Diverse Berichte zur Spitalplanung und zum geplanten Ende des Zeitungsdrucks bei der Druckerei St. Paul
Zwei Ereignisse der letzten Zeit stellen die wirtschaftliche Lage und den Zusammenhalt im zweisprachigen Kanton auf die Probe. Es handelt sich einerseits um die verlorenen Stellen bei der Paulusdruckerei, da beide regionalen Tageszeitungen künftig nicht mehr in Freiburg gedruckt werden. Andererseits geht es um die Streitigkeiten über das Freiburger Spital HFR. Die
Tagespresse und auch das Spitalwesen sind in unserem sprachlichen «Brückenkanton» von grösster Wichtigkeit. Beide sind auch ein Sinnbild für die Schwäche und die Verletzlichkeit unserer Lage an der Sprachgrenze. Und beide zeigen auf, dass Freiburg nicht nur in eine Sackgasse gerät, sondern geradezu in die Wand fahren wird, wenn wir weiterhin die zwei kantonalen Sprachen und Gemeinschaften gegeneinanderstellen.
Angesichts des Drucks von
den Agglomerationen der Welsch- und der Deutschschweiz ist eine zögerliche Politik für die Entwicklung Freiburgs sehr gefährlich. Statt einer übervorsichtigen und schwachen Politik, die die Zweisprachigkeit als Konkurrenz zwischen zwei Kulturen
betrachtet, benötigt Freiburg mehr Komplementarität im
sprachlichen Denken und Handeln. Sonst riskieren wir alles zu verlieren, Deutsch- und Welschfreiburger gleichermassen, so dass wir am Ende ohne starkes Zentrumsspital und ohne unabhängige Printmedien dastehen. Es ist unabdingbar, dass unsere Behörden sich stärker engagieren, um die Beziehungen zwischen den zwei Sprachgemeinschaften zu stärken. Regierung und Parlament sind
aufgerufen, endlich den Auftrag aus der Verfassung zu
konkretisieren, gemäss dem die Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften zu fördern ist. Dies muss anhand eines kantonalen Sprachengesetzes geschehen, als Umsetzungsinstrument zum Bundesgesetz über die schweizerische Mehrsprachigkeit, und
in Anlehnung an ähnliche Massnahmen des dreisprachigen Kantons Graubünden.
Laurent Thévoz, Grossrat, Freiburg