Das Programm für Familien aus Kerzers ist gesetzt: Es ist Sonntagnachmittag, und die neue Eisbahn steht bereit. Mehrere Gruppen bewegen sich zielstrebig Richtung Eisbahn. Die Schlittschuhe haben im Kinderwagen Platz gefunden, der Nachwuchs ist warm eingepackt und läuft freudig vornweg. Seit Samstag ist die Eisbahn Kerzers in Betrieb. Die etwas älteren Kinder können den Weg problemlos alleine gehen, sie kennen ihn bereits: Die sogenannte Krummen-Arena befindet sich unmittelbar neben der Orientierungsschule (OS) Kerzers. Der Sportplatz wurde für drei Monate zur Eisbahn umfunktioniert.
«210 Paar nigelnagelneue Schlittschuhe stehen bereit», freut sich Werner Bula, Vorstandsmitglied des Vereins Eisbahn Kerzers. Auch solche mit zwei Kufen für die Kleinsten, die sich zum ersten Mal auf das Glatteis wagen. «Ich war Sportlehrer an der OS», erzählt Bula, «damals spritzten wir tagelang Wasser für eine Natureisbahn.» Um das Jahr 1975 habe er mit seinen Schülern eine Bande aus Holz genagelt. «Sie war jahrelang im Einsatz.» Doch diese Eisbahn sei natürlich sehr wetterabhängig gewesen, gibt Bula zu bedenken. Mit der neuen Anlage sind die Kerzerser unabhängiger vom Wetter; Kühlröhren sorgen dafür, dass das Eis auch bei Sonnenschein nicht schmilzt.
Der Eintritt ist gratis
Das Eisbahn-Projekt wurde von der Gemeinde angestossen. «Wir haben in der Freizeitkommission überlegt, was wir tun könnten, um auch im Winter einen Treffpunkt in Kerzers zu schaffen», erklärt Roland Wettstein, Präsident des Vereins Eisbahn Kerzers. «Im Sommer gibt es ja das Schwimmbad, wo man sich treffen und bewegen kann.» Mit einem Skilift auf den Sonnenberg wäre es wohl schwierig geworden, sagt Wettstein und schmunzelt. «So kamen wir rasch auf das Projekt Eisbahn.» Von Beginn an sei klar gewesen, dass es gratis sein muss. «Es soll für alle sein und nicht am Eintrittsgeld scheitern», betont Wettstein.
Die Rückmeldungen auf das Projekt seien fast durchwegs positiv, sagt Wettstein. «Es haben viele Eltern Geld gespendet.» Natürlich sei auch die Frage aufgekommen, weshalb es in Kerzers eine Eisbahn brauche, wenn es bereits in Murten eine habe. «Die Eisbahn Murten ist ein Tourismusprojekt. Unsere Eisbahn ist für die Bevölkerung von hier», stellt Wettstein klar, «so dass Familien und Kinder oder Jugendliche in fünf Minuten auf dem Eis sein können.» Und nicht nach Murten oder Düdingen fahren müssten. Auf der Website des Vereins hat es einen Belegungsplan. Dort ist ersichtlich, wann die Eisbahn für die Öffentlichkeit frei ist. Unter der Woche sind es Schulklassen, welche die Bahn für sich in Anspruch nehmen dürfen. Am Wochenende gibt es Eishockey-Trainings. Einige Abende der nächsten Wochen sind für Firmenanlässe reserviert.
«Ich finde es toll, dass wir in Kerzers jetzt eine eigene Eisbahn haben», sagt eine Mutter von zwei Kleinkindern. Nur ein bisschen klein sei das Eisfeld schon. Es misst 15 mal 30 Meter. Ein Drittel der Bahn ist für die abgetrennt, die Eishockey spielen wollen. Die Eisbahn füllt sich, der Andrang ist gross. Erwachsene drehen ihre Runden oder stehen an der Bande und schauen stolz ihrem Nachwuchs zu. «Für Schulkinder ist es natürlich super», sagt die Mutter und hilft ihren Kindern beim Anziehen der Schlittschuhe. «Jetzt muss ich meine wohl auch anziehen», sagt der Vater und grinst. Die Gesichter der Kinder strahlen.
Zahlen und Fakten
Das Budget beträgt knapp 100 000 Franken
Das Budget des Vereins Eisbahn Kerzers beläuft sich auf knapp 100 000 Franken, wie Präsident Roland Wettstein ausführt. «Das Geld stammt zur Hälfte von Sponsoren, und die Gemeinden tragen 20 Prozent der Kosten.» Patronatsgemeinden sind Kerzers, Ried bei Kerzers, Fräschels, Golaten, Gurbrü und Wileroltigen. Rund 13 000 Franken kamen laut Wettstein durch ein öffentliches Crowdfunding zusammen. «Den Rest versuchen wir, über den Betrieb und die Buvette zusammenzubekommen.» Es werde sich zeigen, ob die Eisbahn selbsttragend sein kann. Die Buvette wird vom Verein Eisbahn organisiert. Das Personal stammt jedoch von verschiedenen Vereinen der Patronatsgemeinden. Die Kerzerser Eisbahn-Saison läuft bis Ende Februar.
