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Die Welt des Schönen und Irrationalen

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Die Angst vor Demenz ist bei vielen Menschen so gross, dass sie gar nicht erst ein hohes Alter erreichen wollen. Die Angst vor dem Kontrollverlust, vor dem Vergessen und davor, die Persönlichkeit zu verlieren: Autor Thomas Jenelten hat eine andere Art, die Symptome von Demenz zu betrachten. Kommenden Dienstag trägt er im Bildungszentrum Burgbühl Passagen aus seinem Werk «Zimtmarlene – Texte aus der Innenwelt der Demenz» vor. Anlass ist ein Informationsabend im Hinblick auf die zukünftige Demenzstation im Pflegeheim Maggenberg in Tafers. Jahrelang hat der gebürtige Walliser Thomas Jenelten im Burgbühl Besinnungstage durchgeführt. Nun arbeitet er als Seelsorger in einem grossen Pflegezentrum in Baden. Dort ist er mit dem Thema in Berührung gekommen und stellte fest: Die Stigmatisierung der Krankheit ist gross. Deshalb beschloss Jenelten, dagegen etwas zu unternehmen. «Zimtmarlene» ist ein Versuch, empathisch mit Demenz umzugehen, den Patienten eine Stimme zu geben und mit einigen hartnäckigen Vorurteilen aufzuräumen.

Eintauchen in andere Welten

Häufig stellt sich die Frage: Was tun, wenn einem die Reaktion des Gegenübers irgendwie sinnlos erscheint? «Es gehört zur Demenz, dass du dich in völlig andere Welten begibst», sagt Jenelten. «Dein Gegenüber – eine 90-jährige Frau – fragt dich etwa, wann denn jetzt ihre Mama zum Besuch vorbeikommt. Und du weisst, dass das bestimmt nicht geschehen wird», sagt Jenelten. In solche Situationen gerät der 58-Jährige häufig. Von den gut 200 Patienten auf der Pflegestation habe mindestens die Hälfte eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Demenz.

Um darauf besser reagieren zu können, hat er mit einer intensiven Weiterbildung an einer Fachhochschule begonnen. «In diesem Zusammenhang musste ich eine Arbeit schreiben»: die Geburtsstunde des Buches «Zimtmarlene», das im Verlag des Regionalen Pflegezentrums Baden erschienen ist.

Nun weiss er zum Beispiel: Im Falle der 90-Jährigen, die ihre Mutter sehen möchte, sollte man in die Welt der Demenzkranken eintauchen und sie nicht korrigieren. «Korrigieren würde bedeuten, die Patientin auf die rationale Ebene zu verweisen. Und genau diese Ebene beherrscht sie ja als Demenzkranke nicht mehr.» Jenelten versucht dann, sein Gegenüber auf ein Thema zu lenken, bei dem es sich wohler fühlt. Er erinnert sich an Situationen, in denen Patienten immer wieder «Hallo» durch den Raum rufen. Da könne das Pflegepersonal noch lange zurückrufen, dass sie gleich bei dieser Person seien – das Rufen gehe weiter. «Eine Vermutung ist, dass die Patienten das rationale Ich verschwinden sehen und diesem zurufen. Das heisst, die Leute würden merken, dass ein Teil von ihnen verschwindet, der sie bis anhin ausgemacht hat.»

Einer der wichtigsten Prämissen von Jeneltens Buch ist, dass er seine Protagonisten, die Demenzkranken, als volle Personen mit etwas veränderter Kognition wahrnimmt.

Schönes und Schwieriges

Thomas Jenelten führt mit Angehörigen mindestens so viele Gespräche wie mit den Betroffenen selbst. «Wenn dein Mann Demenz hat und dich einfach nicht erkennt, kann das eine extrem harte Erfahrung sein.» Denn er sei zwar immer noch dein Partner, aber nicht mehr derselbe Mensch: «Es ist wie ein Abschied auf Raten.» Demzufolge sei es für das Umfeld manchmal fast schwieriger, mit der Situation umzugehen, als für die Betroffenen selbst – diese würden tief in die Welt der Demenz eintauchen. «Wenn die Phase des Realisierens erst einmal vorbei ist, fängt eine neue Geschichte an. Demenzkranke erleben Schönes und Schwieriges, genau wie wir – es wird gelacht und gesungen.» So fasst Jenelten es in seinen fragmentarischen Gedichten auch in Worte: «Ein freundliches Gesicht, eine Hand nimmt die Hand, ist meine Hand. Streichelt. Das Gesicht singt ein Lied, bisschen trauriges Lied.»

Bildungszentrum Burgbühl, St. Antoni, Di., 6. Juni, 19.30 Uhr.

«Die Patientin zu korrigieren würde bedeuten, sie auf die rationale Ebene zu verweisen. Und genau diese fehlt ihr ja.»

Thomas Jenelten

Autor «Zimtmarlene»

Zur Person

Autor, Musiker, Seelsorger

Thomas Jenelten ist 1959 im Kanton Wallis geboren. Er hat an der Universität Freiburg studiert und ein paar Jahre hier gewohnt. Danach hat er lange die Pfarrei Aarau geleitet. Seit gut vier Jahren nun arbeitet er als Seelsorger in einem Pflegezentrum in Baden. Daneben liest und schreibt er gerne und hat auch schon Konzerte mit eigenen Liedern gegeben.

kf

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