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Für eine Theologie des Einbezugs

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Fachleute aus halb Europa sind kürzlich zu einem interdisziplinären Workshop nach Freiburg gereist. Organisiert wurde er vom Institut für das Studium der Religionen und den Interreligiösen Dialog, dem Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft sowie der Fokolar-Bewegung. Mariano Delgado, Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte, ist mit dieser Begegnung sehr zufrieden.

Was für Resultate sind bei diesen Gesprächen herausgekommen?

Während der Dialog auf den Ebenen des Zusammenlebens und des gemeinsamen Handelns immer selbstverständlicher wird, ist der Dialog auf der anderen Ebene immer noch schwierig. Es sind immer noch viele Vorurteile vorhanden. Nicht alle religiösen Traditionen pflegen zudem eine angemessene Hermeneutik anderer Religionen.

Ist der Dialog des theologischen Austauschs immer noch schwierig?

In der Theologie der Religionen fehlt vielfach eine «alteritätsgerechte» Hermeneutik, die das Fremde mit einbezieht, wie sie etwa Bartolomé de Las Casas im 16. Jahrhundert zu entwickeln versuchte, als er meinte, wir sollten die Ereignisse auch so betrachten, «als wenn wir Indianer wären».

Welche Herausforderung für den interreligiösen Dialog hat sich herauskristallisiert?

In der Schlussrunde hat sich ein gewisser Konsens der Minimalbedingungen des religions-theologischen Dialogs abgezeichnet, den ich folgendermassen zusammenfassen möchte: Ein solcher Dialog setzt zunächst die Rahmenbedingungen dessen voraus – das, was wir heute «Religionsfreiheit» nennen. Gemeint ist damit eine herrschaftsfreie Situation, die die Grundrechte aller garantiert. Bevor wir in den religionstheologischen Dialog eintreten, ist es nötig, dass wir die eigene religiöse Tradition selbstkritisch durchleuchten und uns mit den darin vorhandenen «Pathologien» oder Fehlentwicklungen auseinandersetzen. Heutzutage besteht in der christlichen Exegese beispielsweise ein Konsens darüber, dass man sich auf die Bibel nicht zur Rechtfertigung von Aggression und Gewalt berufen kann. Es war aber nicht immer so. In der Kirchengeschichte finden wir auch die Konstruktion eines einseitigen «Missionsrechts» als Einbahnstrasse zur christlichen Eroberung und Evangelisierung der Welt ohne Reziprozität gegenüber anderen Religionen.

Wie wurde dieses «Missionsrecht» überwunden?

Es bedurfte der Hilfe des weltlichen Rechts und der Philosophie der Aufklärung. Die Theologie war nicht imstande, aus sich heraus einen Weg zur Religionsfreiheit zu finden. Das Christentum hat den Weg zur Überwindung der gewaltsamen Bekämpfung von Häresie und Glaubensabfall gefunden. Diese Geschichte stellt einen Lernraum zur Überwindung ähnlicher Pathologien in anderen Religionen dar.

Gibt es weitere Ansatzpunkte für den Dialog?

Es ist wichtig, dass die beteiligten Theologen einen aufgeklärten Inklusivismus entwickeln, der die anderen nicht ausschliesst, sondern unter Respektierung ihres jeweiligen Selbstverständnisses einzuschliessen versucht. Das heisst: Man fragt, was Gott uns mit den anderen Religionen sagen möchte und wie wir angesichts der Religionsvielfalt zu einem religions- beziehungsweise alteritätsgerechten Verständnis des Anderen und unser selbst im Angesichte des Anderen gelangen können. Der religionstheologische Dialog zielt nicht auf Bekehrung ab, sondern auf Austausch der jeweiligen Hoffnung und gemeinsame Suche nach der Wahrheit.

Welche Bedeutung hatte für den Workshop die Erklärung über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen des Zweiten Vatikanischen Konzils?

Sie ist ein wichtiger Ausgangspunkt. Erstaunlicherweise haben einige der muslimischen Gesprächspartner diese immer wieder sehr zustimmend zitiert, weil dort der Islam beziehungsweise die Muslime eine gewisse Anerkennung erfahren. Denn die «Berufung des Menschen» zur Gottförmigkeit durch Christus gilt «nicht nur für die Christgläubigen», sondern für alle Menschen guten Willens, in deren Herzen die Gnade unsichtbar wirkt.

Was können christliche und muslimische Teilnehmer von diesem Workshop mit nach Hause nehmen?

Dass in der Geschichte des Christentums manche Religionspathologien mühsam überwunden wurden und dass seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die exklusivistische und ekklesiozentrische Theologie des «Ausserhalb der Kirche gibt es kein Heil» dem inklusivistischen, christozentrischen Denken des «Ausserhalb von Christus gibt es kein Heil» Platz machte. Einen «islamischen Inklusivismus» zu entwickeln, sollte für muslimische Theologen und Theologinnen das Gebot der Stunde sein.

«Es ist nötig, dass wir die ­eigene religiöse Tradition selbst­kritisch durchleuchten.»

Mariano Delgado

Theologe

«Diese Geschichte stellt einen Lernraum zur Überwindung von Pathologien in Religionen dar.»

Mariano Delgado

Theologe

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