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«Meine Lieblingszeit ist immer»

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Es kommt eben doch nicht immer auf die Grösse an: Kaum ein Festival bringt seine loyale Fan-Base in eine so überschwängliche Euphorie wie die doch eher kleine Bad-Bonn-Kilbi. Pascal Maradan alias Mara und Ivo Stritt sind der Kilbi seit Jahrzehnten verfallen. Maradan hat seit der ersten Ausgabe 1991 nur einmal gefehlt, Stritt hat seit 2000 keine Kilbi verpasst.

 

Was bringt euch immer wieder auf dieses abgelegene Gelände?

Maradan: der Stilpluralismus. Mir als Meloman (Anm. der Red.: hier: Musiksüchtiger) machts einfach Spass, dass ich hier immer irgendeine neue Band entdecken kann. Dieses Jahr ist es wieder dasselbe – die meisten Besucher kennen wahrscheinlich nicht mal die Hälfte der Bands, die auftreten. Genau das macht den Charme aus.

Stritt: Da kann ich mich nur anschliessen. Da war etwa mal die dänische Frauenband Selvhenter – ich hatte noch nie von denen gehört, und das war eines der unglaublichsten Konzerte.

Maradan: An der Kilbi spielen irgendwelche Nischen-Bands aus der Türkei neben bekannten Rockbands – wo sonst bietet sich unbekannten Bands schon so eine Gelegenheit? Und die Besucher sind dann auch so eingestellt: Da steht dann der Metalhead mit seinem Napalm-Death-Shirt in der ersten Reihe vor der Bühne und hört ukrainische Volksmusik. Das findest du sonst einfach nirgendwo.

Welches Kilbi-Konzert wird euch für immer in Erinnerung bleiben?

Stritt: Ich weiss es sehr zu schätzen, dass ich Sonic Youth gesehen habe. Und eben Selvhenter. Die waren mit Saxofon, Posaune, Geige und zwei Schlagzeugen auf der Bühne. Das war sackstark. Das war eines dieser Konzerte, an denen die Leute sich kaum mehr rühren konnten – da ist wahrscheinlich niemand davongelaufen.

Maradan: Swans.

Stritt: Oh ja, Swans! Die sind einfach massiv, extrem laut halt, das muss man erst mal aushalten.

Maradan: Da sind viele Leute weggelaufen. Für mich ist das immer ein gutes Zeichen.

Die Bad-Bonn-Kilbi ist auch bekannt dafür, dass ihre Besucher bis morgens durchfeiern und dass sich die Organisatoren immer wieder höchst tanzbare Acts und DJs aus dem Ärmel zaubern. Welches Konzert hat die Leute mitgerissen?

Maradan: Shantel. (Anm. der Redaktion: Shantel macht Balkan-Pop, sein grösster Hit heisst «Disko Partizani», 2009 war er an der Kilbi) Die Leute haben so getanzt, dass man bloss noch eine Staubwolke gesehen hat. Warum auch immer, ich finds recht schrecklich. Aber trotzdem – da haben alle getanzt, die Stimmung war grandios. Oder Monotonix – die waren geil. Die haben nicht auf der Bühne, sondern gleich auf dem Publikum selbst gespielt. Ein Highlight für die Frauen waren sicher auch Queens of the Stone Age 1999. Die waren einfach komplett nackt auf der Bühne.

Stritt: Nicht nur Oliveri? (Anm. der Red.: Nick Oliveri spielte damals zusammen mit Josh Homme bei QOTSA).

Maradan: Nein, alle Bandmitglieder waren nackt. Und danach haben sie noch gemütlich eine Fotosession veranstaltet. Das finde ich auch so gut an der Bad-Bonn-Kilbi. Die Bands laufen gemütlich durchs Publikum und werden nicht im Geringsten dumm angemacht – anderswo könnte man das vergessen.

Und Flauten der Programmation?

Maradan: Das kann ich irgendwie gar nicht einschätzen.

Stritt: Wenn ichs schlecht finde, laufe ich einfach davon und kann mich dann nicht mehr daran erinnern. Aber Flauten braucht es ja auch. Manchmal muss man ein bisschen Pause haben. Ich bin meistens vom frühen Nachmittag bis zur Abfahrt des letzten Zuges hier. Wenn ich permanent alles super fände, würde ich es wohl fast nicht aushalten.

Könnt ihr euch in eurer langjährigen Kilbi-Geschichte an irgendwelche Eskalationen erinnern?

(Beide denken lange nach)

Maradan: Also allgemein ist die Kilbi ja ein extrem friedliches Festival.

Stritt: Das Publikum ist eine gute Mischung von Leuten. Ich bin noch nie blöd angemacht oder angerempelt worden. Aber sonst… Bei Sonic Youth ist einmal der Sound ausgestiegen.

Maradan: Ja, und einmal hat es geschneit. Das war eher ungemütlich. Da fällt mir ein: Im Jahr 2000 war der Backstagebereich für die Bands noch an einem anderen Standort, und in der Nähe stand ein Grabstein. Damals ist die Band Samael aufgetreten, die machen krassen Black Metal, treten als Satanisten auf. Doch beim Anblick des Grabsteins sind sie in Panik ausgebrochen.

Stritt: Der Auftritt der Band Späck ist auch fast eskaliert. Für ihre Show haben sie Hooligans mit Rauchpetarden organisiert, die sie entführen und in einem VW-Bus davonschleppen. Das Konzert war nach 30 Sekunden vorbei. Einige Leute hatten schon Angst.

Maradan: Der Performance-Künstler Pavel Schmidt hat mal auf der Bühne eine Sprengaktion mit Gartenzwergen gemacht. Eine der Raketen war leider ein Querschläger. Eine Person war leicht verletzt – der Künstler hat ihn als Entschuldigung zur nächsten Show als Assistent eingeladen. Das war aber auch das einzige Event, das ein bisschen in die Hosen ging.

Und das bei so vielen Shows. 27 Jahre Bad Bonn – Pascal, kannst du dich noch an die erste Ausgabe erinnern?

Maradan: Die Kilbi hiess damals noch «Blues und Rock Chilbi» und hat auch drei Tage lang gedauert. Die heutzutage zweite, kleinere Bühne war die grosse Hauptbühne. Es gab ein grosses Konzert und zwei bis drei Vorbands. Bekannte Bands waren keine dabei. Das kam dann zwei, drei Jahre später – in dieser Zeit legten die Organisatoren den Schwerpunkt auf Metal.

 

Schwerpunkt Metal – deine Lieblingszeit also?

Maradan: Nicht unbedingt. Meine Lieblingszeit ist eigentlich immer.

Und was war früher besser?

Stritt: Das sind doch irgendwie immer mühsame Typen, die, die früher alles besser fanden, oder?

Maradan: Früher kam man ohne Stress zu Tickets. Sonst finde ich die Kilbi auch unverändert gut. Auch, dass immer mehr Leute aus anderen Kantonen kommen, stresst mich nicht. Das war eigentlich schon immer so.

 

Was darf nie fehlen, damit die Kilbi auch weiterhin unverändert gut bleibt?

Maradan: Bier.

Stritt: der Falafel-Stand. Und die Dekorationen von Mara.

 

Stimmt, Pascal, du entwirfst jedes Jahr die Deko der Bad-Bonn-Kilbi – letztes Jahr war es ein Stern, vor einigen Jahren eine Spinne. Womit beglückst du uns dieses Jahr?

Maradan: Mit einem elliptischen Turm.

Stritt: Ist das nicht eine Rakete aus «Tim und Struppi»?

Maradan: Den Turm packen wir dann noch mit Weiden ein. René Zosso und ich machen das schon seit ewigen Zeiten. Anfangs waren die Dekos noch bescheiden, mittlerweile sind wir beim Gigantismus angelangt. Die erste Deko war der «Magic Garden» mit Lichteffekten und Spiegeln. Mittlerweile ist dort eine öffentliche Toilette. Stritt: Die darf natürlich auch nie fehlen.

Programm 2017

Tipps und Bijous aus den Tiefen des diesjährigen Kilbi-Programms

Im Folgenden einige Tipps für die Bad-Bonn-Kilbi 2017:

Freitag, 2. Juni 2017

Angel Olsen: Die US-Amerikanerin passt in keine Schublade. 2014 hat sie noch traurigen, manchmal frustrierten, melancholischen Independent Folk gemacht, in dem sie die Gnadenlosigkeit der Menschheit besang. Heute trägt sie in ihrem Video zu ihrem Song «Shut up, Kiss Me» eine Perücke aus Lametta, fährt einen Cadillac und macht entschlossene, emanzipierte und mitreissende Songs über die immer noch gleiche Gnadenlosigkeit.

Sleep: Das ist Stoner-Metal par excellence. Die Band aus Kalifornien gibt es seit 1990 – und hat seit damals viele Kiffer glücklich gemacht. Ihr Album «Dope- smoker» ist eine Ode ans Kiffen und sorgte dafür, dass die Band sich auflösen musste – zu wenig radiotauglich. Und was zu wenig radiotauglich ist, ist bekanntlich im genau richtigen Masse Kilbi-tauglich.

Flamingods: Die Bandmitglieder der Flamingods sind über den halben Erdball verteilt. Einige behaupten, sie hätten noch nie im selben Raum zusammen gespielt und würden sich nur Audiodateien hin- und herschicken. Ihre Musik ist tanzbar, hypnotisch und klingt nach allen möglichen Ländern – vor allem aber nach Afrika, dem Nahen Osten und Ostasien.

Samstag. 3. Juni 2017

Princess Nokia: Destiny Frasqueri ist jung: Die 25 Jahre New Yorkerin rappt gegen patriarchale Rollenbilder und Gender-Klischees. Ihre Konzerte gelten als tough, wild, super und manchmal gefährlich: Einen Zuschauer soll sie an einem Konzert mal geschlagen haben, weil er sie sexistisch beleidigt habe.

The Moonlandingz: In einem englischen Musikmagazin wurden die Moonlandingz mal beschrieben als «kosmische Band, die Lederhosen trägt und Socken aus Aluminium.» Die Band ist sogar Yoko-Ono-approved: Rock‘n‘Roll aus dem All.

Dengue Dengue Dengue!: Die Peruaner sind weltweit für ungewöhnliche Tropen-Bass-Töne bekannt. Dengue Dengue Dengue! geben nicht nur musikalisch was her – ihre Shows bieten alles, was das Festivalherz begehrt: Masken, Neon-Farben und schamanische Gesänge.

Sonntag, 4. Juni 2017

King Gizzard and the Lizard Wizard: Die australische 80s-Trash-Metal-Band ist bekannt dafür, mal eine Runde durchzudrehen. Nicht nur beim Spielen ihrer Songs, sondern auch beim Produzieren ihrer Alben. Während einer Fragerunde für ihre Fans stellte ein Anhänger mal die Frage: «Plant ihr eigentlich, all diese vielen Alben zu produzieren?» Ihre Antwort lautete: «Nein, das passiert einfach.» Vom kompakten 60s-Pop bis zu Starkstrom-Gitarren-Klängen: King Gizzard driftet mit Sicherheit nie in die Langweiligkeit ab.

Anna Meredith: ein Stück, auf dem ein 165-köpfiges Orchester nur auf seinem Körper und völlig ohne Instrumente spielt? Die 39-jährige Britin hat eins komponiert. Anna Meredith kommt von der klassischen Musik her und hat elektronische Vibes einfliessen lassen. Von zart bis pumpend – Meredith deckt alles ab.

Mitski: Mitski hasst es zu lächeln. Zu lange waren Asiatinnen in diesem klassisch unterwürfigen Rollenbild gefangen. «Deine Mutter würde es nicht mögen, wie mich meine erzogen hat», singt sie in ihrem Hit «Your Best American Girl.» Ihre Fan-Base wird trotzdem immer grösser.

kf

 

 

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