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«Walliser haben den Sympathiebonus»

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Franziska Werlen ist immer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Von der Stadt Freiburg, wo sie wohnt, bis nach Wiler im Lötschental, wo sie aufgewachsen ist, dauert die Fahrt zweieinviertel Stunden. Zwei bis dreimal im Monat legt die 35-Jährige die Strecke zurück. Sie ist gerne unterwegs. Die meiste Zeit aber verbringt sie in Freiburg. Seit dem 1. April 2011 leitet sie das Sensler Museum in Tafers, wo sie bereits ab 2008 als Praktikantin gearbeitet hatte. Dass eine Walliserin das Museum des Sensebezirks leitet, sei von Beginn weg gut aufgenommen worden. «Die meisten Leute waren erfreut darüber», sagt Franziska Werlen. Das habe auch damit zu tun, dass der Walliser und der Sensler ganz viele Sachen gemeinsam haben oder hatten, erklärt sie. Zum Beispiel den Volkskalender (siehe Kasten unten rechts). Oder auch die Dialekte, die beide in der Schweiz nicht überall sofort verstanden werden. «Als Walliser hat man den Sympathiebonus», findet Franziska Werlen. Und sie würde zum Beispiel nie einen Sensler auslachen, wenn er ein eigenartiges Wort brauche, dass sie nicht verstehe. «Da sind wir solidarisch.»

Ihren ersten Museums-Job hatte Franziska Werlen im Lötschentaler Museum in Kippel. Das war vor elf Jahren, heute arbeitet sie immer noch als Registrarin dort, sie macht das Inventar, genauso wie im Schloss und Museum in Spiez, wo sie ebenfalls tätig ist.

Bezug zu den Bergen

Das Sensler Museum und jenes im Lötschental haben in Bezug auf die Volkskultur einiges gemeinsam, ihre Entstehungsgeschichte und ihre Voraussetzungen sind aber ganz anders (siehe Kasten). In beiden Museen hat es Dinge, die sich ähneln. Wie zum Beispiel die Ex-Voto, Votivbilder, die vom katholischen Glauben und vom Vertrauen in eine höhere Macht zeugen. «In beiden Regionen haben die Menschen einen starken Bezug zu den Bergen und auch die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle.» Viele Traditionen wie zum Beispiel Fronleichnam als das Fest der Gegenreformation, das auch jetzt noch als Brauchtum gelebt wird, würden sich ähnlich abspielen. Trotzdem würden sich die beiden Regionen im gelebten Brauchtum unterscheiden, sagt Franziska Werlen. «Im Lötschental ist es viel akzentuierter.» Traditionelle Bilder und Dinge wie Fasnachtsmasken oder Wegkreuze seien noch präsenter und lebendiger. Im Sensebezirk etwa sei das immaterielle Erbe wie die Kilbi oder der Dialekt besonders wichtig. «Die Sensler definieren sich mehr über das, was sie im Alltag leben, als über Dinge.»

 Franziska Werlen erarbeitet im Sensler Museum vier Wechselausstellungen pro Jahr. Das tut sie seit ihrem Start vor vier Jahren mit grossem Enthusiasmus. «Der Sensebezirk ist eine Region, die nicht so überladen ist mit vorgefertigten Bildern über die Region wie das Wallis. Hier kann ich aus dem Vollen schöpfen», freut sie sich. An der Leitung eines regionalen Museums gefallen ihr vor allem «die kleinen Geschichten dahinter». «Sie sind nicht weltbewegend, bringen einem aber zum Lachen und geben ein gutes Gefühl.» Sie denkt dabei zum Beispiel an den Tintenfleck auf dem langen Holztisch aus Richterwil bei Bösingen, der im Sensler Museum steht. Das muss ein schwarzer Nachmittag für den Jungen gewesen sein, der bei seinen Hausaufgaben das Tintenfass auslaufen liess … In einem Museum zu arbeiten, das den Alltag sowie einfache Dinge behandle und in das jede und jeder etwas einbringen könne, das gefalle ihr, sagt Franziska Werlen.

In beiden Welten zu Hause

Und wo fühlt sich die Walliserin, die seit 2001 in der Stadt Freiburg wohnt und hier ihr Lizenziat abgeschlossen hat mehr zu Hause? «Am Anfang klar im Wallis. Mit der Zeit fühlst du dich an beiden Orten zu Hause», erzählt sie. Mittlerweile sei sie froh darüber, an beiden Welten teilhaben zu können und in beiden Welten dazuzugehören.

Die Sensler definieren sich mehr über das, was sie im Alltag leben, als über Dinge.

Franziska Werlen

Leiterin Sensler Museum

Der Sensebezirk ist weniger überladen mit vorgefertigten Bildern über die Region als das Wallis.

Franziska Werlen

Leiterin Sensler Museum

Zahlen und Fakten

Lötschentaler versus Sensler Museum

Das Lötschentaler Museum in Kippel im Lötschental besitzt circa 3500 Sammlungsstücke und ist 33 Jahre alt, das Sensler Museum in Tafers ist sieben Jahre älter und zählt 1200 Sammlungsstücke. Dieser Unterschied ist darauf zurückzuführen, dass der Berner Kunstmaler Albert Nyfeler, der sich im Lötschental niederliess, schon in den 1920er-Jahren damit angefangen hatte, Objekte aus dem Lötschental zu sammeln. Für das Museum im Wallis wurde im Gegensatz zu jenem in Tafers extra ein Gebäude errichtet. «Es ist ein wenig charmantes Haus, das in einem schönen Dorfteil von Kippel liegt», sagt Franziska Werlen. Dieses Gebäude habe die Vor- und Nachteile, die das Sensler Museum nicht habe. «Das allererste und wichtigste Sammlungsstück des Sensler Museums ist das Sigristenhaus selbst, auch wenn es streng genommen nicht der Stiftung gehört.» Dafür sind die Räume im Gebäude klein und niedrig. «Was aber gleichzeitig unendlich spannend ist», betont Franziska Werlen. Der Sensebezirk zählt mit 40000 zwar ein vielfaches mehr an Einwohnerinnen und Einwohnern als das Lötschental mit seinen 1700. Dafür kann das Lötschentaler Museum stärker von den Touristen profitieren. «Sie machen ein grosses Segment aus», so Werlen. Der Tourismus öffne im Wallis allgemein viele Türen. Die Walliser Museen sind zudem im Gegensatz zu jenen in Freiburg als Verein organisiert. «Es ist schade, dass es dies in Freiburg nicht auch gibt.» Die Zusammenarbeit für die Freiburger Museumsnacht sei nämlich jeweils fruchtbar, so Franziska Werlen. Sie selber ist Mitglied im Vorstand des Vereins Berner Museen, dem das Sensler Museum angeschlossen ist.ak

Sprache: Zwei höchstalemannische Dialekte mit Neuerungen

B eide – S enslerdeutsch wie Walliserdeutsch – sind höchstalemannische Dialekte. Diese werden im äussersten Südwesten des deutschen Sprachraums gesprochen und unterscheiden sich von den nördlich angrenzenden hochalemannischen Dialekten. So sagt man im höchstalemannischen et-wa «schnye», während es im hochalemannischen wie dem Berndeutschen «schneie» heisst. Das Berner Oberländische gehört ebenfalls zu den höchstalemannischen Dialekten. «Die höchstalemannischen Züge gehen im Kanton Freiburg weit nach Norden, während sie im Kanton Bern auf das Oberland zurückgedrängt sind», erklärt Walter Haas, emeritierter Professor für Germanistische Linguistik. Haas hatte zusammen mit dem Sensler Autor Christian Schmutz das Senslerdeutsche Wörterbuch herausgegeben.

Neuerungen im Alpenraum

Senslerdeutsch und Walliserdeutsch würden aber nicht nur aus «Antiquitäten» bestehen, betont er. Im Gegenteil: «Die südlichen Mundarten bestehen aus ganz vielen Neuerungen.» Weiche die Mundart von der Schriftsprache ab, sei das ein Zeichen für eine Neuerung. Im Walliserdialekt wird etwa der Ausdruck «Hischer» für Häuser als neuere Form gegenüber dem Ausdruck «Hüser» als alte Form verwendet. Ein Unterschied zwischen Deutschfreiburg und Deutschwallis bestehe darin, dass das Wallis eine Passlandschaft und somit eine Durchgangslandschaft sei. Das wirke sich auf den Dialekt aus, der sich stärker an Einflüsse anpasse. «Der Senslerdialekt ist eine beständigere Mundart.»

Beim Sprechen würden sich die Sensler und die Walliser heute weniger anpassen als früher. «Man kann es sich leisten, phonetisch exklusiver zu reden, weil sich das Leben allgemein mehr angeglichen hat», erklärt Walter Haas. Die Sprecherzahl des Senslerdeutschen wird auf mindestens 30 000 geschätzt. Walliserdeutsch wird von den rund 80 000 Oberwallisern gesprochen. ak

Volkskalender: Bis 1982 war es der «Volkskalender für Freiburg und Wallis»

D er Freiburger Volkskalender erschien erstmals im September 1909 für das Jahr 1910 und hiess damals «Volkskalender für Freiburg und Wallis». Begründet wurde der neue Kalender mit dem Hinweis, dass es in der Schweiz zahlreiche andere Kalender gebe und Deutschfreiburg und Deutschwallis nicht länger einen eigenen Kalender entbehren sollten. Dies ist dem Beitrag des ehemaligen Kalender-Redaktors Moritz Boschung aus der Jubiläumsausgabe des Volkskalenders von 2009 zu entnehmen. Die Freiburger Nachrichten schrieben dazu am 18. September 1909: «Die Gemeinschaft der Sprache und der Religion, die Ähnlichkeit der Sitten und des Volkscharakters, der Beschäftigung und der Interessen, die beiderseitige inselartige Abgeschiedenheit von der nächsten Umgebung durch Sprache und Religion – alles dieses sind Momente, welche Deutschfreiburg und Deutschwallis gegenseitig aufeinander hinzuweisen scheinen.»

Kaum mehr Interesse

Bis 1982 richtete sich der Kalender vor allem an die Bevölkerung im Oberwallis und katholisch Deutschfreiburg. Das Schwergewicht der Beiträge lag allerdings fast immer auf dem Freiburgteil. Das abnehmende Interesse im Oberwallis führte dazu, dass Kalendermann Moritz Boschung, der die Aufgabe als Redaktor 1981 übernommen hatte, den Walliser Teil des Kalenders im Jahr 1982 aufgab. Gleichzeitig wurde der Kalender konfessionell auf ganz Deutschfreiburg geöffnet.

Wie der 2010 verstorbene Historiker Moritz Boschung im Jubiläumsartikel festhält, war es damals schwierig, einen Redaktor für den Walliser Teil zu finden. Zudem seien wenig Nachrufe und keine Inserate mehr aus dem Wallis eingetroffen, und es wurden im Wallis nur wenig Exemplare des Volkskalenders verkauft. Mit der neuen Ausrichtung änderte sich dann im Jahr 1988 auch das Titelblatt des Freiburger Volkskalenders, das bis heute dasselbe geblieben ist. ak

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