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«Ich fange jeden Tag bei Null an»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Ich fange jeden Tag wieder bei Null an», sagt W.* Der 30-jährige Mann aus dem Sensebezirk hat einen langen Weg hinter sich. Vor gut neun Jahren war er ein junger, sehr aktiver Mensch. Jemand, der in vielen Vereinen engagiert war, der Pläne für seine berufliche Karriere hatte und wusste, was er wollte. Im Alter von 21 Jahren ist bei ihm eine psychische Erkrankung ausgebrochen; völlig unerwartet. Er habe fast zwei Monate kaum mehr geschlafen, sich aber selbst eingeredet, dass es ihm gut gehe, erzählt er im Gespräch mit den FN. Er habe gearbeitet, intensiv Sport getrieben, aber nachts seien seine Gedanken nicht zur Ruhe gekommen. «Ich habe Pläne gemacht und sie am nächsten Morgen umgesetzt. Alles war easy, ich war unglaublich produktiv, und alles gelang.»

Er erzählt, wie er in eine manische Phase geriet und dabei völlig in seiner Welt gefangen war. Ging er in die Beiz, habe er beispielsweise rundherum alle Gespräche aufgesaugt. «Du hörst alles, beziehst alles auf dich, weil das Hirn nicht mehr wie üblich die Informationen filtert.» Er habe wie abgehoben gelebt – bis es zwei Monate später zu einer heftigen Krise kam.

Kleine Schritte

Ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik wurde nötig. W. verbrachte dort eine Zeit lang und fand nur langsam den Weg aus der Krise. Die starken Medikamente halfen zwar, führten aber anfangs zu Handlungsblockaden und zu Müdigkeit. Bis die Dosierung stimmte, erlebte er ein Auf und Ab: «Ich habe die Freude an allem, was mir vorher Spass gemacht hat, verloren.» Er habe sich gezwungen, wieder an frühere Aktivitäten anzuknüpfen, und sei durch ein tragfähiges Netz von Freunden und Familie unterstützt worden. «Es waren kleine Fortschritte. So klein, dass sie von aussen kaum sichtbar waren.» Er habe gelernt, sich nicht aufzugeben und die kleinen Erfolge wahrzunehmen.

Eigenes Tempo

Ein knappes Jahr später begann W. wieder in seinem Beruf als Zimmermann in einem Holzverarbeitungsbetrieb zu arbeiten. «Es war immer mein Traumberuf», sagt er. Schon die Lehre hat er mit Bestleistungen abgeschlossen, und heute gibt er sein Wissen an Lehrlinge weiter, die er im Betrieb betreut. Zudem erledigt er in der Firma sämtliche Zuschnittarbeiten für seine Arbeitskollegen auf der Baustelle. «Ich arbeite in meinem Tempo, aber selbstständig und exakt.» Für ihn sei es wichtig, dass seine Arbeit geschätzt wird. «Es ist für mich keine Beschäftigungstherapie, kein Schonraum, sondern das richtige Leben.» W. bemüht sich deshalb, die ihm aufgetragenen Arbeiten und Aufgaben zuverlässig zu erledigen. Das Pensum beträgt 50 Prozent. «Mehr geht nicht.» Versuche, es zu erhöhen, sind gescheitert und führten zu Rückfällen. «Auf längere Sicht gesehen, bringe ich so die bessere Leistung, weil sie konstant ist.» Das Ganze sei nur möglich dank einem verständnisvollen Arbeitgeber, der ihm die Möglichkeit gibt, wieder im erlernten Beruf Fuss zu fassen. W. ist auch dankbar für die Unterstützung der Invaliden- und Militärversicherung, die ihm die Arbeit in diesem Rahmen ermöglicht.

Struktur ist wichtig

Auch in der Freizeit braucht W. eine gewisse Struktur. Nichtstun liegt ihm nicht, also hilft er in Vereinen oder pflegt sein Hobby als Imker. Die Gefahr für einen Rückfall sei so kleiner: «Das kann schnell kippen.» Er habe gelernt, sich auf seine Stärken zu konzentrieren und beim kleinsten Anzeichen einer Krise zu reagieren: «Beispielsweise die nötige professionelle Hilfe zu holen, Psychiater oder Psychiatrie-Spitex zu kontaktieren, mich mit der Familie oder Freunden zu beraten oder einen Klinikaufenthalt zu erwägen.» W.s Erfahrung hat ihm gezeigt, dass er mit dieser Unterstützung auch schwere Krisen bewältigen kann. In schwierigen Momenten gebe es ihm Kraft, sich an seine schöne Kindheit und Jugend und die Zeit vor der Krankheit zu erinnern und so positive Emotionen hervorzurufen.

Die Krankheit wird ihn ein Leben lang begleiten, gemäss Diagnose ist sie nicht heilbar. «Ich habe gelernt, damit zurechtzukommen.» W. wird ein Leben lang Medikamente einnehmen müssen. Es war ein Prozess, dies zu akzeptieren und zu verstehen. «Für mich sind sie heute wie für andere Menschen Kontaktlinsen. Nicht sichtbar gegen aussen, aber sie ermöglichen mir eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.» Um Rückfälle zu vermeiden, ist es für ihn wichtig, die Medikamente auch in stabilen Zeiten gewissenhaft einzunehmen.

* Name der Redaktion bekannt.

Vorschau

Bewältigung von Lebenskrisen

«Lebenskrise – wie weiter?» lautet das Thema des neunten Trialogs, den die Freiburgische Interessengemeinschaft für Sozialpsychiatrie am 16. Mai in Tafers organisiert. Trialog heisst, dass sich drei Parteien – Betroffene, Angehörige und Fachpersonen – auf Augenhöhe begegnen und austauschen. Die Einführung zum Thema hält Luca Rampa, leitender Arzt des Bereichs Erwachsenenpsychiatrie und -psychotherapie beim Freiburgischen Netzwerk für psychische Gesundheit (FNPG). Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung erwünscht. Kurzentschlossene können aber auch spontan vorbeigehen.

im

Gasthof St. Martin, Tafers. Di., 16. Mai, 19.30 Uhr. Weitere Infos und Anmeldung: Tel. 026 424 15 14.

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