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Lernende lernen Chef zu sein

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Mit ein bisschen zu viel Schwung lenkt eine junge Frau den Handhubwagen in die Kurve. Drei Kisten, die sie darauf befördert, purzeln um, und die darin befindlichen Haarspraydosen fallen mit einem Scheppern zu Boden. Sofort eilen zwei junge Männer herbei und helfen ihr, die rollenden Dosen einzusammeln. Ärger mit dem Filialleiter hat die junge Frau wegen ihres Missgeschicks wohl nicht zu befürchten. Denn ihr Vorgesetzter befindet sich genauso wie sie noch in der Lehre. In dieser Woche leiten nämlich 15 Lernende des Unternehmens Aldi Suisse die Supermarktfiliale in Courgevaux. Sie kümmern sich um die Bestellung der Waren, die Personalplanung, die Warenpräsentation, den Kassendienst und die Kundenberatung.

«Alle unsere Detailhandelslernenden betreiben in ihrem letzten Lehrjahr für eine Woche eigenständig eine Filiale», erklärt Jürg Salzmann. Er ist einer der vier Betreuer, der in Courgevaux den Auszubildenden beratend zur Seite steht. Drei Tage lang hätten er und seine Kollegen die jungen Erwachsenen auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet. Die meisten ihrer Fragen beträfen das Bestellsystem von Aldi: Denn bis wann spätestens bestellt werden müsse oder welche Menge benötigt werde, sei je nach Filiale unterschiedlich.

Verständigung auf Englisch

Die Lernenden in Courgevaux arbeiten normalerweise in anderen Aldi-Filialen in der Schweiz. Salzmann zählt einige der Standorte auf: Zweisimmen, Genf, Brig, Thun, Bern oder Düdingen. Dort im Sensebezirk macht der 19  Jahre alte David Savic seine Lehre. In Courgevaux habe ihn überrascht, welche Arbeiten die Filialleitung zu erledigen habe. Alle Lernenden übernehmen für einen halben Tag diese Funktion. «Als Leiter fand ich es herausfordernd, die Vielzahl an Arbeiten auf alle Lernenden zu verteilen», sagt Savic. Milena Santos, die in Martigny ihre Lehre macht, hat nun gelernt, «dass die Arbeit des Filialleiters nicht einfach ist und dass er eine grosse Verantwortung auf den Schultern trägt». Ergin Ganiu, der in einer Filiale in Solothurn seine Lehre absolviert, hat als Leiter gelernt, zu organisieren und Anweisungen zu erteilen.

Diese drei Lernenden geben alle an, am liebsten die Kassenarbeit zu übernehmen. Doch auch die weniger beliebten Aufgaben müssen erledigt werden. Für Savic ist das der Bereich der Brot- und Backwaren. Santos und Ganiu freuen sich weniger über das Putzen nach Ladenschluss. «Aber das ist trotzdem wichtig, damit die Kunden ein sauberes Geschäft vorfinden», sagt die 20-jährige Santos. «Fällt eine Einigung schwer, weist der Lernende, der Filialleiter ist, die Arbeiten zu», sagt Savic.

Der zweisprachige Kontakt mit ihren Kollegen und den Kunden war ebenfalls eine neue Erfahrung für die Lernenden. «Wenn jemand sehr schnell Französisch spricht, habe ich manchmal Mühe, alles mitzubekommen», sagt der 21  Jahre alte Ganiu. «Wir wissen uns schon zu helfen», ergänzt Santos. «Manchmal sprechen wir Englisch. Schlussendlich verstehen wir uns immer.»

Kunden testen die Lernenden

Jürg Salzmann berichtet von positiven Kundenreaktionen. «Die Stammkundschaft hat natürlich gemerkt, dass andere Mitarbeiter im Geschäft sind. Einige testen unsere Lernenden: Sie fragen, wo sich ein bestimmtes Produkt befindet, obwohl sie es genau wissen», sagt er und lacht. Dass mehr deutschsprachige Mitarbeiter präsent seien, hätten die Kunden gelobt.

Sein nächstes Ziel sei nun, die Lernenden gut durch die Abschlussprüfungen zu bringen, sagt Salzmann. Er ist zuversichtlich: «Unsere Lernenden sind während dieser Woche in Courgevaux unglaublich gewachsen.»

Eigenständigkeit

Neue Produkte selbst entwickeln

Eigene Produkte herstellen, vermarkten und verkaufen: Das ist das Ziel des Unternehmens Mazubi. Das Besondere daran: Das Unternehmen besteht ausschliesslich aus den 130 Lernenden der Micarna-Gruppe an den Standorten Courtepin im Kanton Freiburg und Bazenheid im Kanton St. Gallen. «Grundsätzlich sind alle Lernenden Teil von Mazubi. Je nach individuellem Interesse und je nach Ausbildung sind sie stärker ins Projekt involviert», sagt Deborah Rutz, Mediensprecherin der Micarna, auf Anfrage. «Im Rahmen von Mazubi entwickeln die Lernenden eigene Produkte, produzieren und vermarkten sie und stellen eigene Events auf die Beine.» Koordiniert wird alles durch eine eigene, aus Lernenden bestehende Unternehmensleitung.

Mit Mazubi möchte die Micarna «Eigenständigkeit und Selbstbewusstsein der Auszubildenden fördern», sagt Rutz. «Sie sollen erfahren, was es braucht, ein Unternehmen zu führen, eigene Ideen umzusetzen, und sie sollen daraus ihre Lehren ziehen.» Über den Tellerrand der eigenen Ausbildung hinauszublicken, sei ebenfalls wichtig.

Bei der Lancierung von Mazubi vor zehn Jahren habe der Mangel an Lernenden sicherlich eine Rolle gespielt, so Rutz. Mazubi sei auch Teil der allgemeinen Professionalisierung der Berufsbildung innerhalb der Micarna-Gruppe. Den Lernenden ein eigenständiges Unternehmen anzuvertrauen, habe sich bewährt. «Wir haben heute angehende Lernende, die sich mitunter für die Micarna als Ausbildungsbetrieb interessieren, weil sie Teil von Mazubi sein wollen.» Demnach sei das Projekt sicherlich förderlich für die Rekrutierung von Lernenden.

«Gut für die Zukunft»

Wie Aldi Suisse hat auch die Swisscom Shops, die von Lernenden geführt werden. Ein solcher befindet sich seit 2014 in Düdingen. Die Auszubildenden des Telekommunikationsunternehmens übernehmen dort die Kundenberatung, die Arbeitsplanung, die Shop-Gestaltung und den Verkauf. So sollen sie selbstständiger werden und Aufgaben übernehmen, die in anderen Shops nicht möglich sind. Fragen zum Shop in Düdingen konnte die Swisscom gestern nicht beantworten.

Christophe Nydegger, Dienstchef des kantonalen Amts für Berufsbildung, äus­sert sich positiv über die Projekte mit Lernenden. «Dass die Unternehmen ihnen Verantwortung und Vertrauen übertragen, ist gut für die Zukunft der jungen Erwachsenen.» Die Unternehmen würden diese Projekte als Werbemassnahme nutzen, «was durchaus gerechtfertigt ist».

jmw

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