen

Wenn ein Demenzkranker also das Bedürfnis hat, nachts im Garten herumzuwandern, wird ihn niemand daran hindern. Der Garten ist so angelegt, dass alle Wege immer wieder ineinander übergehen, sozusagen eine Endlosschleife bilden und nirgendwo an eine geschlossene Türe oder ein Tor führen. «So laufen die Bewohner immer weiter, ohne anzukommen, und haben doch das Gefühl, vorwärtszukommen», erklärt Guido Hagen.

Der Garten wurde nach den Ideen einer internen Projektkommission entworfen, nachdem diese sich mehrere ähnliche Einrichtungen angeschaut hatte. Einige Wege sind mit Pflastersteinen ausgelegt, andere mit Kies oder Schnitzeln. Mittendrin plätschert ein spiralförmiger, kleiner Brunnen, auf der Seite spriesst ein Kräutergärtchen. Überall stehen kleine Bänke und laden zum Verweilen ein.

Himbeer-, Brombeer- und Cassis­sträuche sind am Wachsen. Kleine Obstbäume sind eingepflanzt. In den Beeten am Rand der Wege wachsen verschiedene Blumen und Kräuter, es duftet intensiv. All dies sei mit Bedacht so angelegt, erklärt Guido Hagen. «Wir stimulieren bei diesen Menschen verschiedene Wahrnehmungen, durch Farben, Düfte und Formen, dies zu allen Jahreszeiten und bei verschiedenen Wetterlagen. Die Grundsinne des Menschen, seine Urinstinkte, werden auf diese Weise ­angesprochen.»

Er habe damals mit den Planern verschiedene Anlagen besichtigt, um Ideen zu sammeln. «Wir haben hier den Luxus, viel Platz für die Gestaltung des Gartens zur Verfügung zu haben. Das gönnen wir den kranken Menschen.»

Am einen Ende des Gartens warten zwei Hochbeete darauf, bepflanzt zu werden. Das wird Teil der Aktivierung mit den Bewohnern sein. In einer anderen Ecke steht eine Konstruktion aus grossen, entrindeten Holzstämmen. Sie sieht auf den ersten Blick aus wie ein Kunstwerk aus überdimensionalen Mikadostäben, ist aber eigentlich eine Pergola, die mit der Zeit überwachsen sein und Schatten spenden wird. In einem Stück Wiese steht ein grauer, spitzer Fels. Es ist ein Stück des Findlings, der beim Aushub des Demenzheims in der Baugrube gefunden und entfernt wurde. «Als ich ihn sah, wusste ich, dass er sich im geplanten Demenzgarten wunderbar machen würde», sagt Guido Hagen.

Vor Blicken geschützt

Der Demenzgarten wird nur für die Bewohner des neuen Heims zugänglich sein. Er ist von allen Seiten mit Leyland-Zypressen umgeben, die jetzt zwar noch niedrig sind, schon bald aber einen Sichtschutz bilden werden: all dies aus Rücksicht auf die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses Magnolia.

Wie Pflegefachfrau Eveline Bächler erklärt, ist es möglich, dass eine demenzkranke Person mehrere Jahre in der Phase zwei bleibt. Mit dem Fortschreiten der Krankheit nimmt die Pflegebedürftigkeit aber zu, und die Betroffenen sind rein körperlich nicht mehr in der Lage, ihren Bewegungsdrang auszuleben. Sie werden von der Demenzstation in ein normales Pflegeheim verlegt.

Entlastung für Angehörige

Die Demenzstation entspreche einem grossen Bedürfnis, sagt Guido Hagen. Er nimmt an, dass ein Grossteil der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner nicht über die Heime, sondern direkt über die Familien oder die Hausärzte angemeldet werden. «Die Bevölkerung wartet auf ein solches Heim», sagt er. Es gebe sehr viele Angehörige, die mit dem zunehmenden Aufwand bei der Betreuung eines Demenzkranken in der zweiten Phase überfordert seien.

Zahlen und Fakten

24 Betten im Haus Magnolia

Auf dem Maggenberg in Tafers ist in den letzten Monaten die neue Abteilung für demenzkranke Menschen entstanden. Baubeginn war am 1. Juli 2015. Die Demenzstation steht als Anbau in direkter Nachbarschaft des Pflegeheims Maggenberg. Trägerschaft des Hauses Magnolia, wie das neue Heim heisst, ist der Gemeindeverband Gesundheitsnetz Sense – ein Verband, dem alle Sensler Gemeinden angehören. Verbunden mit diesem Projekt mit Kosten von 14,5 Millionen Franken sind auch der Umbau und die Sanierung des bestehenden Pflegeheims Maggenberg. Die Demenzstation soll im November eingeweiht und in Betrieb genommen werden. Auf den zwei Abteilungen entstehen je zwölf Betten. Das Haus Magnolia ist nach dem Heim «Résidence des Chênes» in Freiburg das zweite Demenzheim dieser Art im Kanton Freiburg.

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