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Mit den Kunden gelacht und gelitten

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Zehn Paar Seisler Würstli» – ein Kunde bestellt in der Metzgerei Klaus in Oberschrot eine der Spezialitäten des Hauses. Noch bekommt er diese, doch Ende des Monats ist Schluss mit preisgekrönter Bauernwurst, Grilllutscher, Bäretatze und anderen Spezialitäten, die es nur in diesem Geschäft gegeben hat. Weit über 20 Produkte, Saucen und Marinaden haben Christine und Ruedi Klaus im Laufe der Jahre entwickelt und verbessert, teilweise basierend auf alten Rezepturen, die bereits Ruedis Grossvater verwendet hat. Nach 34 Jahren schliesst das Metzgerehepaar sein Geschäft. «Schweren Herzens», wie Ruedi Klaus sagt. «Wir haben keinen anderen Ausweg gesehen», ergänzt seine Frau. Die beiden suchten lange nach einer Nachfolge – ohne Erfolg. «Es war wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen», erklärt der Metzger. «Dass es keine Zukunft mehr für unseren Betrieb gibt, macht mich traurig.» Aber auch von ihren drei Söhnen hat keiner den Beruf gewählt.

Leidenschaft ist noch da

Seit drei Jahren überlegen die beiden, wie es weitergehen soll, damit sie ihren Wunsch, etwas kürzerzutreten, erfüllen können. «Irgendwann einmal war ein Grundsatzentscheid fällig. Den haben wir letzten Januar gefällt», so der 63-Jährige. Gesundheitliche Probleme von Ehefrau Christine haben den Entscheid bekräftigt. «Wir werden älter und brauchen längere Erholungsphasen», sagt er. Am Beruf selbst liege es nicht. Eigene Produkte herzustellen, Neues auszutüfteln und die Wertschätzung der Kundschaft zu spüren, das sei all die Jahre ihre grosse Leidenschaft gewesen.

Warum der Beruf für Junge immer weniger interessant ist und es deshalb immer weniger Lehrlinge und ausgebildete Berufsleute gibt, können sie sich nicht erklären. «Es ist ein sehr kreativer und abwechslungsreicher Beruf, ich würde ihn immer wieder wählen», sagt Ruedi Klaus. Vielleicht sei es der grosse Anteil an handwerklicher Arbeit, welche Junge abschrecke, vielleicht auch die Arbeit an Samstagen. «Es ist ein schweizweites Problem, unter dem unsere Branche leidet.» Über 30 Lehrlinge haben im Betrieb im Lauf der Jahre ihre Ausbildung gemacht; Ruedi Klaus ist seit Jahrzehnten Mitglied der Lehrlingskommission und Experte bei Lehrabschlussprüfungen.

Bis zum 29. April werden Christine und Ruedi Klaus Vollgas geben, Zeit zum Nachdenken bleibt da nicht. Erst dann machen sie sich Gedanken über das Leben danach. «Ich kann es momentan noch nicht realisieren. Das kommt dann, wenn es so weit ist», sagt Ruedi Klaus. Ganz hören die beiden nicht auf. Der Laden geht zwar zu, sie betreiben aber als Hobby den Partyservice weiter. Von den drei Angestellten ist einer pensioniert, zwei weitere haben eine andere Stelle gefunden.

Mit den Kunden gelacht

«Ich werde den Kontakt zu den Leuten vermissen», weiss Ruedi Klaus schon jetzt. «Wie viele Witze sind über die Ladentheke hinweg erzählt worden. Wir haben mit den Kunden gelacht und haben mitgelitten, wenn sie Probleme hatten.» Das sei über das normale Kundenverhältnis hinausgegangen. «Es waren persönliche Beziehungen, es war nicht nur ein Einkaufen, sondern eher ein Besuch.» Es hat die beiden stolz gemacht, wenn etwa Leute aus Basel Dutzende von Cervelats gekauft haben, weil ihnen die Klaus-Würste am besten geschmeckt haben oder Grossverteiler und Konkurrenten vergeblich versuchten, ihre Grilllutscher zu kopieren. «Das macht Freude und trieb uns an», sagt Christine Klaus, die für das Arrangieren von kalten Platten bekannt ist.

Das gilt auch für die zahlreichen Auszeichnungen, die das Ehepaar für Cervelats, Wienerli, Schüblig, Bauernwurst und Co. beim Qualitätswettbewerb für Schweizer Fleischwirtschaft gewonnen hat. «Etwa 15», antwortet Ruedi auf die Frage, wie viele Goldmedaillen im Laufe der Jahre zusammengekommen sind, von Bronze und Silber gar nicht zu reden. Da er selber Experte bei diesem Wettbewerb ist, kennt er die strengen Auflagen. Weiss, wie schwierig es ist, bis es nach mehrmaligen Spontankontrollen zu einem «sehr gut» reicht. Die Meinungen dieser Fachexperten waren ihm wichtig. Er habe sie als Bestätigung gesehen. Er erzählt, dass für seine Seisler Würstli zuerst seine Kollegen vom Pistolenklub als Versuchskaninchen herhalten mussten, bis er mit der Rezeptur zufrieden war. Das Tüfteln hat sich gelohnt, auch dieses Produkt wurde vergoldet.

Verantwortung abgeben

Trotz aller Wehmut freut sich Christine Klaus auch auf die Zeit danach. «Darauf, nicht jeden Morgen im Einsatz stehen zu müssen», sagt sie, die all die Jahre nebenher den Haushalt besorgt hat. «Man musste einfach funktionieren.» Egal, ob bei Krankheit, nach einer langen Woche oder früher auch während der Militärdienstzeit ihres Mannes. «Es lehrt einem, sich durchzubeissen. Aber wir sind ja auch von Haus aus gewöhnt, viel zu arbeiten.» Für Ruedi Klaus ist es die Verantwortung für den Betrieb, die Kunden und die Mitarbeiter, die er gerne abgibt. Er hat diesen Druck schon früh zu spüren bekommen, da er den Betrieb schon früh übernehmen musste (siehe Kasten).

Etwas mehr Zeit werden sie bald auch für ihre zwei Grosskinder haben, die es gewöhnt sind, in der Metzgerei zu sein. Das galt auch für die drei Söhne. Mit einem Lachen erzählen die beiden, wie sie eines Morgens von einem intensiven Duft geweckt wurden, der von der Metzgerei in die Wohnung darüber drang. «Unser ältester Sohn hat mich beobachtet, wie ich den Schalter gedreht habe, um sieben Bauernschinken über Nacht niedergaren zu lassen», erzählt Ruedi. Unbemerkt habe der Kleine den Kochkessel ein paar Grade höher gedreht. «Die Hama war am nächsten Morgen wirklich gar – das Fleisch ist nur so vom Knochen geflutscht.»

Rückblick

Bereits in der dritten Generation

Felix Klaus hat die Metzgerei Klaus im November 1929 am heutigen Standort im Büel in Oberschrot gegründet. Er führte sie durch schwierige Kriegsjahre; von ihm stammt das erste Rezept für Bauernwürste. Sohn Josef übernahm den Betrieb 1962. Ruedi Klaus war noch in der Ausbildung, als sein Vater 1971 starb. «Bis ich fertig war, haben meine Mutter Ottilie und meine Geschwister Margrit, Hugo und Romy sowie die treuen Mitarbeiter Pierre und Housi überbrückt», erzählt er. Als 21-Jähriger übernahm er den Betrieb. Wenig später ist Christine eingestiegen; sie haben 1979 geheiratet. «So einen Betrieb kann man nicht führen ohne passende Partnerin», betont er. Das gelte für die ganze Familie. «Wir hatten Glück, unsere Söhne haben bei Bedarf mitgearbeitet und uns unterstützt», ergänzt Christine Klaus.

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