Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Eine Liebeserklärung ans Jaundeutsche

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

In der Nähe von Leo Buchs’ Elternhaus in Jaun ist eine Bäckerei. Dort musste er als Junge einmal ein Brot holen. Auf dem Tresen in der Bäckerei standen allerlei Leckereien und Gebäck, kleine Dinge, die perfekt in seine Hosentasche passen würden. Also steckte er kurzerhand zwei kleine Bonbons ein, als Ruosa, die Bäckerin, sich zu den Brotkörben umdrehte. Dumm nur, dass sie es bemerkt und im Guetz­li-Glas nachzählt: «Dù häsch zwìi gstole, du Luusbueb», sagt sie ihm und ruft wütend ihren Mann, der den kleinen Leo bestrafen soll. Hastig legt er die Bonbons zurück ins Glas, als sie draussen nach ihrem Mann ruft. Dieser kommt in die Bäckerei, zählt ebenfalls nach, und sagt entnervt zu seiner Frau: «Zele mùss mù chöne.» Diese und 39 weitere kleine Geschichten hat der Autor des Jaundeutschen Wörterbuchs, Leo Buchs, in seinem neuen Werk «Früer ìsch mengs gònz òndersch gsyy» veröffentlicht.

«Wir Jauner merken, dass unsere Sprache nicht verstanden wird, und passen uns an.»

Leo Buchs

Dialektologe und Autor

 

Schläft das Jaundeutsche?

Buchs ist ein Nostalgiker. Er möchte das Jaundeutsche so beibehalten, wie es ist, sagt Bekannten in Jaun auch mal, sie sollen richtig Jaundeutsch sprechen. Er hat selbst aber auch kein Problem, sich anzupassen, etwa wenn er im Kanton Zug ist, wo er unterdessen wohnt. Denn er sagt: «Wir Jauner merken, dass unsere Sprache nicht verstanden wird.» Das habe er etwa beim Schauen der Sendung «SRF bi de ­Lüüt» gemerkt, als diese in Jaun zu Besuch war: «Viele Einheimische hatten Hemmungen, ihren eigenen Dialekt zu sprechen.» Das Jaundeutsche sei am Einschlafen. Gerade mal 600 Personen sprechen diesen Dialekt noch. Mit seiner Literatur will Buchs es pflegen und aufrechterhalten. Er selbst ist seit Jahren Exil-Jauner; als 12-Jähriger bereits hat er das Dorf verlassen. «Sobald meine Füsse die Grenzen des Kantons Freiburg überschreiten, spreche ich aber nur noch Jaundeutsch», sagt er. Leo Buchs ist Dialektologe – 2014 hat er das Jaundeutsche Wörterbuch veröffentlicht, an dem er jahrelang gearbeitet hat. Der 77-Jährige hat ursprünglich Gesundheitsökonomie studiert und hat lange im Pharma-Bereich gearbeitet.

Der kleine Leo Buchs am Schultpult.

Vor einigen Jahren hat er dann sein Interesse an der Germanistischen Linguistik entdeckt und gemeinsam mit seiner jüngsten Tochter ein Dialektologie-Studium absolviert. Das Jaundeutsche Wörterbuch war seine erste Hommage an den besonderen Dialekt, der seine Kindheit geprägt hat. Das Buch, das er nun veröffentlicht hat, schlägt in die gleiche Kerbe: «Es richtet sich vor allem an Heimweh-Jauner.» Er habe Geschichten schreiben wollen, zuerst rein auf Jaundeutsch, wovon ihm ein Studienkollege abgeraten habe. Nun steht auf der linken Seite des Buches die Geschichte jeweils auf Standarddeutsch und auf der linken auf Jaundeutsch. «Es war mir aber wichtig, nicht irgendwelche Fantasiegeschichten zu schreiben.» Stattdessen erzählt «Früer ìsch mengs gònz òndersch gsyy» Geschichten über die ersten Erinnerungen von Leo Buchs und ist ein Liebesbrief an ein Dorf, dem nicht allzu viel Beachtung geschenkt wird. Deswegen steht auch im Untertitel: «Ein paar Geschichten für alle, die wissen wollen, wie es früher in Jaun war. Aber es stimmt nicht ganz alles.» So habe er etwa die Namen aller Protagonisten seiner Erzählungen geändert. «In Jaun kennt jeder jeden. Da muss man schon aufpassen, was man schreibt», sagt Buchs lachend.

Hier hat Buchs seine Kindheit verbracht.

Anders, aber nicht besser

Sein Buch ist aufgeteilt in verschiedene thematisch gegliederte Kapitel und Unterkapitel, etwa «Im Duerf» oder «I dr Schùu». Diese werden ergänzt durch ein Kapitel mit Geschichten, die fünf andere Jaunerinnen und Jauner verfasst haben – Leo Buchs hat diese dann ins Jaundeutsche verschriftlicht. Das ganze Projekt wird unterstützt vom Förderverein Jùutütsch, der auch beim Jaundeutschen Wörterbuch schon Verleger war.

Die Publikation von Buchs ist nicht nur eine Liebeserklärung an ein Dorf, sondern auch an alle Leute, die sein Leben irgendwie beeinflusst haben. Etwa sein «Etter Adoùf», der im Dorf zwar als kurios gilt, ihn jedoch mit all seinen verrückten Geschichten die Freude am Geschichtenerzählen vermittelt hat. Früher war eben alles anders. «Aber nicht immer besser», so Buchs.

Förderverein will Mundart erhalten

Der Förderverein Jaundeutsch setzt sich für die Erhaltung des Dialekts als Umgangssprache der Bevölkerung der Gemeinde Jaun ein. Er unterstützt die Publikation jaundeutscher Literatur und auch sprachwissenschaftlicher Arbeiten zur Erforschung des Jaundeutschen. Das Buch kann bei Leo Buchs bezogen werden Tel. 041 761 77 58 oder über den Förderverein: www.jaundeutsch.ch/kontakt. Es kostet 23 Franken (plus Porto und Verpackung).

kf

 

 

Meistgelesen

Mehr zum Thema