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Ein wenig Privatsphäre im Gefängnis

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die schwere, gelbe Stahltüre der Einzelzelle fällt leise zu. Für einige Momente macht sich ein Gefühl der Enge breit. Dem Besucher wird es wohler, als sein Begleiter, ein Angestellter der Anstalten von Bellechasse in Sugiez, die Türe wieder einen Spalt weit aufmacht. Der Besucher hat das Gefühl, dass etwas Luft in die Zelle strömt. Dabei ist der Raum lichtdurchflutet. Der Blick durch das vergitterte Fenster schweift über das Feld in Richtung Osten. Rechts im Blickfeld erinnert der Hochsicherheitstrakt den Besucher daran, dass er sich in einer Strafvollzugsanstalt befindet. Der Bewohner dieser Zelle ist privilegiert, ist doch der Blick hinaus bedeutend anregender als derjenige aus den Innenzellen in den grauen Hof.

Links in der Zelle ist ein kleines WC eingebaut – geduscht wird auf der Etage. Die Zellen sind alle ähnlich, doch sie unterscheiden sich ein wenig im Grundriss und in der Einrichtung. Allen ist eigen, dass es ein Lavabo gibt, einen Tisch, einen Schrank und ein Bett. Die Räume sind etwa zwei mal drei Meter gross und entlang mehrerer Gänge auf drei Stockwerken untergebracht. Die meisten Insassen können in ihrer Freizeit in den Trakten frei zirkulieren.

Privatsphäre garantiert

Das schon etwas ältere Hauptgebäude umfasst 102 Plätze, aufgeteilt in Dreier-, Zweier- und Einzelräume. Die Einzelzellen sind keineswegs eine Strafe, stellt der Begleiter auf eine Frage des Besuchers hin klar. Vielmehr entsprächen sie dem Wunsch vieler Insassen, denn sie böten wenigstens ein wenig Privatsphäre im Gefängnisalltag. So sehe es zum Beispiel niemand, wenn der Insasse aufs WC gehe. Oft kämen die Insassen zuerst in die Dreierzellen und könnten sich in die Einzelräume hocharbeiten, erläutert der Mitarbeiter. Allerdings komme es auch vor, dass sich Teams so gut verstehen, dass die Leitung ihnen erlaube, zusammenzubleiben. So erhalte man die Dynamik der Gruppe.

Der Besucher findet ein perfekt aufgeräumtes Zimmer vor. Ein Sprachlehrbuch liegt geöffnet auf dem Nachttisch. In einer Schale liegen Obst und Schokolade. Eine kleine Herdplatte bietet dem Insassen die Möglichkeit, sich etwas zu kochen – wenn ihm das Essen der Gefängnisküche einmal nicht schmeckt, oder wenn er sich im Laden der Anstalt etwas kauft, um ein heimatliches Menü zu geniessen, oder aber wenn er Besuch hat. Denn es ist den Insassen erlaubt, Gäste zu empfangen, Kollegen aus der Anstalt, und mit ihnen zu essen. Dies sei gerade am Wochenende gang und gäbe. Das Gemeinschaftsgefühl soll den Männern nicht abhandenkommen, so das Argument. Zweimal am Tag bekommt der Insasse eine warme Mahlzeit. Für das Frühstück erhält er Brot, Käse und Marmelade ausgehändigt. Ihm steht dafür ein Kühlschrank auf der Etage zur Verfügung.

Tagsüber leer

In den Anstalten von Bellechasse leben Männer aus der ganzen Welt – aus rund 60 bis 70 Ländern. Der Bewohner der Zelle, ein Mann aus Osteuropa, ist im mittleren Sicherheitsniveau eingesperrt. Er ist wie alle Gefängnisinsassen zur Arbeit verpflichtet – es sei denn, es gebe zwingende Gründe, welche ihn davon abhalten. Deshalb sind die Zellen in der Regel nur am Abend und in der Nacht belegt. Die Arbeit an den verschiedenen Einsatzorten endet um 17.30 Uhr. Die Insassen haben dann Freizeit, können essen und zum Beispiel Sport treiben. Um 19.50 Uhr gehen die Türen in den Zellen zu. Dann ist Nachtruhe in den Anstalten von Bellechasse. Die Insassen bleiben bis 6.30 Uhr für sich allein, in diesem Raum, der dann auf einmal unheimlich eng werden kann.

Die Insassen können sich ihre Zellen nicht aussuchen, erfährt der Besucher. Vielmehr werden sie ihnen zugewiesen. Entscheidende Kriterien seien die Herkunft und das Delikt. Man versuche, Konflikte zu vermeiden.

Der Besucher ist vom Blick, den er in die Einzelzelle werfen durfte, beeindruckt, er ist aber auch froh, als er die Einzelzelle auf dem «gelben Stock» verlässt. Sein Begleiter in Uniform lässt die Türe ins Schloss fallen und dreht den grossen Schlüssel um. Die Zelle ist geschlossen. Am Abend bezieht der Bewohner der Zelle wieder den Raum, der vorübergehend sein Zuhause ist.

Serie

Ein Blick hinter die Kulissen

Zum Jahresbeginn öffnen die FN Türen, die normalerweise geschlossen sind. In einer losen Folge erhalten die Leserinnen und Leser Einblicke in Bereiche, die sonst öffentlich nicht zugänglich sind. Den Auftakt bildet der Besuch in einer Einzelzelle im Gefängnis Bellechasse.

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